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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Pfad der Arbeitslosigkeit.
    Interessant, was sie erfuhr.
    Sie schaute aus dem Fenster. Ein grauer Himmel der Vergänglichkeit lastete auf der Stadt. Vorhänge aus Nieselregen verwuschen die Konturen des 190 Meter hohen Calgary Tower, einst erbaut von den Ölfirmen Marathon und Husky Oil. Den Hochhäusern haftete etwas Skelettöses an. Im Fettgewebe des Wohlstands wütete der Zellabbau. Nach einer Weile des Nachdenkens rief sie erneut in Vancouver an.
    »Könnt ihr die letzten Tage vor Ruiz' Verschwinden rekonstruieren?«
    »Kommt drauf an, was du wissen willst.«
    »Ich habe mit seiner Frau gesprochen und einem seiner Kollegen. Ruiz' letzte Station, bevor er nach Lima flog, war Peking.«
    »Peking?«, wunderte sich Sina. »Was hat Ruiz denn in Peking gemacht?«
    »Ja, eben. Was?«
    »Repsol hat doch gar keine Karten in China.«
    »Stimmt nicht ganz. Definitiv ging es um ein länger geplantes Joint Venture mit Sinopec. Irgendein Explorationsding. Sie haben eine Woche daran herumgedoktert. Mich interessiert eher, was er an seinem letzten Tag getan hat, unmittelbar bevor er China verließ. Am 1. September 2022, um genau zu sein. Angeblich hat er da an einer Konferenz teilgenommen, über die sein Kollege allerdings so gut wie gar nichts wusste. Eigentlich nur, dass sie außerhalb Pekings stattfand. Er meinte, irgendwo müssten noch Unterlagen rumfliegen, und er will mal schauen.«
    »Keiner weiß, worum es bei der Konferenz ging?«
    »Ruiz war Strategischer Leiter. Autonom. Der musste nicht mehr wegen jeder Kleinigkeit Männchen machen. Señora Ruiz sagt, ihr Alejandro sei ein sehr warmherziger, humorvoller Mensch gewesen –«
    »Schnief.«
    »Ich will auf was anderes raus. Jemand, der sich nicht so schnell die Laune verderben ließ. Zuletzt hatten sie vor der Konferenz miteinander telefoniert, und da schien noch die Sonne. Er hatte geholfen, das Joint Venture einzufädeln, war bester Stimmung, hat rumgeblödelt und sich auf Peru gefreut. Aber als er aus dem Flieger nach Lima anrief, wirkte er ziemlich bedrückt.«
    »Das war am Tag nach dieser ominösen Konferenz?«
    »Genau.«
    »Und hat sie ihn nach dem Grund gefragt?«
    »Sie meint, irgendetwas müsse in Peking vorgefallen sein, das ihm arg zusetzte, aber er habe nicht darüber sprechen wollen. Überhaupt sei er wie ausgewechselt gewesen, in einer Stimmung, die so gar nicht zu ihm passte, niedergeschlagen und nervös. Von Lima aus hat er sie dann ein letztes Mal angerufen. Klang verzagt. Beinahe ängstlich.«
    »Unmittelbar bevor er verschwand?«
    »In derselben Nacht, ja. Es war das Letzte, was sie von ihm hörte.«
    »Und was soll ich jetzt tun?«
    »Graben, wie üblich. Ich will wissen, was das für ein Treffen war, an dem er in China teilgenommen hat. Wo es stattfand, worum es ging, wer alles dabei war.«
    »Hm. Ich tue, was ich kann, okay?«
    »Aber?«
    Sina zögerte. »Susan würde dich gerne noch sprechen.«
    Keowa runzelte die Brauen. Susan Hudsucker war die Nummer eins bei Greenwatch. Sie ahnte, was kommen würde, und es kam erwartungsgemäß im Gewand der Frage, wann sie denn, ihre Ambitionen in Ehren, die Reportage über die Umweltsünden der Ölkonzerne fertigzustellen gedenke. Das Erbe der Ungeheuer solle tunlichst zu einem Zeitpunkt ausgestrahlt werden, an dem es noch Ungeheuer gäbe, und ob sie sich bezüglich Palsteins möglicherweise verrannt habe.
    Keowa stellte in Aussicht, ein Attentat aufzuklären.
    Greenwatch sei nicht das FBI.
    Vielleicht habe der Anschlag ja Verschiedenes mit dem Thema der Reportage zu tun.
    Susan blieb skeptisch, andererseits war Loreena Keowa niemand, den sie nach Belieben hin und her kommandieren konnte.
    »Vielleicht denkst du auch mal daran, dass es gefährlich ist, was du da treibst«, sagte sie.
    »Wann wäre unsere Arbeit je ungefährlich gewesen?«, schnaubte Keowa. »Aufklärung ist immer gefährlich.«
    »Loreena, hier geht's um versuchten Mord!«
    »Hör zu, Susan.« Sie tigerte in ihrem Zimmer auf und ab. »Ich kann dir das jetzt nicht im Einzelnen auseinanderlegen. Morgen früh nehmen wir den ersten Flieger nach Vancouver und berufen eine Redaktionskonferenz ein. Ihr werdet feststellen, das ist eine sehr heiße Story, und wir sind jetzt schon sehr viel weiter als die blöde Polizei. Ich meine, wir wären doch bescheuert, wenn wir da nicht dranblieben!«
    »Ich will dich ja auch gar nicht blockieren. Wir haben nur reichlich anderes zu tun. Das Erbe der Ungeheuer muss fertig werden, davon kann ich dich nicht

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