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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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toll aus, Inara. Hast du Lust, was total Cooles zu erleben?«
    Der Avatar, der sich Inara nannte, zögerte. Dieses Zögern war typisch für die Frau, die sich dahinter verbarg. »Ich bin mit meinen Freundinnen hier«, sagte sie ausweichend.
    »Also, ich hätte jede Menge Lust«, sagte eine von ihnen.
    »Ich auch«, lachte die andere.
    »Gut, unternehmen wir was zu viert.« Jericho Juan setzte ein breites Grinsen auf. »Aber erst muss ich was mit der Schönsten von euch besprechen. Mit Inara.«
    »Warum mit mir?«
    »Weil ich eine Überraschung für dich habe.« Er wies auf einen freien Stuhl. »Darf ich mich zu dir setzen?«
    Sie nickte. Ihre großen, goldenen Augen sahen ihn unverwandt an. Er beugte sich vor und senkte die Stimme.
    »Können wir kurz ungestört sein, wunderschöne Inara? Nur wir beide?«
    »An mir soll's nicht liegen, Süßer.«
    »Wir hauen ja schon ab«, sagte eine der Freundinnen und erhob sich. Die andere ließ eine Schlangenzunge zwischen den Zähnen hervorschießen, fischte ein Insekt aus der Luft, verschluckte es und zischte beleidigt. Beide breiteten ihre Flügel aus und verzogen sich hinter eine rosa Wolkenfront. Inara setzte sich in Positur und streckte ihren Brustkorb raus. Der Stoff des ohnehin knappen Tops, das sie trug, begann durchsichtig zu werden.
    »Ich liebe Überraschungen«, säuselte sie.
    »Es ist auch eine – Emma.«
    Emma Deng war dermaßen überrascht, dass ihr vorübergehend die Kontrolle über ihre Kleidung abhandenkam. Das Top verschwand ganz und entblößte perfekt geformte Brüste. Im nächsten Moment färbte sich ihr Oberkörper schwarz.
    »Nicht abhauen, Emma«, sagte Jericho schnell. »Es wäre ein Fehler.«
    »Wer sind Sie?«, zischte die Frau, die sich Inara nannte.
    »Tut nichts zur Sache.« Sein Avatar schlug die Beine übereinander. »Du hast zwei Millionen Yuan unterschlagen und Firmengeheimnisse an Microsoft weitergegeben. Mehr Probleme auf einmal kann man sich gar nicht aufhalsen.«
    »Wie – wie haben Sie mich gefunden?«
    »Das war nicht schwer. Deine Vorlieben, deine Semantik –«
    »Meine was?«
    »Vergiss es. Ich bin darauf spezialisiert, Menschen im Netz aufzustöbern, das ist alles. Inzwischen bist du lange genug auf Sendung, dass ich dich lokalisieren konnte.«
    Das war gelogen, aber Jericho wusste, dass Emma Deng nicht über die nötige Kenntnis verfügte, um seine Lüge zu durchschauen. Ein raffiniertes kleines Mädchen, das den Umstand ihres Intimverhältnisses zum Seniorpartner des Unternehmens, in dem sie arbeitete, für jahrelange Betrügereien genutzt hatte.
    »Wenn ich will«, fuhr Jericho fort, »steht in zehn Minuten die Polizei vor deiner Tür. Du kannst dich davonmachen, aber sie werden dich finden, so wie ich dich gefunden habe. Früher oder später erwischen wir dich, also rate ich dir, zuzuhören.«
    Die Frau erstarrte. Äußerlich hatte sie mit der echten Emma Deng ebenso wenig gemeinsam wie Owen Jericho mit Juan Narciso Ucañan. Legte man ihr psychologisches Profil zugrunde, lag die Wahrscheinlichkeit, dass Emma sich für einen Körper wie den von Inara Gold entschied, bei fast einhundert Prozent. Jericho war ausgesprochen zufrieden mit sich.
    »Ich höre«, presste sie hervor.
    »Nun, der ehrenwerte Li Shiling ist gewillt, dir zu vergeben. Das ist die Nachricht, die ich dir überbringen soll.«
    Emma stieß ein lautes Lachen aus.
    »Du willst mich doch verarschen.«
    »Keineswegs.«
    »Mann, ich bin vielleicht blöde, aber so blöde auch wieder nicht. Shiling wird mich in der Hölle rösten.«
    »Es wäre ihm nicht zu verdenken.«
    »Na klasse.«
    »Andererseits scheint Herr Li die Annehmlichkeiten deiner Gesellschaft zu vermissen. Insbesondere in der Lendengegend ist ihm seit deinem Verschwinden etwas fad.«
    Inara Golds schönes Gesicht spiegelte unverhohlenen Hass wider. Jericho vermutete, dass Emma vor einem Ganzkörperscanner saß, der ihre Mimik und Gestik in Echtzeit auf den Avatar umrechnete.
    »Was hat die alte Sau sonst noch gesagt?«, fauchte sie.
    »Das willst du nicht hören.«
    »Doch. Ich will wissen, worauf ich mich einlasse.«
    »Ein erfrischendes Bad im Huangpu vielleicht, mit Blei an den Füßen? Ich meine, sauer ist er! Im zweitbesten Fall übergibt er dich den Behörden. Aber lieber wäre ihm laut wörtlicher Bekundung, wenn du ihm weiterhin einen bläst.«
    »Shiling ist ekelhaft.«
    »So schlimm scheint's nicht gewesen zu sein.«
    »Er hat mich dazu gezwungen!«
    »Wozu? Ihn um zwei Millionen zu

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