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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Zange. Noch Fragen?«
    Beide schütteln stumm den Kopf.
    »Gut.«
    In fünf Minuten.
     
    Das war jetzt! Und er stand immer noch an der Straßenecke, weil das Airbike plötzlich das Verhalten einer Diva an den Tag legte, die nicht auftreten wollte, so gut man ihr auch zuredete.
    »Komm schon«, schimpfte er.
    Dieser Teil Hongkous war eine reine Wohngegend und die Siping Lu eine mehrspurige Zubringerstraße. Geschäfte gab es kaum, ebenso wenig wie Restaurants. Entsprechend verödet lagen die Bürgersteige da, zumal die meisten Chinesen auch knapp 40 Jahre nach Deng Xiaopings legendärer Öffnung zum Westen keinen rechten Geschmack am Flanieren fanden, wie es Franzosen, Deutsche und Italiener taten. Der Verkehr floss zügig dahin, überspannt von Fußgängerbrücken in regelmäßigen Abständen. Weil die meisten Pendler seit den frühen Morgenstunden an ihren Arbeitsplätzen weilten, hielt sich das Fahrzeugaufkommen einigermaßen in Grenzen. Dem Mittelstreifen, der die Fahrbahnen trennte, entwuchsen die massiven Pfeiler der künftigen Maglev-Trasse und warfen lange, bedrohliche Schatten. Ein kleiner Park mit Rasen, Teich und Wäldchen nahm die gegenüberliegende Straßenseite ein, ältere Leute, der Zeit entrückt, übten sich dort in Qi Gong. Es war, als betrachte man zwei Filme, die mit unterschiedlicher Geschwindigkeit abliefen. Vor der Kulisse des Zeitlupenballetts erschienen die Autos schneller, als sie eigentlich fuhren. Niemand beachtete Jericho in seiner vernehmlichen Auseinandersetzung mit dem Airbike, die darin gipfelte, dass er redete und die Maschine schwieg.
    Die Sekunden flogen dahin.
    Schließlich unterbrach er seinen Monolog und versetzte dem Gefährt einen Tritt gegen die Seite, den die Kunststoffverschalung so geräuschlos wegsteckte, dass es einer Kränkung gleichkam. Fieberhaft ging er die Alternativen durch. Dabei probierte er weiter mechanisch, das Airbike zu starten, sodass er immer noch grübelte, als sich die Rotoren der Turbine plötzlich gegeneinander zu drehen begannen und das typische Fauchen die Frequenzleiter erklomm, höher und höher, bis es endlich zum Flug einlud, als habe es niemals ein Problem gegeben.
     
    »Gut«, sagte Yoyo. »Du hast gewonnen.«
    Sie ging in die Hocke und ließ den kleinen Computer über den Fußboden in Kennys Richtung gleiten. Als sie wieder hochkam, traf ihr Blick den Hongbings. Er schien sie um Verzeihung zu bitten, dass er zur Lösung ihrer Probleme nicht mehr beitragen konnte, als paralysiert dazusitzen. Tatsächlich verwehrte ihm Kennys perfide Konstruktion sogar, sich auf den Mann zu stürzen, der seine Tochter bedrohte. Er würde keinen Meter weit kommen. Nichts wäre gewonnen.
    »Du kannst nichts dafür«, sagte sie. Und dann, im Vertrauen darauf, dass Jericho doch noch aufkreuzte, fügte sie hinzu: »Was immer passiert, Vater, beweg dich nicht vom Fleck, hörst du? Keinen Millimeter.«
    »Rührend.« Kenny lächelte. »Man möchte brechen.«
    Er hob den Computer auf und schaute kurz auf den Bildschirm. Dann warf er Yoyo einen abschätzigen Blick zu.
    »Ziemlich betagtes Modell, mhm?«
    Sie zuckte die Achseln.
    »Bist du sicher, dass du mir das richtige Gerät ausgehändigt hast?«
    »Ist für Backups.«
    »Also gut, Teil zwei. Wer weiß noch alles von deinem kleinen Ausflug in verbotene Gefilde?«
    »Daxiong«, sagte Yoyo, auf ihn deutend. »Und Shi Wanxing.«
    Daxiong warf ihr einen überraschten Blick zu. Nicht nur Kenny würde sich in diesem Moment fragen, wer Shi Wanxing war. Tatsächlich hatte sie den Namen spontan erfunden in der Hoffnung, dass Daxiong den Bluff kapierte und mitspielte. Jetzt, wo der Killer ihren Computer an sich genommen hatte beziehungsweise das, was er dafür hielt, waren sie praktisch tot. Sie musste versuchen, ihn hinzuhalten.
    »Wanxing?« Kennys Augen verengten sich. »Wer ist das?«
    »Er –«, begann Yoyo.
    »Maul halten.« Kenny machte eine Kopfbewegung zu Daxiong. »Ich habe ihn gefragt.«
    Daxiong ließ eine Sekunde des Schweigens verstreichen, die sich zu einer Ewigkeit zu dehnen schien. Dann sagte er mit vorgerecktem Pharaonenbart:
    »Shi Wanxing ist außer uns beiden der Letzte, den du nicht abgeknallt hast. Der letzte überlebende Wächter. Ich wusste nicht, dass Yoyo ihn ins Vertrauen gezogen hat.«
    Kenny runzelte misstrauisch die Brauen. »Sie scheint es bis gerade selber nicht gewusst zu haben.«
    »Wir sind hinsichtlich Wanxings geteilter Meinung«, brummte Daxiong. »Yoyo hält aus unerfindlichen Gründen

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