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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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erleichtern? Konstruktionspläne an die Konkurrenz zu verhökern? Ihn anzugraben, um sein Vertrauen zu gewinnen?«
    Emma sah zur Seite. »Und was will er?«
    »Nichts Besonderes. Du sollst ihn heiraten.«
    »Scheiße.«
    »Mag sein«, sagte Jericho gelassen. »Es ist auch Scheiße im Huangpu. Die Wasserqualität hat extrem nachgelassen. Herr Li erwartet deinen Anruf unter der dir bekannten Nummer, und er will ein lautes, vernehmlich artikuliertes Ja hören. Was meinst du, siehst du dich dazu imstande? Was soll ich ihm ausrichten?«
    »Scheiße. Scheiße!«
    »Er will was anderes hören.«
    Inzwischen hatte Diane über den zuständigen Server Emmas Standort ermittelt. Sie saß in einer Wohnung in Hongkong. Weit weg, aber nicht weit genug. Nirgendwo wäre sie weit genug weg, es sei denn, sie würde das Sonnensystem verlassen.
    »Vielleicht kauft er dir in Hongkong ja ein Appartement«, fügte er versöhnlich hinzu.
    Emma gab auf.
    »Okay«, sagte sie piepsig.
    »Herr Li ist jederzeit für dich zu sprechen. Spätestens in einer Stunde möchte ich einen erfreuten Anruf von ihm erhalten, andernfalls sehe ich mich gezwungen, zur Jagd auf dich zu blasen.« Jericho machte eine Pause. »Nimm's nicht persönlich, Emma. Ich lebe von so was.«
    »Ja«, flüsterte sie. »Wir sind alle Nutten.«
    »Du sagst es.«
    Er beendete die Verbindung und verließ Second Life. Das Sichtfenster der Brille klärte sich. Auf dem Markt trieben sich die letzten Freier herum. Die meisten Stände hatten geschlossen. Jericho blendete die Zeit ein.
    Vier Uhr morgens.
    »Diane«, sagte er in sein Handy.
    »Hallo, Owen. Du bist noch wach?«
    Jericho lächelte. Die Anteilnahme eines Computers hatte etwas für sich, wenn er mit Dianes Stimme sprach. Er sah sich um. Die meisten Liegen waren verlassen. Hier und da arbeiteten Reinigungssysteme. Selbst Junkies entwickelten Gefühle für Tageszeiten.
    »Weck mich um sieben, Diane.«
    »Gerne, Owen. Ach, Owen?«
    »Ja?«
    »Gerade empfange ich eine Nachricht für dich.«
    »Kannst du sie vorlesen?«
    »Zhao Bide schreibt: Will Sie nicht wecken, falls Ihnen unter der Last der Verantwortung die Augen zugefallen sein sollten. Angenehme Träume. Wenn alles vorbei ist, gehen wir einen heben.«
    Jericho schmunzelte.
    »Schreib zurück, dass – nein, schreib gar nichts zurück. Ich hau mich aufs Ohr.«
    »Kann ich noch etwas für dich tun?«
    »Danke, Diane.«
    »Bis später, Owen. Schlaf gut.«
     
    Bis später, Owen.
    Später, Owen.
    Owen –
    Später und später und später, ohne dass sie zurückkommt. Er liegt auf seinem Bett und wartet. Auf dem Bett in dem schmuddeligen Zimmer, das er so inständig hofft, zusammen mit ihr verlassen zu können.
    Aber Joanna kommt nicht zurück.
    Stattdessen beginnen fette, wanzenähnliche Kreaturen an der Bettdecke heraufzukriechen – Gebogene Krallen in Baumwollfaser – Das Knacken segmentierter Beine – Alarmglocken – tastende Fühler, die seine Fußsohlen berühren – Alarm – Alarm –
    Wach auf, Owen!
    Wach auf!
    »Owen?«
     
    Er schreckte hoch, sein Körper ein einziger Herzschlag.
    »Owen?«
    Frühes Tageslicht stach in seine Augen.
    »Wie spät?«, murmelte er.
    »Es ist sechs Uhr 25«, sagte Diane. »Entschuldige, wenn ich dich vorzeitig wecke. Ich habe einen Anruf mit Priorität A für dich.«
    Yoyo, schoss es ihm durch den Kopf.
    Nein, die Scanner arbeiteten unabhängig von Diane, sie hätten ihn mit einem nervtötenden Geräusch gemartert, das unmöglich zu überhören war. Außerdem hätte er rot sehen müssen. Doch unter den Menschen, die den Markt langsam wieder bevölkerten, war kein Wächter zu erblicken.
    »Durchstellen«, sagte er matt.
    »Was ist los? Schläfst du noch?«
    Tus Quadratschädel grinste ihm entgegen. Hinter ihm erwachte die Serengeti zum Leben. Oder was Ähnliches, jedenfalls waren Giraffen und Elefanten in der Landschaft unterwegs. Über pastellenen Bergen hing eine leuchtende Orange. Jericho rappelte sich hoch. Vereinzeltes Schnarchen drang durch den Cyber Planet. Lediglich eine junge Frau saß mit untereinandergeschlagenen Beinen auf ihrer Pritsche, einen Kaffee in der Rechten. Kein Junkie-Typ. Jericho vermutete, dass sie auf einen Kurzbesuch hier war, um die Frühnachrichten zu sehen.
    »Bin in Quyu«, sagte er, ein Gähnen unterdrückend.
    »Ich dachte nur. Wegen deiner Empfangsdame. Schöne Stimme, aber normalerweise gehst du selber ran.«
    »Diane ist –«
    »Du nennst deinen Computer Diane?«, fragte Tu interessiert.
    »Es

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