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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Ein Wort, und du bist tot! Sich in die Abgeschiedenheit der WC-Kabine neben der Dusche verflüchtigen und hoffen, dass die Angst des Mannes reichte, ihn nicht zu verraten, was Risiken barg. Ihn als Geisel nehmen, noch riskanter. Wie sollte er eine Geisel aus dem Hyatt schaffen? Er wusste nicht, wer die Männer da draußen waren. Dass sie versuchten, kein Geräusch zu machen, ließ auf Ordnungskräfte schließen, auf den Sicherheitsdienst, die Polizei.
    Auf Jericho?
    Das Bad besaß zwei Eingänge. Beide Türen waren zugezogen. Er konnte nur hoffen, dass die Männer zuerst den rückwärtigen Wohnschlafraum inspizieren und das Bad durch den dortigen Zugang betreten würden. Was ihm Gelegenheit gäbe, unbemerkt aus der Dielentüre zu entwischen. Dafür allerdings –
    Blitzschnell, ohne die Waffe loszulassen, umspannte er den Kopf des Asiaten und brach ihm mit einer routinierten Bewegung das Genick. Der Körper erschlaffte. Xin fing ihn auf und ließ ihn lautlos zu Boden gleiten.
     
    Die Polizisten schlichen den kurzen Flur entlang. Ein Spiegel zur Linken verdoppelte ihre Präsenz. Rechter Hand erblickten sie einen Zugang, eine geschliffene Glastür, die, wie es schien, ins Bad führte. Einer der beiden blieb stehen und schaute seinen Kollegen fragend an.
    Der andere zögerte, schüttelte den Kopf und zeigte nach vorne.
    Langsam drangen sie weiter vor.
     
    Tu ließ den Atem entweichen.
    Nachdem er sein Zimmer verlassen und zwei Uniformierte auf dem Gang vorgefunden hatte, war ihm das Herz in den ausgeleierten Hosenboden gerutscht. Ohne dass er sich traute, die Türe hinter sich zu schließen, hatte er zugesehen, wie die Polizisten ihre Schritte vor Zimmer 727 verlangsamten, dort stehen blieben und sich unhörbar berieten. Die ganze Zeit über drehten sie ihm dabei den Rücken zu – ihm, der zweifellos Gegenstand ihrer Nachforschungen war und keine zehn Meter hinter ihnen wie paralysiert aus dem Boden wuchs, sodass sie sich nur hätten umdrehen und ihn einsammeln müssen.
    Doch sie hatten sich nicht umgedreht.
    Aus irgendeinem Grund hatte sich ihre ganze Aufmerksamkeit auf Yoyos Zimmer gerichtet. Und plötzlich war Tu klar geworden, warum. Es stand offen. Er hatte es begriffen im Moment, da die beiden hineingingen und er sich seines unverschämten Glücks bewusst wurde.
    Warum hatte Yoyo die Tür aufgelassen? In Eile? Schlamperei?
    Egal. Leise verschloss er die 717, schlich mit Straußenschritten den Gang entlang, nach links an der Lounge vorbei zu den Fahrstühlen, drückte den Sensor, hob die Augen zu den Anzeigen. Alle Fahrstühle waren unten.
     
    Xins Sinne spürten den Männern nach. Es waren zwei, ganz wie er es vermutet hatte, und soeben betraten sie den Wohnschlafraum, wo ihre Schritte auseinanderstrebten.
    Er warf einen Blick auf den toten Leib des Hotelbediensteten, dessen Kopf als Folge des Genickbruchs unnatürlich verdreht war. In seiner Rechten hielt er immer noch die kleine Shampoo-Flasche, mit der er die Konsole unter dem Spiegel hatte nachbestücken wollen. Im selben Moment erinnerte sich Xin, im Flur einen Versorgungstrolley gesehen zu haben. Geräuschlos schob er die zur Diele liegende Badezimmertüre auf, huschte hinaus und zog sie hinter sich zu. Kurz sah er Arm und Schulter eines Uniformierten, hoffte, dass sie niemanden vor der Tür postiert hatten, und huschte katzengleich aus dem Zimmer.
     
    Tu wippte auf den Zehen hin und her, schnaufend, schaute sich um, spreizte die Finger, ballte sie zu Fäusten.
    Komm schon, dachte er. Dämlicher Lift! Sollst mich doch bloß aufs Dach bringen.
    Auf den Anzeigen wechselten quälend langsam die Levels. Zwei Kabinen strebten nach oben. Eine hielt auf der Fünf, die zweite auf der Sechs gleich unter ihm. Augenblicklich entwickelte Tu eine Mordswut auf die Leute, die dort ein- oder ausstiegen. Sie beanspruchten seine Zeit. Er hasste sie von ganzem Herzen. Komm endlich, dachte er. Komm!
     
    Zimmer 727.
    Die Polizisten näherten sich der Glastür, die vom Doppelbett direkt ins Bad führte. Einen Moment verharrten sie und lauschten auf Geräusche von innen, doch alles blieb still.
    Schließlich fasste sich einer von beiden ein Herz.
     
    Ungefähr jetzt mussten sie die Leiche entdecken.
    Gemessenen Schrittes näherte sich Xin dem Knick, wo der Flur zu den Aufzügen abzweigte. Er blieb gelassen. Die Polizisten hatten ihn nicht nach draußen gehen sehen. Brav hatte er die Glastür wieder verschlossen. Nichts deutete darauf hin, dass der Mörder des

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