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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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große Stücke auf ihn. Ich wollte ihn überhaupt nicht in der Gruppe haben. Er ist einer, der zu viel quatscht.«
    Donnerwetter, dachte Yoyo.
    »Wanxing ist ein hervorragender Kryptoanalytiker«, gab sie in trotzigem Tonfall zurück.
    »Darum musstest du ihm nicht gleich alles überspielen«, maulte Daxiong.
    »Wieso nicht? Er sollte die Seite mit den Schweizfilmen entschlüsseln.«
    »Und? Hat er das?«
    »Keine Ahnung.«
    »Gar nichts hat er nämlich!«
    »Hey, Daxiong!«, fuhr ihn Yoyo an. »Worum geht's hier eigentlich? Doch nur darum, dass du ihn nicht leiden kannst.«
    »Er ist ein Klatschweib.«
    »Ich vertraue ihm!«
    »Man kann ihm aber nicht vertrauen.«
    »Wanxing klatscht nicht.«
    »Froschkacke!«, erboste sich Daxiong. »Er tut überhaupt nichts anderes!«
    Kenny legte den Kopf schief. Er schien nicht recht zu wissen, was er von dem Streit zu halten hatte.
    »Wenn Wanxing mit irgendjemandem darüber gesprochen hat, dann, weil er zusätzliche Tools brauchte«, bellte Yoyo. »Nachdem du es ja nicht auf die Reihe gebracht hast!«
    »Sag ich doch.«
    »Was?«
    »Dass jetzt auch Sara und Zheiying im Besitz dieser beschissenen Nachricht sind.«
    »Was? Warum denn gerade die?«
    »Warum? Bist du blind? Weil er scharf ist auf Sara.«
    »Bist du doch selber!«
    »Hey«, sagte Kenny.
    »Du hast sie ja wohl nicht mehr alle«, schnauzte Daxiong sie an. »Wollen wir mal über dein Verhältnis zu Zheiying reden? Wie du dich zum Affen machst, bloß weil er –«
    »Hey!«, schrie Kenny und feuerte Daxiong seinen Computer vor die Füße. »Was soll das alles? Wollt ihr mich verarschen? Wer ist Wanxing, wer sind die anderen? Wer weiß alles von der Sache? Macht endlich das Maul auf, oder ich schieße den Alten in Stücke!«
    Yoyo öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Sie konnte nicht aufhören, den Killer anzustarren, der gerade einiges zu begreifen schien. Dass sie blufften, ihn hinhielten. Dass sie tatsächlich an ihm vorbeistarrte, auf den Urheber des Fauchens, das Kenny nicht wahrgenommen hatte, weil er sich von der inszenierten Auseinandersetzung hatte ablenken lassen. Kenny, die Bombe, die es zu entschärfen galt, wie in den alten Filmen. Nur noch wenige Sekunden. Das Zählwerk läuft gegen null, ein halbes Dutzend Drähte, alle von derselben Farbe, aber nur einer, den du durchschneiden darfst.
    »Du bist im Visier«, sagte sie ruhig.
    Xin schaute auf seine Fernbedienung. Das Display zeigte ihm, was der Scanner des automatischen Gewehrs sah: Chen Hongbing, in seinen Sitz gedrückt. Einen Teil der Fensterfront. Eine dunkle Kontur am Bildrand.
    Hinter ihm war etwas aufgetaucht.
    »Wenn mein Vater stirbt, bist du tot«, sagte Yoyo. »Wenn du uns angreifst oder fliehst, auch. Also hör zu. Vor dem Fenster schwebt in diesem Moment eines deiner Airbikes. Owen Jericho sitzt darauf und hält irgendwas auf dich gerichtet. Ich kenn mich da nicht so aus, aber der Größe nach würde ich sagen, das er dich damit in Stücke schießen kann, also versuch, dein Temperament im Zaum zu halten.«
    Buchhalterisch ordnete Xin seine Gedanken und Empfindungen. Ärgern würde er sich später. Er zweifelte nicht daran, dass Yoyo die Wahrheit sagte. Würde Chen in dieser Sekunde sterben, stürbe auch er. Das Mädchen und ihr riesiger Freund waren unbewaffnet, er hingegen trug eine Waffe im Hosenbund – nicht wirklich ein Vorteil, denn bis er sie gezogen hätte, wäre er ebenfalls tot.
    »Was soll ich tun?«, fragte er ruhig.
    »Stell die Automatik ab. Das Gewehr da. Ich will, dass mein Vater aufsteht und zu uns rüberkommt.«
    »In Ordnung. Ich muss dafür die Fernbedienung benutzen. Ich muss sie berühren, okay?«
    »Wenn das einer von deinen Tricks ist –«, dröhnte Daxiong.
    »Ich bin kein Selbstmörder. Es ist nur eine Fernbedienung.«
    »Mach schon«, nickte Yoyo.
    Xin tippte auf den Touchscreen und schaltete die Automatik aus. Das Gewehr war nicht länger auf Chen Hongbings Bewegungen programmiert. Es unterlag wieder ganz seiner Kontrolle.
    »Einen Moment noch.« Nacheinander tippte er Schwenkwinkel, Drehgeschwindigkeit und Feuerfrequenz ein. »Alles klar. Stehen Sie auf, ehrenwerter Chen. Gehen Sie zu Ihrer Tochter.«
    Chen Hongbing schien zu zögern.
    Dann schnellte er von seinem Stuhl und zur Seite.
    Xin ließ sich fallen und drückte auf Start.
     
    Höhlenbewohner, Savannenläufer, sie alle hatten bis ins 21. Jahrhundert überlebt. Sie sahen das Rascheln im Gras, hörten, was der Wind herantrug, waren auf erstaunliche

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