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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Glas über die Tischdecke. Der Rum funkelte im Licht der Papierlampe, geriet in einen Taumel aus Bewegung und Reflexion.
    »Komm, lass dich nicht bitten. Warum ist das alles passiert?«
    Der Söldner stützte sinnend das Kinn in die Hände.
    »Ihr solltet euch eher fragen, wer hinter euch her ist.«
    »Oh, danke!« Yoyo funkelte ihn zornig an. »Was glaubst du eigentlich, was wir den ganzen Tag tun.«
    »Offen gestanden, ich frage mich dasselbe.«
    »Doch wohl der Zhong Chan Er Bu«, mutmaßte Jericho. »Der chinesische Geheimdienst. Nach allem, was du uns erzählt hast.«
    »Da bin ich mir eben nicht mehr so sicher. Mittlerweile glaube ich, dass Kennys komische Delegation weder die chinesische Regierung repräsentierte noch die chinesische Raumfahrtbehörde. Beide wissen wahrscheinlich bis heute nicht, dass sie vorgeschoben wurden.«
    Jericho starrte ihn verblüfft an.
    »Die sind sehr überzeugend gewesen, Jericho.«
    »Aber die Partei muss doch mitbekommen haben, was da in ihrem Namen geschah. Mayé muss es bei offiziellen Staatsbesuchen thematisiert haben.«
    »Quatsch, benutz' deinen Kopf! Es gab keine chinesischen Regierungsbesuche in Äquatorialguinea, ebenso wenig, wie Mayé in die Verbotene Stadt eingeladen wurde. Das war keiner, mit dem man sich sehen ließ. Hier und da tauchte verschämt ein Ministerlein der Energiebehörde auf, ansonsten latschten chinesische Ölleute durchs Land. Peking hat immer betont, dass es zu Äquatorialguinea ausschließlich geschäftliche Beziehungen unterhält.«
    »Zu Zeiten von Mugabe und Konsorten hatten sie aber kein Problem, sich mit Diktatoren ablichten zu lassen.«
    »Mugabe haben sie ja auch nicht ins Amt geputscht. Nach Umstürzen ist es nicht üblich, dass die Initiatoren durchs Bild laufen. Die Chinesen sind heute vorsichtiger.«
    »Aber was ist mit Zheng?«
    »Was soll mit ihm sein?«
    »Die Zheng-Group arbeitet für die chinesische Raumfahrtbehörde. Quatsch, sie ist die Raumfahrtbehörde, und für Mayé hat sie auch gebaut. Spätestens da muss doch rausgekommen sein, dass offizielle Stellen vorgeschoben wurden.«
    »Wer sagt denn, dass mit Zheng darüber gesprochen wurde? Innerhalb einer Behörde gibt es Wissende und Unwissende. Sein Unternehmen hat einen Job auf dem freien Markt angenommen. Na und?«
    »Die Partei hat zugelassen, dass ihr wichtigster Konstrukteur eine ausländische Rampe baut.«
    »Konzerne wie Zheng oder Orley kannst du nicht kontrollieren, nicht mal die Partei kann das, will es auch nicht. Der chinesische Ministerpräsident hat Anteile bei Zheng, er müsste sich selber auf die Finger gucken. Ganz im Gegenteil, Peking hat es begrüßt, dass Zheng der Ausschreibung folgte, weil es die Spionage vor Ort erleichterte.«
    »Aber warum bist du dann misstrauisch geworden?«
    Vogelaar lächelte dünn.
    »Weil ich immer misstrauisch bin. So hab ich auch rausgefunden, dass Kenny 2022 beim Zhong Chan Er Bu ausgestiegen war. Er arbeitete nur noch auf freier Basis für den militärischen Geheimdienst.«
    »Moment mal«, sagte Yoyo. »Der Umsturz, der Mayé an die Macht brachte –«
    »War von chinesischen Ölgesellschaften finanziert, von Peking ratifiziert und vom chinesischen Geheimdienst mit unserer Hilfe exekutiert worden.«
    »Und die Rampe?«
    »Hatte nichts damit zu tun. Mit der Rampe traten neue Akteure in Erscheinung. Peking ist es immer nur um Rohstoffe gegangen. Die Typen, die uns die Rampe aufschwatzten, hatten andere Interessen.«
    »Kenny hatte also das Lager gewechselt?«
    »Ich bin nicht sicher, ob er es gewechselt hat. Vielleicht hat er auch einfach seinen Aktionsradius erweitert. Ich glaube nicht, dass er explizit gegen Pekings Interessen verstieß, eher, dass er die Interessen anderer wichtiger nahm.«
    »Und Mayés Sturz?«
    »Geht auf das Konto der Rampenbauer. Möglich, dass die Partei es billigte. Gefragt hat man sie jedenfalls nicht.«
    »Glaubst du das oder weißt du das?«
    »Ich glaube es.«
    »Vogelaar«, sagte Yoyo eindringlich. »Du musst uns endlich sagen, was du über die Rampe rausgefunden hast, hörst du?«
    Vogelaar legte die Fingerkuppen aufeinander. Er widmete sich ausgiebig der Betrachtung seiner Daumen, führte sie bis zur Nasenspitze und richtete den Blick zur Decke. Dann nickte er langsam.
    »Gut. Einverstanden.«
    »Lass hören.«
    »Für eine Viertelmillion Euro.«
    »Was?« Jericho schnappte nach Luft. »Bist du verrückt geworden?«
    »Dafür bekommt ihr von mir ein Dossier, in dem alles steht.«
    »Du

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