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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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klatschte vernehmlich Beifall. »Bravo, Yoyo. Hübsche kleine Provokation. Meinen Glückwunsch.«
    »Ach, fick dich! Natürlich haben sie sofort kapiert, dass jemand eingebrochen war.«
    »Und waren vorbereitet.«
    »Ja, im Gegensatz zu mir.« Sie zog eine säuerliche Miene. »Ich meine, ich weiß nicht, ob sie explizit mit so was gerechnet haben, aber ihre Abwehr steht, das muss man ihnen lassen. Irgend so ein Wachhundprogramm hat sofort losgekläfft: Wuff! In der definierten Route ist ein zusätzlicher Knotenpunkt aufgetaucht, der gehört da nicht hin. Grrrr, wo sind unsere Daten?«
    »Und hat dich zurückverfolgt.«
    »Zurückverfolgt?« Yoyo lachte kurz und schneidend auf. »Sie haben mich angegriffen! Die haben meinen Rechner attackiert, ich weiß nicht wie, es war absolut beängstigend! Während ich noch staune, was mir da ins Netz gegangen ist, sehe ich, wie sie beginnen, meine Daten runterzuladen. So schnell konnte ich gar nicht offline gehen, wie die mich filzten. Die wussten sofort, wer ich war – und wo ich war!«
    »Soll das heißen, du bist ohne Anonymisierer –«
    »Ich bin ja nicht blöde«, fauchte sie. »Natürlich benutze ich Anonymisierer. Aber wenn du was vollkommen Neues implementierst und damit rumspielst, bist du gezwungen, dein System kurzzeitig zu öffnen. Die Schutztools auf der unteren Ebene würden dir sonst dazwischenfunken, dafür sind sie ja da.«
    »Also hast du Verschiedenes abgeschaltet.«
    »Das Risiko musste ich eingehen.« Sie funkelte ihn zornig an. »Ich musste sichergehen, dass wir so arbeiten können.«
    »Na, jetzt weißt du's.«
    »Schön, Mister Superschlau.« Sie verschränkte die Arme. »Wie wärst du vorgegangen?«
    »Nacheinander«, sagte Jericho. »Erst den Anhang entnehmen, auf Tretminen überprüfen. Dann mein eigenes Ding reinsetzen. Mir die Option offenlassen, alles rückgängig zu machen, bevor ich's losschicke. – Und vor allem nicht irgendwelche selbstgefälligen Sprüche reinschreiben, und wenn du's tausendmal als Rauschen verschlüsselst.«
    »Was nützt ein Datentransfer, der keinen Sinn ergibt?«
    »Wir reden von einem Test. Solange du nicht definitiv weißt, ob dein Datentransfer sicher ist, darfst du allenfalls klingen wie ein Übertragungsfehler. Sie hätten sich vielleicht gewundert, wo ihre Nachricht geblieben ist, aber sie wären nicht gleich auf die Idee gekommen, dass jemand ihre Kommunikation anzapft.«
    Sie starrte ihn an, als erwäge sie, ihm an die Gurgel zu gehen. Dann breitete sie die Arme aus und ließ sie kraftlos herunterfallen.
    »Okay, es war ein Fehler!«
    »Ein Riesenfehler.«
    »Konnte ich denn ahnen, unter Milliarden und Abermilliarden Mails ausgerechnet auf eine zu stoßen, die schon infiltriert ist?«
    Jericho betrachtete sie. Kurz war seine Wut aufgelodert, weniger über den Fehler selbst als darüber, dass er jemandem mit Yoyos Erfahrung unterlaufen war. Sie hatte mit ihrer Selbstgefälligkeit nicht nur ihr eigenes Leben aufs Spiel gesetzt. Fast ihre komplette Gruppe war umgebracht worden, und Jericho fühlte sich auch nicht eben sicher. Dann verrauchte sein Zorn. Er sah die Mischung aus Angst und Betroffenheit in ihrer Miene und schüttelte den Kopf.
    »Nein. Konntest du nicht.«
    »Also wen hab ich da am Hals?«
    »Wir, Yoyo, wenn du gestattest. Falls ich mich und meine Probleme in Erinnerung bringen darf.«
    Sie drehte den Kopf weg, schaute aufs Meer hinaus und wieder zu ihm.
    »Okay. Wir.«
    »Ohne Zweifel jemanden mit Macht. Leute mit Geld und Einfluss, technisch hochgerüstet. Offen gestanden bezweifle ich, dass ihre Kommunikation noch im Versuchsstadium begriffen ist. Du hast was ausprobiert. Die machen das schon seit geraumer Weile so. Zufällig benutzt ihr dasselbe Protokoll, was euch jeweils in die Lage versetzt hat, die Daten des anderen zu lesen. Ab da wird's spekulativ, aber ich glaube außerdem, dass sie einflussreich genug sind, um nicht auf E-Mails anderer Leute angewiesen zu sein.«
    »Du meinst –«
    »Nehmen wir an, sie verschicken Mails von eigenen Servern. Ganz offiziell. Sie sitzen in öffentlichen Institutionen, können den ein- und ausgehenden Traffic kontrollieren und nach Belieben alles Mögliche mit reinpacken.«
    »Klingt nach hohen Kadern.«
    »Du denkst, es ist die Partei?«
    »Wer sonst? Alle Aktionen der Wächter richten – richteten sich gegen die Partei. Und machen wir uns nichts vor, die Wächter sind – waren –«
    »– ein anderes Wort für Yoyo.«
    »Ich war der Kopf. Zusammen mit

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