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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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stürzte ins Geäst, das seinen Fall mit zunehmender Dichte bremste, grapschte umher, fiel weiter, ausgepeitscht von Zweigen und verdroschen von dicker werdenden Ästen, bis er einen davon zu fassen bekam und zappelnd daran baumelte, vier bis fünf Meter über dem Hof.
    Zu hoch für einen Sprung.
    Wo war das Airbike?
    Brechen und Splittern kündete davon, dass er die Maschine auf seinem Sturz überholt hatte. Sie wütete hoch über ihm. Er legte den Kopf in den Nacken und sah etwas heranfliegen, versuchte auszuweichen, zu spät. Ein Ast prallte gegen seine Stirn.
    Als sich sein Blick wieder klärte, stürzte das Airbike geradewegs auf ihn zu.
     
    Xin rollte herum.
    Vor seinen Augen ballten sich dichte Wolken aus Mörtelstaub. Nahe der zersplitterten Tür sah er Yoyo auf Ellbogen zu ihrem Vater kriechen. Währenddessen hatte das rotierende Gewehr seine erste Runde vollendet und ging Feuer spuckend in die zweite.
    »Yoyo, raus!«, hörte er Daxiong schreien. »Raus hier!«
    »Vater!«
    Xin wartete, bis der Beschuss über ihn hinweggezogen war, sprang auf und ließ den Zeigefinger über den Touchscreen der Fernbedienung gleiten, stoppte die Waffe, zog den Finger nach unten und nach rechts, und das Gewehr folgte seinen Bewegungen, senkte den Lauf und spuckte eine Garbe dorthin, wo Chen und der Riese gerade wieder auf die Beine kamen. Die Projektile verfehlten beide um Haaresbreite. Geduckt stolperten sie in den Nebenraum. Xin feuerte in die Wand, doch das Mauerwerk hatte schon den ersten Beschuss überstanden.
    Egal. Nebenan saßen sie in der Falle.
    Gelassen ließ er das Gewehr einen Schwenk nach links vollführen. Im Stakkato hämmerte die Waffe ihre Ladung in den Beton, pflügte durch ein halb zerschossenes Regal und brachte es vollends zum Einsturz. Krater reihten sich dicht an dicht, eine Schneise der Zerstörung, die sich fortpflanzte zu dem Mädchen am Boden.
    Yoyo starrte ihn an. In Panik versuchte sie, auf die Beine zu kommen, doch sie war lächerlich langsam. Ihre Augen weiteten sich, als sie begriff, dass sie nun sterben würde.
    »Bye bye, Yoyo«, zischte er.
     
    Turbinenmaul voran, brach das Airbike durchs Geäst, als wolle es Jericho zugleich erschlagen und verschlingen.
    Er musste springen!
    Das Splittern und Krachen endete. Keinen halben Meter über ihm hatte sich der Rumpf der Maschine verkeilt und war scheppernd zum Stillstand gekommen. Borke, Blätter und kleine Äste rieselten auf ihn herab. Er schaute in die zerborstenen Rotoren der Turbine, hangelte sich Richtung Stamm und erblickte einen dünneren Ast unter sich, auf den er seine Füße stellen konnte.
    Beunruhigend dünn, bei näherem Hinsehen. Zu dünn.
    Wieder prasselte es über ihm.
    Er hatte keine Wahl, ließ sich fallen, kam auf, fühlte das Holz unter seinem Gewicht nachgeben und schlang die Arme um den Stamm.
     
    Xin hörte den Schrei, doch er kam nicht von Yoyo, sondern von dem Riesen, der unvermittelt aus dem Nebenraum stürmte, sich mit der Wucht einer Abrissbirne gegen das Stativ warf und es zu Fall brachte. Die Einschläge änderten ihre Richtung und wanderten zur Decke, wo sie faustgroße Brocken Gestein herausschlugen. Xin tippte auf Stop und zog seine Handfeuerwaffe. Er sah Hongbing zu Yoyo laufen, die aufsprang und den Rest der zersplitterten Wohnungstür aufriss.
    Im Moment, da er auf sie zielte, riss Daxiong ihm die Beine weg.
    Xin prallte auf den Rücken, rollte blitzschnell zur Seite. Wo er gelegen hatte, krachte Daxiong zu Boden. Er hob die Pistole, doch der Hüne stieß sich mit erstaunlicher Behändigkeit ab und schlug sie ihm aus der Hand. Xin versetzte ihm einen Tritt dorthin, wo die schrankbreite Brust ans Kinn grenzte und ergo so etwas wie ein Kehlkopf sein musste. Daxiongs kunstvoll gearbeiteter Pharaonenbart zersplitterte. Der Riese taumelte und ließ ein ersticktes Röcheln vernehmen. Mit einem Hechtsprung war Xin bei der Pistole, bekam ihren Griff zu fassen, fühlte sich gepackt und wie ein Kind in die Höhe gehoben. Nach allen Seiten austretend, versuchte er sich aus dem Klammergriff zu befreien. Lange hatte die Wirkung des Tritts nicht vorgehalten. Daxiongs Pranken umklammerten ihn wie Schraubstöcke, während er ihn zur Fensterfront trug.
    Es war offensichtlich, was er vorhatte.
    Auf gut Glück bog Xin den Arm nach hinten und feuerte. Ein unterdrückter Schmerzenslaut ließ ihn vermuten, dass er getroffen hatte, was Daxiong jedoch nicht daran hinderte, ihn höher zu heben und mit einem gewaltigen Schwung durch

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