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Limit

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Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Weg, vielleicht kam der eine mal zum anderen rüber und lieh sich ein bisschen Munition, kurz, sie fanden Geschmack aneinander und gründeten 2010 die APS, mit Vogelaar in der Chefetage. Alles klar?«
    »Klar. Mayé hat Ndongo mit Hilfe der APS gestürzt. Aber wer hat die APS damals bezahlt?«
    »Das ist es ja gerade. Mayés Kurs war extrem chinafreundlich.«
    »Du meinst –«
    »Ich meine, wir sind die ganze Zeit davon ausgegangen, dass es sich bei dem Umsturzversuch, von dem im Textfragment die Rede ist, um den vom vergangenen Jahr handelt. Dabei hätte Peking 2017 weit mehr Grund gehabt, die Strippen zu ziehen.«
    Jericho überlegte. Er versuchte sich zu erinnern, wer in Malabo derzeit das Sagen hatte. Je länger er darüber nachdachte, desto sicherer war er, dass Ndongo seinen alten Platz wieder eingenommen hatte.
    »Und wie ist Mayés Putsch verlaufen?«
    »Reibungslos. Ndongo war vorsorglich außer Landes. Überhaupt schien niemand sonderlich überrascht. Kaum Widerstand, keine Toten. Den eigentlichen Schock erlebte Obiang. Mayé ließ sämtliche Oppositionellen verhaften, darunter Obiangs engste Vertraute, Teodoriner, Gabrielisten –«
    »Weil er gar nicht vorhatte, die Macht abzutreten.«
    »Bingo.«
    »Und Vogelaar wurde sein Sicherheitschef.«
    »Jep.«
    »Gibt es Beweise, dass China in den Putsch verwickelt war?«
    »Owen, wo lebst du?«, tadelte Yoyo. »Beweise gibt's nie. Andererseits muss man verblödet sein, um darüber hinwegzusehen, dass unmittelbar nach dem Putsch das Aus für Exxon, Marathon und so weiter kam, während die chinesische Sinopec plötzlich in äquatorialguineischem Öl schwamm. Dann Mayés Reden: Man schulde historischen Dank, China sei immer ein Bruder gewesen, bla bla bla. Unterm Strich hat er dem Ausverkauf seines Landes an China rückhaltlos zugestimmt.«
    Jericho nickte. Yoyo hatte zweifellos recht: Mayé war mit chinesischer Hilfe an die Macht gelangt und hatte seine Protegés vereinbarungsgemäß bedacht. Nur, warum hätten die ihn dann später umbringen sollen?
    »Und wenn es gar nicht die Chinesen waren«, sagte Yoyo, als hätte sie seine Gedanken erraten. »Ich meine, vergangenes Jahr.«
    »Wer dann?«
    »Fällt das so schwer zu erraten? Mayé scheute keine Gelegenheit, die Amerikaner zu brüskieren. Er ließ ihre Repräsentanten verhaften, brach alle Verträge, begünstigte Terroranschläge gegen amerikanische Einrichtungen, auch wenn er auf diplomatischem Parkett alles rundheraus abstritt. Es reichte immerhin, dass Washington ihm mit Sanktionen und Einmarsch drohte.«
    »Klingt nach Säbelgerassel.«
    »Eben das ist die Frage.«
    »Und weiter? Der Typ hat sieben Jahre regiert. Was ist in der Zeit alles passiert?«
    »Er hat die Hand aufgehalten. Der Wirtschaft den Rest gegeben. Oppositionelle verschwinden lassen, gefoltert, erschossen, geköpft, was weiß ich. Nach kurzer Zeit fanden alle, gegen Mayé habe sich Obiang wie ein Wohltäter ausgenommen, aber jetzt hatten sie ihn am Hals. Nur mit Kannibalismus, Zauberei und dem ganzen magischen Spuk hatte Mayé wenig am Hut, dafür entwickelte er einen gepflegten Größenwahn. Baute Wolkenkratzer, die keiner bezog, aber egal, Hauptsache Skyline. Plante ein äquatorialguineisches Las Vegas, wollte eine Oper im Meer errichten. Vollends ging es mit ihm durch, als er verkündete, Äquatorialguinea steige zur Weltraumnation auf, zwecks dessen er allen Ernstes eine Abschussrampe errichtete, mitten im Dschungel.«
    »Warte mal –« Schwach dämmerte Jericho, seinerzeit etwas darüber gelesen zu haben. Ein afrikanischer Diktator, der eine Raketenabschussbasis errichtet und herumposaunt hatte, sein Land werde Astronauten auf den Mond schicken. »War das nicht –«
    »2022«, sagte Yoyo. »Zwei Jahre vor seinem Sturz.«
    »Und was ist aus der Sache geworden?«
    »Siehst du irgendwelche Afrikaner im Weltraum?«
    »Nein.«
    »Eben. Das heißt, einmal hat er tatsächlich was hochgeschossen. Einen Nachrichtensatelliten.«
    »Wozu, um Himmels willen, brauchte Mayé einen Nachrichtensatelliten?«
    Yoyo ließ den Finger über ihrer Schläfe kreisen. »Weil er nicht ganz dicht war, Owen. Warum lassen Männer ihre Schwänze verlängern? Lauter kleine Raketenabschussbasen. Das Ganze geriet aber zur Lachnummer, weil der Satellit wenige Wochen nach dem Launch ausfiel –«
    »Aber gelauncht wurde er.«
    »Sogar problemlos.«
    »Und weiter?«
    »Nichts weiter. Zwei Jahre später wurde Mayé liquidiert, und Ndongo kehrte zurück.« Yoyo lehnte

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