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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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entlang und umkreiste ihn an seinem Schreibtisch, die Sonne Äquatorialguineas.«
    »Bloß nicht sehr lange.«
    »Keine drei Wochen. Erst zeitweiliger Ausfall, dann Funkstille. Klar, dass das die Runde machte. Mayé erntete Häme und Gelächter. Nicht, dass er unbedingt einen Satelliten brauchte, er war ja auch vorher ganz prima ohne ausgekommen. Aber er hatte sich auf internationales Parkett begeben, hatte tanzen wollen und war böse ausgerutscht. Bis auf die Knochen hatte er sich blamiert, selbst die Bubi in Black Beach wälzten sich vor Lachen in ihren Zellen. Mayé schäumte vor Wut, schrie nach Kenny, der ihm mitteilen ließ, man habe andere Sorgen. Was im Übrigen zutraf. Chinesen und Amerikaner drohten einander gerade mit Militärschlägen, jeder bezichtigte den anderen, auf dem Mond Waffen stationiert zu haben. Ich riet Mayé zur Zurückhaltung, aber er gab keine Ruhe. Schließlich, Anfang Juni, als sich die Mondkrise gerade entschärfte, reiste Kenny zu Gesprächen nach Malabo. Mayé spielte den wilden Mann. Er forderte umgehend einen neuen Satelliten – und dann machte er einen Fehler. Er deutete an, dass hinter dem Launch ja wohl mehr gesteckt habe als die Erprobung eines experimentellen Antriebs.«
    Jericho beugte sich vor. »Was hat er damit gemeint?«
    Vogelaar blies Rauch in vergangene Zeiten.
    »Das, was er von mir wusste. Was ich herausgefunden hatte. Über das ganze Projekt.«
    »Du hattest also auch darüber Nachforschungen anstellen lassen?«
    »Natürlich. Ich hatte den Bau der Rampe und den Abschuss genauer im Auge gehabt, als Kenny lieb sein konnte, aber so, dass er nichts davon merkte. Dabei stieß ich auf Ungereimtheiten. Ich berichtete Mayé davon und schärfte ihm ein, es für sich zu behalten, doch der Vollidiot hatte nichts Besseres zu tun, als Kenny zu drohen.«
    »Wie hat Kenny darauf reagiert?«
    »Nett. Und das gefiel mir nicht. Er sagte, Mayé solle sich keine Sorgen machen, man werde sich schon irgendwie einigen.«
    »Klingt nach einer angekündigten Exekution.«
    »Genauso kam es mir vor. Nun, das Porzellan war zerschlagen. Half also nur, die ganze Wahrheit herauszufinden, um den Druck auf Kenny so weit zu erhöhen, dass er uns nicht einfach abservieren konnte. Und ich kam tatsächlich dahinter. Als Kenny das nächste Mal aufkreuzte, empfing ihn Mayé im Kreis seiner wichtigsten Minister und Militärs. Wir konfrontierten ihn mit den Tatsachen. Er schwieg. Lange. Sehr lange. Dann fragte er, ob wir uns darüber im Klaren wären, dass wir mit unserem Leben spielten.«
    »Der Anfang vom Ende.«
    »Nicht zwingend. Es zeigte, dass er uns ernst nahm. Dass er verhandeln wollte.« Vogelaar lachte freudlos. »Doch wieder war es Mayé, der alles versaute, indem er horrende Summen forderte, praktisch einen Kniefall. Kenny konnte sich darauf nicht einlassen. Er baute Mayé goldene Brücken. Ich hatte tatsächlich den Eindruck, dass er die Eskalation nicht wollte, doch Mayé in seiner Überheblichkeit war nicht zu bremsen. Am Ende schrie er, die Welt werde alles erfahren. Kenny stand auf, zögerte. Dann grinste er breit und sagte, okay, ich geb mich geschlagen. Du sollst haben, was du begehrst, großer Diktator, gib mir zwei Wochen. Sprach's und ging.«
    Vogelaar sah dem Rauch seines Zigarillos nach.
    »In diesem Moment wusste ich, dass Mayé uns soeben alle zum Tode verurteilt hatte. Er mochte sich im Glauben sonnen, der Sieger zu sein, er war tot. Ich machte mir nicht die Mühe, ihn vom Gegenteil zu überzeugen, sondern ging nach Hause, und wir packten die Koffer. Ich habe immer verschiedene Identitäten in petto, einen Fluchtplan sowieso. Am folgenden Morgen verschwanden wir aus Äquatorialguinea. Wir ließen zurück, was wir besaßen, bis auf einen Koffer voll Geld und einen Stapel falsche Papiere. Kennys Schergen hefteten sich umgehend an unsere Fersen, doch mein Plan war perfekt. Ich habe mehr als einmal im Leben untertauchen müssen. Wir schlugen so lange Haken, bis wir sie abgeschüttelt hatten. In Berlin wurden wir Andre und Nyela Donner, ein südafrikanischer Agraringenieur und eine studierte Juristin aus Kamerun mit gastronomischem Background, und suchten ein Ladenlokal. Am Tag, als wir eröffneten, räumte Ndongo in Malabo gerade seine Unterhosen ein, und Mayé war tot. Alle, die Bescheid gewusst hatten, waren tot.«
    »Bis auf einen.«
    »Bis auf einen.«
    »Und worum ging es tatsächlich bei dem Raumfahrtprogramm?«
    Vogelaar streckte einen Finger aus und schob sein halb volles

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