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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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explodieren, doch nach ausgiebigem Beschuss wäre keine davon mehr zu gebrauchen.
    Auf dem Mittelstreifen sah er eine Bewegung. Ah! Jericho und der Koloss, der versucht hatte, ihn aus dem Fenster zu werfen.
    Auch gut.
     
    »Er kommt!«
    Daxiong nickte schwach. Sie warteten bis zum letzten Augenblick, dann flüchteten sie hinter den Trassenpfeiler, als die ersten Geschosse das Gras durchpflügten und in den Beton schlugen. Das Airbike raste an ihnen vorbei und beschrieb eine rasche Drehung.
    »Zur anderen Seite.«
    Erneut brachten sie sich in Deckung. Auf diese Weise würden sie Kenny vielleicht eine Zeit lang standhalten. Immer hinter den Teil der Säule flüchten, der gerade Schutz bot.
    Wenigstens hoffte Jericho, dass es so funktionierte.
    Neben ihm lehnte Daxiong, schweißnass, mit rasselndem Atem. Sein Gesicht, sein ganzer Schädel war beunruhigend fahl geworden.
    »Lange halte ich das nicht mehr durch«, keuchte er.
    »Musst du auch nicht«, sagte Jericho, doch seine Angst wuchs, der letzte Teil seines Plans könne aus irgendeinem Grund nicht so aufgehen wie erhofft. Seine Augen suchten den Himmel ab. Beiderseits dröhnten in lockerer Folge Fahrzeuge vorbei. Das Fauchen der Turbine entfernte sich. Einen Moment lang gab er sich der Illusion hin, der Killer habe aufgegeben. Dann sah er das Airbike hoch über ihnen und begriff, was Kenny vorhatte. War er hoch genug, würde ihnen der Pfeiler nicht mehr viel nützen. Sie mochten das Ding umrunden wie die Hasen, früher oder später würden sie getroffen werden.
    »– und den Blinddarm, falls er ihn noch hat«, krächzte Daxiong. »Den reiß ich ihm auch raus. Oder zuerst den Blinddarm und anschließend –«
    Vor ihren Füßen spritzten Gras und Erdreich hoch. Jericho umrundete die Säule. Daxiong taumelte hinterdrein, kaum noch fähig, sich auf den Beinen zu halten.
    »Geht's?«, fragte Jericho.
    »Der Hurensohn hat mich irgendwo am Rücken erwischt«, murmelte Daxiong. Er hustete und sackte in sich zusammen. »Ich glaube, ich werde –«
    »Daxiong! Verdammt noch mal! Du darfst jetzt nicht schlappmachen. Hörst du? Nicht ohnmächtig werden!«
    »Ich – versuch's ja – ich –«
    »Da! Schau!«
    In der Ferne war etwas am Himmel aufgetaucht, flach und silbrig. Es sank herab und kam sehr schnell näher.
    »Daxiong«, schrie Jericho. »Wir sind gerettet!«
    Der Riese lächelte. »Das ist ja schön«, sagte er verträumt und kippte zur Seite.
     
    Xin hatte seine Aufmerksamkeit kurzzeitig auf das Wäldchen gelenkt, sodass er die schimmernde Flunder erst sah, als es beinahe zu spät war. Binnen Sekunden wuchs sie zu bedrohlicher Größe an, ohne dass der Pilot Anstalten erkennen ließ, auszuweichen. Er stutzte, dann wurde ihm klar, dass der Neuankömmling das Ziel verfolgte, ihn in Grund und Boden zu rammen. Verblüfft hob er den Arm und gab ein paar Schüsse ab, die das Gefährt mit einem eleganten Schlenker ins Nichts gehen ließ, um gleich wieder frontal auf ihn zuzuhalten.
    Wer immer die Maschine steuerte, war ein Meister der Navigation.
    Wie einen Stein ließ er das Airbike absacken und fing es unmittelbar über dem Verkehr auf. Der silberne Diskus ging in den Sturzflug über. Xin wendete, zog über das Wäldchen und den künstlichen See, flog haarscharfe Kurven und unvermutete Manöver, ohne den Verfolger jedoch abschütteln zu können. Der silberne Diskus jagte ihn über den Park zurück zur Straße, dann drehte er plötzlich ab und stieß steil in den Himmel. Xin schaute ihm verwirrt hinterher, drosselte die Geschwindigkeit und hielt das Airbike dicht über dem Verkehrsstrom in der Schwebe.
    Die fremde Maschine entfernte sich.
    Fluchend entsann er sich seiner Aufgabe. Es war erniedrigend! Yoyo und der alte Chen hingen irgendwo zwischen den Büschen und sahen alles mit an, eine Vorstellung, die seinen Zorn ins Unermessliche steigerte. Er würde den Granatwerfer einsetzen und den kompletten Wald in Flammen schießen, aber zuerst mussten Jericho und Daxiong dran glauben. Noch war keine Polizei aufgetaucht. Die Waffe im Anschlag, hielt er auf den Pfeiler zu, hinter dem die beiden Idioten Schutz suchten, als er den silbernen Diskus zurückkommen und erneut Kurs auf ihn nehmen sah.
    Xin steckte die Waffe weg. Unter ihm schwängerten vorsintflutliche Autos die Luft mit Abgasen und Straßenstaub. Er kochte vor Wut. Ein weiteres Mal würde er sich nicht jagen lassen. Er würde den Kerl vom Himmel holen. Seine Finger schlossen sich um den Griff des Raketenwerfers, aber

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