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Limit

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Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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einst wegen Regimekritik mehrere Jahre im Black Beach hat logieren müssen und schon darum das Vertrauen großer Teile der Bevölkerung auf sich vereint. Ndongo gilt als klug, freundlich und schwach, der ideale manchurian candidate. Fang und Bubi haben sich im Vorfeld mit den USA, Großbritannien und Spanien auf ihn verständigt, in Erwartung, den braven Ndongo nach Belieben gängeln zu können, doch der verblüfft mit eigenen Visionen. Der raschen Auflösung des Parlaments folgt die ebenso rasche Bildung einer neuen Regierung, in der Bubi wie Fang gleichermaßen vertreten sind. Ndongo verspricht die Inangriffnahme der längst fälligen Infrastruktur, die Schaffung eines pulsierenden Bildungswesens, die Wiederbelebung der Wirtschaft, Gesundheit und Wohlstand für alle. Vor allem aber wettert er gegen den chinesischen Vampirkapitalismus, der Äquatorialguinea im Verein mit Obiangs Rücksichtslosigkeit zugrunde gerichtet habe, kündigt Pekings Lizenzverträge und setzt die amerikanischen wieder in Kraft, in weiser Voraussicht Spanier, Briten, Franzosen und Deutsche mit bedenkend.
    Doch die Realität holt Ndongo ein wie ein Rudel Hunde. Im selben Maße, wie er seine Pläne in die Tat umzusetzen versucht, zieht er sich den Widerwillen der Fang-Elite zu, die nicht mit seinem politischen Überlebenswillen gerechnet hat. Er legt die Öleinnahmen in Treuhandfonds an, statt sie auf private Konten zu transferieren, womit er das Geld dem Zugriff der Korruption entzieht. Er baut wie versprochen Straßen und Krankenhäuser, bringt den Holzhandel in Schwung, lockert die Zensur. Damit provoziert er den Hass alter Obiang-Seilschaften, die sich zwar haben kaufen lassen, ohne jedoch in Betracht zu ziehen, der predigende Bubi-Politiker könne sich an der Spitze behaupten. Im ersten Jahr nach dem Machtwechsel sind die Hardliner in die Opposition entrückt. Was immer Ndongo gelingt, nährt ihre Abscheu, also suchen sie ihn zu sabotieren, wo es nur geht, prangern sein Unvermögen an, ethnische Ressentiments aus der Welt zu schaffen, und schüren eben diese. Ndongo sei ein zweiter Obiang, der die Fang benachteilige, eine Marionette der USA. Viele mutig in Angriff genommene Projekte geraten ins Stocken. Aids wuchert, die Kriminalität grassiert, letzthin erweist sich Ndongos Parlament als ebenso korrupt wie das seines Vorgängers, während der Präsident, trotzig auf den Krücken der Legalität einherhumpelnd, den Anschluss verliert.
    Im zweiten Jahr unter Ndongo initiieren radikale Esangui-Fang Anschläge auf amerikanische und europäische Öleinrichtungen. Bubi und Fang gehen einander an die Gurgel wie eh und je, terroristische Zellen hintertreiben jeden Versuch einer politischen Stabilisierung, Ndongos Konstrukt einer besseren Welt bricht klappernd in sich zusammen. Seinen Gegnern ist er zu weit gegangen, seinen Freunden nicht weit genug. In einem schmerzlichen Akt der Selbstverleugnung schlägt Ndongo schärfere Töne an, führt Massenverhaftungen durch und verspielt über Nacht, was sein einziges Kapital war: Rechtschaffenheit.
    Mayé läuft sich in Kamerun warm.
     
    »Nach außen«, sagte Yoyo, »stellt es sich so dar: Obiang, krank und verbittert, hängt im Nachbarland rum und drängt Mayé, Ndongo bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit aus dem Amt zu jagen. Dem Willen des Alten zufolge soll Mayé aber nicht selber regieren, sondern lediglich für Teodorin und Gabriel den Boden bereiten, die einander beim Gedanken an Ndongo schluchzend in die Arme gesunken sind. Von Rivalität keine Rede mehr. Das Land ist destabilisiert, Ndongo ist fällig. Mayé müsste eigentlich nur noch einreisen und Buh! machen, abgesehen davon, dass er natürlich nicht einreisen darf.«
    »Da Putschisten aber kein Visum brauchen –«
    »– willigt er ein und leiert die Sache an. Bekannt ist, dass Mayé im Vorfeld Kontakt zu einer privaten Söldnerfirma aufgenommen hat, zur African Protection Services, kurz APS. Und die«, Yoyo machte eine Pause, während derer ein kleiner Tusch zu erklingen schien, »sollte uns interessieren!«
    »Lass mich raten. Vogelaar taucht wieder auf.«
    Yoyo lächelte selbstzufrieden. »Ich habe die fehlenden Jahre gefunden. Sagt dir der Name ArmorGroup irgendwas?«
    »Kenne ich. Londoner Sicherheitsriese.«
    »2008 nahm die ArmorGroup ein Mandat in Kenia wahr. In der Zeit kam es zur Abspaltung eines kleineren Unternehmens, Armed African Services. Vogelaars Mamba operierte gerade im selben Krisengebiet. Man lief sich über den

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