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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Daxiong.«
    »Ich weiß. Früher hast du öffentlich gestänkert, was dir Staatsgewahrsam einbrachte. Seitdem suchst du nach Wegen, dich zu schützen. Second Life, Parasiten-Mails. Dabei brichst du, ohne es zu wollen, in einen geheimen Datentransfer ein, und deine schlimmsten Befürchtungen werden wahr. Da steht was von Umsturz und Liquidation, die chinesische Regierung wird erwähnt, alles klingt meterbreit nach illegalen Machenschaften deiner geliebten Partei, und im nächsten Moment haben sie dich aufgespürt.«
    »Was hättest du an meiner Stelle getan?«
    »Na was wohl?« Jericho lachte freudlos. »Ich wäre abgehauen, ebenso wie du.«
    »Das ist ja mal tröstlich.« Sie zögerte. »Also hast du – warst du auf meinem Computer?«
    »Ja.«
    Jericho erwartete einen neuerlichen Wutausbruch, aber sie seufzte nur und schaute hinaus auf den Ozean.
    »Keine Angst«, sagte er. »Ich hab nicht rumgeschnüffelt. Nur versucht, Klarheit in die ganze Angelegenheit zu bringen.«
    »Konntest du was mit der dritten Webseite anfangen?«
    »Die Schweiz-Filme?«
    »Mhm.«
    »Bisher nicht. Aber es muss was drauf sein. Entweder braucht man eine separate Maske, oder wir haben etwas übersehen. Im Moment glaube ich, dass es um einen Umsturz geht, in den die chinesische Regierung verwickelt war oder sein wird, außerdem, dass jemand zu viel weiß und seine Liquidierung erwogen wird.«
    »Jemand mit Namen Jan oder Andre.«
    »Eher Andre. Hast du mal die Adresse in Berlin recherchiert?«
    »Ja.«
    »Interessant, nicht wahr? Donner zu liquidieren. Und ein Andre Donner betreibt unter der angegebenen Adresse ein Restaurant für südafrikanische Spezialitäten.«
    »Das Muntu. So weit war ich auch schon.«
    »Aber was sagt uns das?«, sinnierte Jericho. »Läuft Andre Donner Gefahr, liquidiert zu werden? Ich meine, was weiß ein Berliner Gastronom über die Verwicklungen Pekings in irgendwelche Umsturzpläne? Und was ist mit dem zweiten Mann?«
    »Jan?«
    »Ja. Ist er der Killer?«
    Beziehungsweise, ist Jan identisch mit Kenny, dachte Jericho, behielt den Gedanken aber für sich. Seine Fantasie schlug Blasen. Im Grunde war das Textfragment zu verstümmelt, um überhaupt irgendwelche Schlüsse ziehen zu können.
    »Es ist ein afrikanisches Restaurant«, sagte Yoyo nachdenklich. »Und es existiert noch nicht sehr lange.«
    Jericho sah sie verwundert an.
    »Na ja, ich hatte mehr Zeit, mich damit zu beschäftigen«, fügte sie rasch hinzu. »Es gibt Kritiken im Netz. Donner hat das Muntu im Dezember 2024 eröffnet –«
    »Vor einem halben Jahr erst?«
    »Eben. Über ihn selbst findet man kaum Informationen. Ein Holländer, der eine Weile in Kapstadt gelebt hat, vielleicht dort geboren wurde. Das war's schon. Aber die Afrika-Verbindung ist insofern interessant –«
    »Als man in Afrika mit Umstürzen vertraut ist.« Jericho nickte. »Das heißt, wir müssen die jüngere Chronologie aller dubiosen bis gewaltsamen Regierungswechsel unter die Lupe nehmen. Interessanter Ansatz. Bloß, Südafrika fällt flach. Die sind seit geraumer Zeit stabil.«
    Sie schwiegen eine Weile.
    »Du wolltest wissen, mit wem wir es zu tun haben«, sagte er schließlich. »Für Umstürze brauchst du Geld und Einfluss, politisch wie wirtschaftlich. Vor allem aber musst du über eine fähige und gewaltbereite Exekutive verfügen. Nun, diese Leute haben es geschafft, dir binnen kürzester Zeit einen Profi samt Verstärkung auf den Hals zu hetzen. Ausgestattet wie eine Armee. Nehmen wir also an, dahinter stehen bestimmte Kreise der Regierung. Dann kann ich dich in einer Hinsicht, glaube ich, beruhigen.«
    Yoyo hob die Brauen.
    »Sie haben keinerlei Interesse an Dissidenten«, schloss Jericho. »Was du treibst, ist denen völlig egal. Sie würden jeden zur Strecke bringen, der ihnen im Wege steht.«
    »Sehr beruhigend«, höhnte Yoyo. »Dafür gebieten sie über Heerscharen von Polizisten, die mir zu gegebener Zeit das wohlige Gefühl vermitteln werden, mich nicht wegen meiner Dissidententätigkeit abzuknallen. Danke, Jericho. Endlich kann ich wieder ruhig schlafen.«
    Er ließ seinen Blick den Strand erwandern. Schimmernd im doppelten Sonnenlicht, schien er auf eigentümliche Weise lebendig. Muster bildeten sich spontan im Sand und verschwammen gleich wieder. Einige der blütenartigen Geschöpfe breiteten ihre Schwingen aus, durchscheinend und geädert wie Blätter. Wolken goldenen Staubes quollen darunter hervor und wurden über die Kante der Insel getragen, wo sie sich im

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