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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Wind verteilten. Es war eine Welt von beunruhigender Schönheit, die Yoyo und Daxiong da programmiert hatten.
    »Gut«, sagte er. »Ich schlage ein paar Dinge vor. Erstens brauche ich deine Erlaubnis, dass ich deine Daten auf meinen Rechner laden darf. Soweit ich es überblicken kann, sind alle deine Backup-Systeme zerstört.«
    »Bis auf eines.«
    »Ich weiß. Darf ich fragen, an welchem Rechner du gerade hängst?«
    Sie nagte an ihren Lippen und schaute sich um, als sei dort jemand, mit dem sie sich beraten müsse.
    »Bei Daxiong«, sagte sie widerstrebend.
    »Wo? In der Werkstatt?«
    »Ja. Er wohnt da.«
    »Gleich nach dem Treffen werdet ihr von dort verschwinden.«
    »Daxiongs Keller ist gesichert, wir –«
    »Kenny schießt mit Raketen«, unterbrach sie Jericho schroff, »da ist gar nichts gesichert. Die Werkstatt ist als Demon Point eingetragen, unter dem Namen City Demons. Es wird lediglich eine Frage der Zeit sein, bis Kenny dort aufkreuzt oder jemanden schickt. Ist Daxiong im Besitz einer vollständigen Kopie deiner Daten?«
    »Nein.«
    »Dann lass mich sie runterladen.«
    »Okay.«
    Jericho dachte nach, zählte die Punkte an seinen Fingern ab. »Zweitens, wir gehen der Afrikaspur nach. Drittens, wir versuchen, die spanische Webseite mit den Schweizfilmen zu knacken. Beides meine Aufgabe. Diane verfügt über entsprechende Programme, sie –«
    »Diane?«
    »Meine – mein –« Plötzlich fühlte er Verlegenheit aufsteigen. »Egal. Viertens, was haben alle sechs Seiten, die drei gültigen wie die ungültigen, gemeinsam?«
    »Ist doch klar.« Yoyo sah ihn verständnislos an. »Sie enthalten beziehungsweise enthielten –«
    »Und daraus folgt?«
    »Hey! Kannst du mal aufhören, wie ein verdammter Oberlehrer zu klingen?«
    »Jemand muss sie kontrollieren«, fuhr Jericho ungerührt fort. »So, dass die Maske jederzeit passt. Inhaltlich scheint es keine Verbindung zu geben, sämtliche Seiten sind öffentlich zugänglich und in verschiedenen Ländern eingetragen. Dennoch, wer initiiert sie? Wenn es uns gelingt, einen gemeinsamen Initiator zu finden, können wir vielleicht in Erfahrung bringen, welche Seiten er sonst noch kontrolliert. Je mehr Seiten wir finden, auf die unsere Maske passt, desto mehr werden wir entschlüsseln.«
    »Auf so was bin ich nicht eingerichtet. Und Tian auch nicht.«
    »Aber ich.« Jericho sog seine Lungen voll. Kurz bildete er sich ein, es sei die klare Luft des Ozeanplaneten, die seine Kapillaren durchströmte, doch er atmete nur, was die Klimaanlage in sein Zimmer blies. Mit jedem Wort fühlte er Kraft und Entschlossenheit zurückkehren. Die Gewissheit, Kenny und seinen Hintermännern nicht schutzlos ausgeliefert zu sein, flutete sein Bewusstsein wie eine leuchtende Substanz. »Fünftens, wir nehmen an, dass Andre Donner ebenso auf der Abschussliste steht wie wir. Ergo haben wir gleich zwei Gründe, mit ihm in Kontakt zu treten. Um mehr in eigener Sache herauszufinden, und um ihn zu warnen.«
    »Falls er einer Warnung bedarf.«
    »Wir haben ja nichts zu verlieren. Oder?«
    »Nein.«
    »Also dann.« Er zögerte. »Yoyo, ich will nicht ständig darauf zurückkommen, aber wem hast du sonst noch alles von deiner Entdeckung erzählt? Ich meine, wer von denen –«
    »Wer noch am Leben ist?«, fragte sie bitter.
    Jericho schwieg.
    »Nur noch Daxiong«, sagte sie. »Und du.«
    Sie ging in die Hocke und ließ perlmuttfarbenen Sand durch ihre Finger rieseln. Die dünnen Bäche formten sich am Boden zu rätselhaften Mustern, bevor sie flirrend vergingen. Dann hob sie den Kopf.
    »Ich will meinen Vater anrufen.«
    Jericho nickte. »Das wäre mein nächster Vorschlag gewesen.«
    Im Stillen fragte er sich, ob es nicht sinnvoller wäre, zuerst Kontakt mit Tu aufzunehmen. Doch diese Entscheidung oblag einzig dem Mädchen zu seinen Füßen, das sich nun langsam wieder aufrichtete und ihn aus ihren schönen, traurigen Augen ansah.
    »Soll ich dich alleine lassen?«, fragte er.
    »Nein.« Sie zog höchst undamenhaft die Nase hoch und drehte ihm den Rücken zu. »Es ist vielleicht besser, wenn du dabei bist.«
    Die Finger ihrer rechten Hand zerteilten das Nichts, zeichneten etwas hinein. Im nächsten Moment erschien ein dunkles Feld in der bloßen Luft. Ein Freizeichen erklang, von geradezu absurder Profanität und fehl am Platz in dieser fremdartigen Welt.
    »Er hat den Bildmodus nicht aktiviert«, sagte sie, als gelte es, Hongbing in seiner Rückständigkeit zu entschuldigen.
    »Ich weiß, sein altes

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