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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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eines der Fenster zu befördern. Viel Glas war nicht mehr in dem Rahmen. Unter anderen Umständen hätte der Stoß seinen sicheren Tod zur Folge gehabt, doch die Verletzung hatte den Hünen einen Teil seiner Kraft gekostet. Xin spreizte Arme und Beine wie eine Katze, suchte nach Halt und bekam eine Strebe zu fassen, die im Geschosshagel nicht zersplittert war. Sein Körper schwang nach außen. Einen Moment lang schaute er auf das grüne Meer der Blätter unter sich, spannte die Muskeln, um wieder ins Innere zu gelangen, sah Daxiongs Faust heranfliegen und rutschte ab.
    Er fiel.
    Ein kurzes Stück.
    Den klobigen Kasten der Klimaanlage sehen und zupacken, war eines. Ein Ruck ging durch Xins Körper, seine Hände krallten sich um den Kasten, der knirschend in Schieflage geriet. Tief unter ihm krachte, splitterte und prasselte es, als wüte in den Baumkronen ein riesiges Tier.
    Jericho? Der Detektiv war an der gleichen Stelle abgestürzt.
    Uninteressant. Er musste zurück in die Wohnung gelangen. Unter Einsatz aller Kräfte zog er sich hoch, stemmte die Füße ins Mauerwerk und machte sich an den Aufstieg.
     
    Verzweifelt klammerte sich Jericho an den Stamm. Seine Füße glitten ab. Keine Borke, um sich hineinzukrallen. Knapp drei Meter über dem Erdboden beschloss er loszulassen, stieß sich ab, landete auf beiden Füßen, verlor die Balance, fiel auf den Rücken und sah das Airbike auf sich zustürzen.
    Motorrad fällt aus Baum und erschlägt Detektiv.
    Es gab Schlagzeilen, die wollte man sich nicht gedruckt vorstellen.
    Mit aller Kraft katapultierte er sich zur Seite. Neben ihm schlug das Airbike mit solcher Wucht auf, dass er befürchtete, die Waffenarsenale gingen hoch, doch wenigstens diese Katastrophe blieb ihm erspart. Das Bike lag auf der Seite, zwei Düsen und ein Teil der Verschalung waren abgeplatzt. Damit hatte es jede Tauglichkeit als Fluggerät eingebüßt. Er blickte nach oben, doch die Baumkronen erlaubten keinen Blick auf Chens Wohnung. Als er zur Hauswand stolperte, meinte er, oben einen Fuß über dem Fenstersims verschwinden zu sehen, und kniff die Augen zusammen.
    Der Fuß war weg.
    Er schaute sich um, entdeckte eine Hintertür, drückte die Klinke und fand sie offen. Dahinter lag dunkel der Flur. Kühle Luft wehte ihm entgegen. Er schlüpfte hinein und brauchte einen Moment zur Orientierung, sah den Flur weiter vorne abknicken und folgte seinem Verlauf. Nach wenigen Stufen fand er sich neben dem Fahrstuhlschacht wieder. Vor ihm erstreckte sich die Flucht des Entrees bis zur Haustür. Heftiges Poltern erklang aus dem Treppenhaus. Jemand kam heruntergestürmt wie ein Elefant. Jericho zuckte zurück, blieb in der Deckung des Liftschachts und wartete, wer in der Halle auftauchen würde.
    Es war Daxiong. Der Riese stolperte gegen die Wand und stützte sich ab. Über dem rechten Schulterblatt war seine Jacke aufgeschlitzt und voller Blut. Mit wenigen Schritten war Jericho neben ihm.
    »Was ist los? Wo sind Yoyo und Chen?«
    Daxiong fuhr herum, die Faust zum Schlag erhoben. Dann erkannte er Jericho, ließ ihn stehen und taumelte zur Haustür.
    »Draußen«, schnaufte er.
    »Und Kenny?«
    »Draußen.«
    Seine Knie knickten ein. Jericho fasste ihn unter den Armen.
    »Stütz dich auf«, keuchte er.
    »Bin zu schwer.«
    »Unsinn. Ich hab schon ganz andere Babys als dich geschaukelt. Was heißt draußen?«
    Daxiong krallte eine seiner Pranken in Jerichos Schulter und verlagerte sein Gewicht auf ihn. Natürlich war er zu schwer. Viel zu schwer. Ungefähr so, als schleppe man einen mittelgroßen Dinosaurier mit sich herum. Jericho zog die Türe auf, und gemeinsam wankten sie ins Sonnenlicht.
    »Hab ihn rausgeworfen«, keuchte Daxiong. »Aus dem Fenster geworfen. Verdammter Dreckskerl.«
    »Ich glaube, der Dreckskerl ist wieder reingekrochen.« Jericho schaute sich rasch um. In loser Folge waren Autofahrer und Biker unterwegs.
    »Sie müssen hier irgendwo – da!«
    Zwischen den Fahrzeugen winkte ihnen Yoyo von der anderen Straßenseite aus zu. Sie saß im Sattel eines der beiden Motorräder, mit denen sie und Daxiong hergekommen waren. Neben ihr trat Chen Hongbing nervös von einem Bein aufs andere. Yoyo deutete auf das zweite Motorrad und rief etwas.
    »Genau«, knurrte Daxiong. Er nahm die Hand von Jerichos Schulter und stapfte wackelig los. »Hauen wir ab.«
     
    Die pagodenartige Dachkonstruktion des Hauses war im mittleren Bereich abgeplattet. Dem Flachdach entwuchs der Schacht des Treppenhauses. Xin hatte

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