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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Räuberpistole.«
    »Hauptsache, wir halten dich aus der Sache raus«, sagte Tu. »Kein Dissidentenhintergrund, keine Wächter.« Er bedachte Yoyo mit einem strafenden Blick. »In diesem Zusammenhang, du hättest mir ruhig erzählen können, dass ihr im Hochofen rumhängt. Ich wusste lediglich vom ANDROMEDA.«
    »Tut mir leid. Du solltest nicht so tief mit reingezogen werden.«
    »Warum nicht? Ich habe deiner Wadenbeißertruppe die Infrastruktur geliefert. Tiefer kann man gar nicht drinstecken.« Tu seufzte. »Aber egal. Punkt zwei der Tagesordnung. Was erzählen wir Hongbing?«
    Yoyo zögerte. »Dasselbe?«
    »Wie bitte?«, blaffte Jericho sie an.
    »Na ja, ich dachte –«
    »Du willst deinem Vater weismachen, das alles wäre die Tat irgendeines Durchgeknallten?« Plötzlich war er zornig auf sie. Er sah Chen Hongbing mit all seinem Kummer, der ein weiteres Mal hinters Licht geführt werden sollte.
    »Owen.« Yoyo hob die Hände. »Es ist toll, was du für uns getan hast, aber das geht dich nun wirklich nichts an.«
    »Dein Vater verdient eine Erklärung!«
    »Ich bin nicht sicher, ob er scharf darauf ist.«
    »Eben. Du bist dir nicht sicher. Mein Gott, man hat ihn als Geisel genommen, vor eine Waffe gesetzt, seine Tochter bedroht, seine Wohnung zerstört, du musst ihm die Wahrheit sagen! Alles andere wäre feige.«
    »Halt dich da raus!«
    »Yoyo«, sagte Tu leise. Es klang wie Sitz oder Platz.
    »Was?«, schnauzte sie. »Was denn? Es geht ihn nichts an! Du hast selber gesagt, dass es ein Fehler wäre, Vater damit zu belasten.«
    »Die Umstände haben sich geändert. Owen hat recht.«
    »Ach richtig.« Yoyo verzog spöttisch das Gesicht. »Er ist ja neuerdings ein Freund der Familie.«
    »Nein. Er hat schlicht und einfach recht.«
    »Wieso denn? Was weiß Owen schon von meinem Vater?«
    »Und was weißt du von ihm?«, fragte Jericho angriffslustig.
    Yoyo blitzte ihn an. Offenbar hatte er den Finger tief in die Wunde gelegt.
    »Hongbing ist verbittert, verkrustet, introvertiert«, sagte Tu. »Aber ich kenne ihn! Ich warte auf den Tag, an dem die Kruste aufbricht, und ich weiß nicht, ob ich ihn herbeisehnen oder fürchten soll. Er hat Jahre seines Lebens in entsetzlicher Ohnmacht zubringen müssen. Bislang gab es keinen Grund, ihm unter die Nase zu reiben, dass du Chinas meistgesuchte Dissidentin bist, doch das hat sich gerade geändert. Nach dem heutigen Vormittag weiß er verdammt genau, dass du ihm einiges zu erzählen hast.«
    Yoyo schüttelte unglücklich den Kopf.
    »Er wird mich hassen.«
    »Eher wird er mich dafür hassen, dir geholfen zu haben, und nicht mal das glaube ich. Du darfst ihn nicht weiter anlügen, Yoyo. Es wäre das Schlimmste für ihn, wenn du ihm nicht mehr vertraust. Damit enthebst du ihn seiner –«, Tu schien nach Worten zu ringen, »– seiner Bedeutung als Vater.«
    »Bedeutung als Vater?«, echote Yoyo, als habe sie sich verhört.
    »Ja. Jeder Mensch braucht eine Bedeutung. Auch Hongbing hat etwas Bedeutsames tun wollen, vor langer Zeit, und wurde dafür bestraft. Ihm hat man seine Bedeutung genommen.«
    »Und nun straft er mich.«
    »Dich zu bestrafen ist das Letzte, was er will.«
    Yoyo starrte ihn an.
    »Er hat aber nie mit mir über sein Leben gesprochen, Tian! Nie! Niemals Vertrauen zu mir gehabt. Meinst du, das ist keine Strafe? Welche Bedeutung hatte ich denn? Klar, er macht sich Sorgen, von morgens bis abends, am liebsten würde er mich einsperren vor lauter Sorge, aber wozu? Was will er von mir, wenn er schon nicht mit mir redet?«
    »Er schämt sich«, sagte Tu leise.
    »Für was? Ich bin's leid! Ich hab einen – einen Zombie zum Vater!«
    »So darfst du nicht reden.«
    »Nicht? Wie wäre es dann, wenn er mir mal was erklärt?«
    »Das wird er wohl müssen«, nickte Tu.
    »Oh, danke! Wann?«
    »Fürs Erste bist du am Zug.«
    »Warumdennichschonwieder?«, explodierte Yoyo. »Warum nicht er?«
    »Weil du gerade in der Position bist, ihm die Hand zu reichen.«
    »Komm mir nicht mit diesem Pathos«, schrie sie. »Meine Freunde sind tot, und er wäre auch fast umgebracht worden. Ich bin allenfalls in der Position der Überforderung.«
    »Das sind wir alle«, mischte sich Jericho ein, dem es zu bunt wurde. »Also löst eure Probleme, aber löst sie irgendwoanders. Tian, was schätzt du, wann mein Computer hier sein wird?«
    »In wenigen Minuten«, sagte Tu, dankbar für den Themenwechsel.
    »Gut. Ich nehme mir die Schweizfilme noch mal vor. Kann ich dein Büro

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