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Limit

Limit

Titel: Limit
Autoren: Frank Schätzing
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gefragt. »Er würde das sicher gern sehen.«
    »Ach nein, ich bin froh, wenn er mal schläft. Sie glauben ja nicht, wie hart er arbeitet.«
    »Gleich sind wir da. Dann müssen Sie ihn sowieso wecken.«
    »Er braucht jede Sekunde. Wissen Sie, ich würde ihn nur für etwas wirklich Wichtiges wecken.«
    Etwas wirklich Wichtiges, dachte Borelius. Soso.
    Nun, da der Helikopter der Landeplattform entgegensank, bequemte sich Paulette, mehrfach leise »Bernard« zu sagen, bis dieser verwirrt die Augen aufschlug und blinzelte.
    »Sind wir schon da?«
    »Wir landen.«
    »Was?« Er fuhr hoch. »Wo ist die Plattform? Ich dachte, wir sehen die Plattform.«
    »Du hast geschlafen.«
    »Oh! Merde! Warum hast du mich nicht geweckt, chérie? Ich hätte liebend gerne die Plattform gesehen!«
    Borelius enthielt sich jeglichen Kommentars. Kurz bevor sie aufsetzten, erhaschte sie einen Blick auf eine stattliche, schneeweiße Yacht weit draußen auf dem Meer. Dann berührten die Kufen den Grund, und die Seitentür des Helikopters schwang auf.
     
    Auf der Yacht verließ Rebecca Hsu ihr Arbeitszimmer, durchquerte den riesigen, marmorverkleideten Salon und trat aufs Deck hinaus, während sie mit ihrer Zentrale in Taipeh telefonierte.
    »Es ist vollkommen unerheblich, was der französische Vertriebsleiter will«, sagte sie unwirsch. »Wir reden von einem Duft für zwölfjährige Mädchen. Denen muss er gefallen, nicht ihm. Wenn das Zeug anfängt, ihm zu gefallen, haben wir einen Fehler gemacht.«
    Am anderen Ende der Leitung wurde wild argumentiert. Hsu ging mit raschen Schritten ins Heck, wo der erste Offizier, der Kapitän und das Schnellboot auf sie warteten.
    »Mir ist schon klar, dass die ihre eigene Kampagne wollen«, sagte sie. »Ich bin ja nicht blöde. Sie wollen immer was Eigenes. Diese Europäer sind schrecklich kompliziert. Wir haben den Duft in Deutschland, in Italien und Spanien auf den Markt gebracht, ohne jedem eine Extrawurst zu braten, und waren jedes Mal erfolgreich. Ich sehe nicht ein, warum ausgerechnet Frankreich – Wie bitte? – Was hat er gesagt?«
    Die Information wurde wiederholt.
    »Unsinn, ich liebe Frankreich!«, rief sie empört. »Sogar die Franzosen! Ich bin nur die ständige Revolte leid. Sie werden damit leben müssen, dass ich ihren geliebten Luxuskonzern gekauft habe. Ich lasse sie ja in Ruhe, solange es um Dior und so weiter geht, aber bei unseren Eigenkreationen erwarte ich bedingungslose Kooperation.«
    Entnervt sah sie zur Isla de las Estrellas hinüber, die sich wie ein buckliges Seeungeheuer aus dem Pazifik hob. Keine Brise bewegte die Luft. Die See spannte sich als dunkle Folie von Horizont zu Horizont. Sie beendete das Gespräch und wandte sich den beiden livrierten Männern zu.
    »Und? Haben Sie noch mal nachgefragt?«
    »Es tut mir außerordentlich leid, Madame.« Der Kapitän schüttelte den Kopf. »Keine Genehmigung.«
    »Mir ist absolut schleierhaft, was das soll.«
    »Die Isla de las Estrellas und die Plattform dürfen von Privatschiffen nicht angelaufen werden. Entsprechendes gilt für den Luftraum. Das ganze Gebiet ist eine einzige Hochsicherheitszone. Wären nicht Sie es, müssten wir sogar auf deren Helikopter warten. Ausnahmsweise haben sie zugestimmt, dass wir Sie mit unserem eigenen Schnellboot übersetzen.«
    Hsu seufzte. Sie war es gewohnt, dass Regeln für sie nicht galten. Andererseits bereitete ihr die Aussicht auf eine Fahrt mit dem Schnellboot genug Vergnügen, um nicht weiter zu insistieren.
    »Ist das Gepäck an Bord?«
    »Selbstverständlich, Madame. Ich hoffe, Sie haben einen angenehmen Urlaub.«
    »Danke. Wie sehe ich aus?«
    »Wie immer perfekt.«
    Schön wär's, dachte sie. Seit sie in ihren Fünfzigern war, kämpfte sie einen aussichtslosen Kampf. Er spielte sich auf diversen Fitnessgeräten ab, in Schwimmbädern mit Gegenstromanlage, auf privaten Joggingstrecken und ihrer 140 Meter langen Yacht, die sie so hatte konstruieren lassen, dass man sie ungehindert umrunden konnte. Seit ihrer Abfahrt von Taiwan lief sie dort täglich. Mit eiserner Disziplin hatte sie sogar ihre Fresslust in den Griff bekommen, doch die Expansion ihres Körpers war nicht aufzuhalten. Wenigstens betonte das Kleid den Rest Taille, den sie sich bewahrt hatte, und war angemessen extravagant. Das Vogelnest, als das ihre Frisur in Modekreisen berühmt geworden war, befand sich in charakteristischer Unordnung, und beim Make-up machte ihr ohnehin niemand etwas vor.
    Als das Schnellboot ablegte,
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