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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Umverteilung des Kuchens vorzunehmen, ein Marionettenpräsident, der im Vorfeld unter anderem versprochen hatte, auch spanische Ölfirmen zu begünstigen.
    Und dann lässt Simon Mann die eigentliche Bombe platzen:
    Alle haben davon gewusst!
    Die CIA. Der britische MI6. Der spanische Geheimdienst. Sie alle haben es gewusst – und mitgeholfen. Sogar spanische Kriegsschiffe sollen in Richtung Äquatorialguinea unterwegs gewesen sein, Kolonialismus in der Endlosschleife. Obiang ist entsetzt. Selbst sein Frühstücksfreund aus Washington ist ihm in den Rücken gefallen. Nicht länger willens, ihn zu stabilisieren, war Bush bereit, im Interesse einer Marionettenregierung Anteile an die Engländer und die Spanier abzutreten und dafür günstigere Förderkonditionen auszuhandeln. Obiang zürnt der ganzen elenden Bande – und beschließt, ihre Vorstellungen insoweit zu erfüllen, als er die Schürfrechte tatsächlich neu aufteilt. Nur ganz anders, als es sich die Globalstrategen vorgestellt haben. Amerikanische Firmen fliegen raus, dafür bekommen südafrikanische den Zuschlag. Die Beziehungen zu Jose Maria Aznar, Severo Motos Kumpel und Gastgeber für 40.000 Exil-Äquatorialguineer, werden eingefroren. Frankreich hingegen soll geholfen haben, den Putsch zu vereiteln, entsprechend wohlgefällig schaut Obiang auf die Grande Nation.
    Und war da nicht die ganze Zeit schon jemand in den Startlöchern für die Zeit nach dem amerikanischen Alleingang?
     
    »China kommt ins Spiel.«
    »Auf Katzenpfoten. Erst mal scheint Obiang nämlich bereit, zu vergeben und zu vergessen. Aznar ist inzwischen abgewählt worden, mit Spanien kann man wieder reden, also fährt er die Charmeoffensive. Umgekehrt versucht sich Washington in diplomatischer Wiedergutmachung. Wettgrinsen mit Condoleezza Rice, neue Verträge, all das. 2008 pumpen die Konzerne jährlich 500.000 Barrel aus dem Meer vor Obiangs own country, das Land verzeichnet das höchste Pro-Kopf-Einkommen Afrikas. Analysten gehen davon aus, dass in Äquatorialguinea mehr Öl lagert als in Kuwait. Ein Gutteil davon fließt in die USA, ein bisschen was nach Frankreich, Italien und Spanien, aber der eigentliche Gewinner –«
    »– ist China.«
    »Genau! Sie haben mit Amerika gleichgezogen. In aller Stille.«
    »Schon klar.« Yoyo sah ihn an, die Lider auf halbmast. Auch Jericho fühlte sich eigenartig entrückt. Der Schlafmangel und das Schwimmen des Jets bei zweifacher Schallgeschwindigkeit begannen ihre narkotisierende Wirkung zu entfalten. »Und Obiang?«
    »Immer noch sauer. Supersauer! Ihm ist natürlich klar, dass hochrangige Mitglieder seiner Regierung von den Absichten der Putschisten gewusst haben. So einen Coup schaffst du nur mit Unterstützung von innen. Also rollen Köpfe, und fortan traut er niemandem mehr. Legt sich eine marokkanische Leibgarde zu aus Angst vor den eigenen Leuten. Zugleich lässt er sich in bizarrer Weise hofieren. Wenn die Bosse von Exxon eintreffen, müssen sie seine Minister und Generäle mit Excelentissimo anreden. Einstige Sklaven treffen auf ehemalige Sklavenhändler, jeder verabscheut jeden. Die Vorstände der Ölfirmen hassen es, sich mit den Buschpotentaten an einen Tisch setzen zu müssen, und tun es trotzdem, weil beide Seiten überreichlich davon profitieren.«
    »Und das Land liegt immer noch am Boden.«
    »Mit Vorteilen für die Fang, aber als Ganzes ist die Wirtschaft degeneriert. Gut, in den Slums parken ein paar Geländewagen mehr, jeder hat mindestens ein Handy, dafür sind fließendes Wasser und Strom Mangelware. Das Land erliegt dem Fluch des Rohstoffs. Wer will noch arbeiten oder sich weiterbilden, wo die Dollars wie von selbst auf die Konten fließen. Der Reichtum verwandelt die einen in Raubtiere und die anderen in Zombies. Bush erklärt, den Meeresboden vor Malabo bis 2030 leer pumpen zu wollen, und verspricht Obiang, ihn künftig mit Menschenrechten und Umsturzplänen in Frieden zu lassen und angemessen zu entlohnen.«
    »Klingt doch eigentlich gut. Ich meine, für Obiang.«
    »Ja, er hätte sich damit zufriedengeben können. Hat er aber nicht. Denn der gute Obiang –«
     
    ist ein Elefant. Nachtragend. Misstrauisch. Wie Elefanten ihrer Natur nach sind. Er kann nicht vergessen, dass Bush, die Briten und die Spanier ihn reinlegen wollten. Die Kolben seiner geschmierten Machtmaschinerie heben und senken sich in fröhlichem Auf und Ab, alles läuft bestens, glanzvolle Wiederwahl 2009. Solch immenser Reichtum, dass Mindermengen davon

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