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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Film. Ein hübscher Film.«
    »Ein Film über ein französisches Hühnchen.«
    »Er repräsentiert vielleicht nicht unbedingt die ruhmreiche chinesische Kultur«, sagte Jericho milde. »Aber es gibt noch was anderes, stell dir vor. Der Avatar ist Shirley McLaine übrigens perfekt nachempfunden.«
    »Das – ähm – war eine Schauspielerin, richtig? Eine Französin.«
    »Amerikanerin.«
    Yoyo schien darüber nachzudenken. Dann lachte sie unvermittelt auf.
    »Oh, das wird Daxiong wurmen. Er denkt, er kennt sich so toll aus.«
    »Mit Filmen?«
    »Ach was. Daxiong hat einen Frankreichfimmel. Als hätten wir nicht genug eigene Kultur. Er kann dich einen ganzen Tag lang vollquatschen mit – ist ja auch egal.«
    Sie wandte sich ab und fuhr sich über die Augen. Jericho ließ sie in Ruhe. Als sie sich wieder zu ihm umdrehte, sah er den verschmierten Rest einer Träne auf ihrer Wange.
    »Du hast meinen Computer«, sagte sie. »Also, was willst du? Was willst du überhaupt von mir?«
    »Nichts«, sagte Jericho.
    »Aber?«
    »Dein Vater schickt mich. Er hat schreckliche Angst um dich.«
    »Glaub ja nicht, das wäre mir egal«, sagte sie angriffslustig.
    »Glaube ich nicht.« Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß, dass du ihm keinen Kummer bereiten wolltest. Du dachtest, deine Kommunikation wird überwacht, und wenn du ihn anrufst oder ihm eine E-Mail schickst, werden sie sich auf ihn stürzen und ihn in die Mangel nehmen. Habe ich recht?«
    Sie starrte düster vor sich hin.
    »Mit Blogs und virtuellen Welten kennt Hongbing sich nicht aus«, fuhr Jericho fort. »Er ist schon glücklich, ein vorsintflutliches Handy bedienen zu können. Darüber hinaus betäubt er sich mit der Vorstellung, seine Tochter habe ihre Lektion gelernt. Er weiß nicht, was du treibst. Oder sagen wir, er ahnt es und will es nicht wissen. Definitiv hat er keinen Schimmer, dass Tu Tian dich deckt.«
    »Tian!«, rief Yoyo. »Er hat dich beauftragt, stimmt's?«
    »Er hat deinen Vater an mich verwiesen.«
    »Klar, weil Hongbing niemals – aber warum hat er nicht –«
    »Warum er dir keine Nachricht ins ANDROMEDA geschickt hat? Obschon er wusste, wo du untergekrochen warst? Ich meine, vom Hochofen hast du ihm nie was erzählt, also wurde er schließlich nervös –«
    »Woher kennst du Tian?«
    »Er ist mein Freund. Und, wenn ich tippen darf, eine Art inoffizielles Mitglied der Wächter. Zumindest hat er euch nach Kräften unterstützt. Das Zeug in der Zentrale stammte doch von ihm, oder? Tian war ebenso ein Dissident, wie ihr es heute seid.«
    »Wie wir es waren.«
    Ach richtig, dachte Jericho. Was für ein elendes Thema. Egal was sie besprachen, immer wieder würden sie dort enden.
    »Tian brauchte mir keine Nachricht zu schicken«, sagte Yoyo. »Er wusste, das würde nichts ändern.«
    »Eben. Aber es änderte was, als Hongbing auf die Idee kam, nach dir suchen zu lassen. Ein riskantes Unterfangen. Dein Vater mag es vorziehen, den Blinden zu spielen, aber dass er die Polizei nicht hinzuziehen konnte, war ihm schon klar. Ich schätze, insgeheim weiß er, dass du im Hinterhof der Partei die Mülltonnen durchstöberst. Also fragte er Tu Tian, wie man ihn halt fragt mit seinen Verbindungen, und auch, weil er zähneknirschend akzeptiert hat, dass Tian dir möglicherweise nähersteht als dein eigener –«
    »Das ist nicht wahr«, fuhr ihn Yoyo an. »Du erzählst Schwachsinn!«
    »Für ihn stellt es sich aber so –«
    »Das geht dich nichts an! Gar nichts an, klar? Halt dich aus meinem Privatleben raus.«
    Jericho neigte den Kopf.
    »Sehr wohl, Prinzessin. So weit möglich. Also, was sollte Tian machen? Hongbing auf die Schulter klopfen und sagen, kein Grund zur Besorgnis? Ich weiß was, was du nicht weißt? Aber gut, dein Privatleben ist mir heilig, auch wenn es mich meinen Wagen und möglicherweise meine Wohnung gekostet hat, die demnächst in Flammen aufgehen könnte. Du verursachst eine Menge Stress, Yoyo.«
    Eine Zornesfalte stand steil zwischen ihren Brauen. Sie öffnete den Mund, doch Jericho schnitt ihr mit einer Geste das Wort ab.
    »Heb's dir für später auf.«
    »Aber –«
    »Wir können nicht ewig auf deiner Insel die Zeit verplaudern. Lass uns Pläne machen, wie wir aus dem Schlamassel rauskommen.«
    »Wir?«
    »Du hörst einfach nicht zu, was?« Jericho bleckte die Zähne. »Ich stecke genauso mit drin, also reib dir die Augen, Fräulein! Du hast deine Freunde verloren. Warum, glaubst du, ist das alles passiert? Weil du ein bisschen Staub

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