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Limit

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Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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hübsch. Wenn dir ein Diktator die Erlaubnis gibt, seine Bodenschätze auszuräubern, während sein eigenes Volk vor lauter Hunger Affen schlachtet, willst du dich bei denen nicht unbedingt blicken lassen. Und die wollen dich noch viel weniger sehen. Abgesehen davon, dass sie gar nicht in die Verlegenheit kommen, weil die Konzerne Selbstversorger sind. Die einheimische Privatwirtschaft hat nix davon, dass einige Kilometer weiter Tausende Amerikaner hocken. Die meisten Ölarbeiter verbrachten Monate in solchen Gettos oder auf ihrer Plattform, vögelten Aids-freie Mädchen aus Kamerun, fraßen haufenweise Malariatabletten und sahen zu, dass sie nach Hause kamen, ohne Landesberührung gehabt zu haben. Niemand wollte Kontakte. Hauptsache, Obiang saß fest im Sattel, und damit die amerikanische Ölindustrie.«
    »Irgendwas muss aber schiefgegangen sein. Für die Amis, meine ich. Zu Mayés Zeiten sind sie praktisch weg vom Fenster.«
    »Es ging auch schief«, nickte Jericho. »2004 begann der Abstieg. Aber schuld war eigentlich ein Engländer. Mark Thatcher.«
    »Nie gehört.«
    »Sohn von Maggie Thatcher.«
    »Erst recht nie gehört.«
    »Egal. Ich schätze, unsere Geschichte und die des ganzen Ärgers, der über uns hereingebrochen ist, nimmt ihren eigentlichen Anfang nach dem Wonga-Coup.«
    »Nach dem was?«
    »Nach dem –«
     
    Wonga-Coup. Bantu-Sprache. Wonga gleich Geld, Kohle, Mäuse, Penunze. Coup für Putsch. Flapsige Umschreibung für einen der dämlichsten Umsturzversuche aller Zeiten.
    Im März 2004 landet eine klappernde Boeing prähistorischer Bauart auf dem Flughafen von Harare in Simbabwe, vollgepackt mit Söldnern aus Südafrika, Angola und Namibia. Geplant ist, Waffen und Munition an Bord zu nehmen, nach Malabo weiterzufliegen und dort zu einem Grüppchen Kämpfer zu stoßen, das im Vorfeld eingeschleust wurde. Alle zusammen sollen im Handstreich die Regierung stürzen, Obiang niederschießen oder in sein eigenes Gefängnis werfen, Hauptsache Machtwechsel. Im nahe gelegenen Mali ist tags zuvor wie durch ein Wunder Severo Moto aus seinem Madrider Exil eingetroffen, der Führer der oppositionellen Fortschrittspartei, der Malabo binnen einer Stunde erreichen und sich von dankbaren Menschen die Füße küssen lassen könnte.
    Doch es kommt anders. Südafrikanische Geheimdienste – wachsam gegenüber den arbeitslos gewordenen Schergen der Apartheid – haben Wind von der Sache bekommen und Obiang gewarnt. Zeitgleich wird die Regierung Simbabwes von der Ankunft eines Haufens Traumtänzer in Kenntnis gesetzt, die meinen, unter Abfeuerung ausgemusterter Kalaschnikows Geschichte schreiben zu können. Hüben wie drüben schnappt die Falle zu, alle werden verhaftet, flugs zu Gefängnisstrafen verurteilt, und das war's.
    Oder wäre es gewesen.
    Denn dummerweise – für die Hintermänner – plaudern die Befragten mit Aussicht auf Strafminderung aus dem Nähkästchen der Verschwiegenheit. Und so kommt's knüppeldick. Einer der Anführer des glücklosen Kommandos ist Simon Mann, ein ehemaliger britischer Offizier und langjähriger Leiter der privaten Söldnerfirmen Executive Outcomes und Sandline International, in deren Netzwerk sich auch ein gewisser Jan Kees Vogelaar tummelt. Mann, inhaftiert in Simbabwe, weiß zu erzählen, hinter der ganzen Angelegenheit stecke ein windiger Ölmanager mit britischem Pass namens Eli Calil, vor allem aber Sir Mark Thatcher, Sohn der britischen Premierministerin, der erkleckliche Summen für die Durchführung des Unternehmens bereitgestellt habe. Das alleine reicht, Obiang Äußerungen zu entlocken wie, Simon Mann und Thatcher unter den Augen aller braven Äquatorialguineer sodomieren zu wollen, bevor sie bei lebendigem Leibe gehäutet würden. Er lässt durchblicken, Teile der Thatcher'schen Anatomie seinem Koch zu überantworten, vorausgesetzt, man bekomme ihn in die Finger. Während Sir Mark eilig hinter Mamas Rock verschwindet, droht Simon Mann die Auslieferung. Dies und die Aussicht auf Tanzstunden in Black Beach und Schlimmeres tragen ungemein zur Lockerung seiner Zunge bei – und schon kommt's raus.
    Thatcher ist nur der Strohmann.
    Die eigentlichen Finanziers sind britische Ölkonzerne, die ganze Creme der Branche. Es hat ihnen nicht gefallen, dass der sprudelnde Reichtum unter amerikanischen Firmen aufgeteilt wird und man bei Obiang keinen Fuß in die Tür bekommt. Nichts für ungut, aber da habe man halt Verschiedenes ändern wollen. Severo Moto war ausersehen, die

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