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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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»Geh zu ihm.«
    Sein Blick war wie magisch von dem Kristall angezogen. Vogelaar wusste, warum. Kristalle gehörten zu den Strukturen, die Xin liebte. Ihr Aufbau, ihre Reinheit faszinierten ihn.
    »Du hast bekommen, was du wolltest«, sagte er. »Ich habe mein Versprechen gehalten.«
    Xin schaute auf. »Und ich habe keines gegeben.«
    »Sondern?«
    »Immer nur von Möglichkeiten gesprochen. Es ist zu riskant, euch leben zu lassen.«
    »Das stimmt nicht.«
    »Jan, ich bitte dich!«
    »Du hast versprochen, Nyela zu verschonen.«
    »Entweder verschont er uns beide oder keinen von uns.« Sie drückte sich fester an Vogelaars Brust. »Wenn er dich tötet, kann er mich gleich mit erschießen.«
    »Nein, Nyela.« Vogelaar schüttelte den Kopf. »Das lasse ich nicht –«
    »Glaubst du im Ernst, ich sehe zu, wie dieser Bastard dich erschießt?«, zischte sie hasserfüllt. »Dieses Ungeheuer, das jahrelang bei uns ein- und ausgegangen ist, sich Drinks hat servieren lassen, sich auf unserer Terrasse breitgemacht hat? Hey, willst du einen Drink, Kenny? Ich werde dir einen mixen, dass dir die Flammen aus den Augen schlagen!«
    »Nyela –«
    »Du wirst meinem Mann nichts tun, hörst du?«, schrie Nyela. »Nichts, oder ich verfolge dich aus dem Grab heraus, du elende Bestie, du –«
    Xins Gesicht überzog sich mit Resignation. Er wandte sich ab und schüttelte müde den Kopf.
    »Warum hört mir bloß nie einer zu?«
    »Wie bitte?«
    »Als hätte ich irgendetwas beschönigt. Als hätten die Regeln nicht von vorneherein festgestanden.«
    »Wir sind aber nicht hier, um deinen beschissenen Regeln zu folgen!«
    »Sie sind nicht beschissen«, seufzte Xin. »Es sind einfach nur – Regeln. Ein Spiel. Ihr habt mitgespielt. Ihr habt falschgespielt. Ihr habt verloren. Man muss abtreten können.«
    Vogelaar betrachtete ihn.
    »Du wirst dein Versprechen halten«, sagte er leise.
    »Noch einmal, Jan, ich habe kein –«
    »Ich meine das Versprechen, das du gleich geben wirst.«
    »Das ich gleich geben werde?«
    »Ja. Da ist nämlich noch etwas, das du haben willst, Kenny. Etwas, das ich dir geben kann.«
    »Wovon redest du?«
    »Von Owen Jericho.«
    Xin fuhr herum. »Du weißt, wo Jericho ist?«
    »Sein Leben gegen das von Nyela«, sagte Vogelaar. »Und spar dir jede weitere Drohgebärde. Wenn wir schon sterben, dann schweigend. – Es sei denn –«
    »Es sei denn, was?«
    »Du versprichst, Nyela zu schonen. Dafür liefere ich dir Jericho auf dem Silbertablett.«
    »Nein, Jan!« Nyela sah ihn flehend an. »Ich will nicht ohne dich –«
    »Musst du auch nicht«, sagte Vogelaar ruhig. »Das zweite Versprechen betrifft mich selber.«
    »Dich gegen wen?«, fragte Xin lauernd.
    »Gegen ein Mädchen namens Yoyo.«
    Xin starrte ihn an. Dann begann er zu lachen. Leise, fast tonlos. Anschwellend. Hielt sich die Seiten, warf den Kopf in den Nacken, schlug mit der geballten Faust gegen den Kühlschrank, erbebte unter Epilepsien der Heiterkeit.
    »Unglaublich!«, japste er. »Nicht zu fassen.«
    »Alles in Ordnung, Kenny?« Der Kahlköpfige legte verwirrt die Stirn in Falten. »Bist du okay?«
    »In Ordnung?«, prustete Xin. »Dieses Mädchen, dieser Detektiv, Mickey, den beiden gebührt ein Orden! Was für eine Leistung! Sie haben aus den paar Textfetzen – unglaublich, einfach unglaublich! Sie haben dich ausfindig gemacht, Jan, sie haben –« Er stockte. Seine Augen weiteten sich in noch größerem Entzücken. »Haben sie dich etwa gewarnt?«
    »Ja, Kenny«, sagte Vogelaar ruhig. »Sie haben mich gewarnt.«
    »Und du verrätst sie.«
    Vogelaar schwieg.
    »Du versuchst mich an der Moral zu packen, hältst mir vor, was ich angeblich versprochen hätte, und dann verrätst du die Leute, die gekommen sind, um dir das Leben zu retten.« Xin nickte, als habe er gerade eine wertvolle Lektion gelernt. »Sieh an, sieh an. Der Mensch in seiner Niedertracht. Was hast du den beiden denn so erzählt über unser afrikanisches Abenteuer?«
    »Nichts.«
    »Du lügst.«
    »Würde ich gerne«, sagte Vogelaar mürrisch. »Tatsächlich habe ich ihnen einen Handel vorgeschlagen. Das Dossier gegen Geld. Die Übergabe steht unmittelbar bevor.«
    »Allerhand«, gackerte Xin.
    »Und? Was ist nun?«
    »Entschuldige, alter Freund.« Xin wischte eine Lachträne aus dem Augenwinkel. »Man bekommt im Leben nicht vieles geboten, was einen noch überraschen könnte, aber das hier – und weißt du, was das Tollste ist? Ich hatte sogar in Erwägung gezogen, dass sie dich

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