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Limit

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Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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bringen – und nur dann! –, sei einem Putsch Aussicht auf Erfolg beschieden. Die Herzen der Bubi schlügen für Amerika. Eine neue Gleichung wird aufgemacht: Amerika plus Bubi gleich Putsch gleich China raus und Amerika rein. Natürlich lehnen die USA einen Umsturz offiziell ab, doch der Graben ist gezogen.
    Obiang wird nervös.
    Er versucht, die Fang hinter sich zu vereinen, wobei ihn die späte Rache seiner Versäumnisse ereilt. Den meisten Fang ging es unter seinem Regiment nicht besser als den Bubi. Sie sind unzufrieden und zerstritten. Insbesondere der Herrscherclan erweist sich als Hort shakespeare'schen Intrigantentums. Verschanzt hinter seiner marokkanischen Garde, übersieht der Präsident, dass Amerika im Stillen begonnen hat, Fang- und Bubi-Führer zu kaufen und zum Händedruck zu nötigen. China bietet mit. Das äquatorialguineische Parlament steht zum Gebot, ein Sotheby's der Korruption. Die verstreuten Bubi-Parteien im In- und Ausland finden sich zu wackeligen Bündnissen. Obiang reagiert mit Terror, bürgerkriegsähnliche Zustände erschüttern das Land und ziehen das Interesse der Weltpresse auf sich. Die USA lassen den Ölprinz endgültig fallen. Er soll Neuwahlen zustimmen oder am besten gleich zurückzutreten. Außer sich vor Wut droht Obiang den Bubi mit dem Genozid, lässt verlauten, viele gebratene Lebern essen zu wollen, doch der Widerstand ist kaum mehr einzudämmen. Um das Maß der Verwirrung vollzumachen, schlagen sich unerwartet Fang-Clans aus dem wenig begünstigten Hinterland auf die Seite der Bubi. Obiang schreit nach Kampfhubschraubern, Peking zögert. Die Politik der Nichteinmischung, wichtigster Eckpfeiler chinesischer Außenpolitik, verträgt keine militärische Intervention. Zeitgleich strebt die UN-Versammlung Resolutionen gegen Äquatorialguinea an. China legt sein Veto ein, die EU fordert Obiangs Rücktritt. Kamerun will vermitteln, doch beiderseits des Atlantiks herrscht Einigkeit: Obiangs Zeit ist um. Der Kerl muss weg. Irgendwie.
    2015, ein Jahr vor Ablauf seiner Amtszeit, geschwächt von Politik und Prostata, knickt der Diktator schließlich ein. Im staatlichen Fernsehen ist ein müder, alter Mann zu sehen, der die Kadavrierung seiner Gesundheit schildert, weshalb er seinem geliebten Volk nicht länger in gewohnt verlässlicher Weise dienen könne. Ergo, zum Wohle Äquatorialguineas, lege er sein Amt fortan in jüngere Hände, und zwar – und zwar – und zwar –
    Der Dramaturgie des Schmierenstücks folgend müsste nun Obiangs ältester Sohn Teodorin in präsidialem Ornat aus dem Vorhang stürmen, doch der ist im Bermuda-Dreieck des Jetset vorausschauend auf Tauchstation gegangen. Ohnehin sähe die Mehrheit seiner Onkel und Vettern lieber Obiangs Zweitgeborenen Gabriel an der Macht, der die Ölgeschäfte leitet. Zwischen Teodorinern und Gabrielisten kommt es zum Zwist. Die USA – erbitterter Gegner Teodorins, da dieser vor Jahren herumtrompetet hat, sämtliche Ölverträge zu Amerikas Ungunsten neu aushandeln zu wollen – streuen Gerüchte, wonach Teodorin Gabriels Ermordung plane. Plötzlich scheint niemand so recht das Ruder übernehmen zu wollen. Obiang, angewidert vom Hautgout der Feigheit, entschließt sich kurzerhand zur Nominierung eines Übergangskandidaten, der die Regierungsgeschäfte für die Dauer des verbleibenden Amtsjahres weiterführen und dann faire Wahlen durchführen soll unter Zulassung aller Parteien und Kandidaten. Der Auserkorene ist Oberbefehlshaber der Streitkräfte, ein Cousin Obiangs, dessen ordensschwere Brust von loyalen Diensten kündet, unter anderem von der Abwendung mehrerer Attentats- und Putschversuche sowie der Inhaftierung und Folterung etlicher Bubi und Fang. Es ist
     
    Brigadegeneral Juan Alfonso Nguema Mayé. Massig und glatzköpfig, mit breitem, einnehmenden Lächeln. Mayé, der in Berlin einen Laden für Öltanker betreibt und genüsslich Yoyos Augäpfel verschlingt, während Jan Kees Vogelaar –
    »Owen.«
    Mayé verwandelt sich in Kenny, kommt näher, schwarz gegen eine Wand aus Flammen, hebt einen Arm, und Jericho sieht, dass er Yoyos augenlosen Schädel schwenkt.
    Gib mir deinen Computer, sagt er.
    Gib mir –
    »Owen, wach auf.«
     
    Jemand rüttelte ihn an der Schulter. Yoyos Stimme kuschelte sich in sein Ohr. Er sog ihren Duft in sich hinein und öffnete die Augen. Hinter ihr stand Tu und grinste auf ihn herab.
    »Was ist los?« Jericho wies mit dem Daumen zum Cockpit. »Solltest du nicht vorne

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