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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Hotelangestellten noch vor wenigen Sekunden im Bad gewesen war.
    Kein Grund zur Eile.
     
    Sieben!
    Tu hätte schwören können, dass der Fahrstuhl die letzten paar Meter gekrochen war. Endlich öffneten sich die Edelstahltüren und entließen ein Grüppchen junger, kostspielig gekleideter Leute. Rüde zwängte er sich zwischen ihnen hindurch, legte den Daumen auf das Scannerfeld und drückte auf Skyport. Die Türen glitten zu.
     
    Xin bog um die Ecke. Hotelgäste kamen ihm entgegen. Er sah, wie sich einer der Fahrstühle schloss, steuerte den danebenliegenden an, drückte den Sensor und wartete.
    Sekunden später war er auf dem Weg in die Lobby.
     
    »Na endlich!«, rief Yoyo.
    Tu stürmte aus dem Terminal, den Oberkörper vorgereckt, als gelte es, den eigenen Beinen zu entkommen, polterte in die Kabine, ließ sich auf die gegenüberliegende Sitzbank plumpsen und gab dem Piloten ein Zeichen.
    »Du siehst aus, als hättest du Gespenster gesehen«, konstatierte Jericho, während die Maschine ihre Düsen senkrecht stellte.
    »Zwei.« Wie zur Bekräftigung spreizte Tu Zeige- und Mittelfinger, wurde sich der Siegessymbolik seiner Geste bewusst und ließ ein Grinsen klaffen. »Aber sie haben mich nicht gesehen.«
    »Idiot«, schimpfte Yoyo leise.
    »Ich muss doch sehr bitten.«
    »Mach das kein zweites Mal, klar! Owen und ich haben Blut und Wasser geschwitzt.«
    Sie hoben ab. Auf der kleiner werdenden Landeplattform schrumpfte der Gyrokopter der Polizisten, dann beschleunigte der Pilot und ließ den Potsdamer Platz hinter sich. Tu sah indigniert aus dem Fenster.
    »Ihr könnt getrost weiterschwitzen«, sagte er. »Noch sind wir nicht in Sicherheit.«
    »Was haben die Bullen da unten gemacht?«
    »Sind in dein Zimmer gegangen. Bei der Gelegenheit, du hattest es aufgelassen.«
    »Hatte ich nicht.«
    »Eigenartig.« Tu zuckte die Achseln. »Na, vielleicht war's der Zimmerservice.«
    »Egal. Sie können nichts finden. Ich hab nichts hinterlassen.«
    »Nichts vergessen?«
    »Vergessen?« Yoyo starrte ihn an. »Ausgerechnet du fragst mich, ob ich was vergessen habe?«
    Tu räusperte sich mehrfach hintereinander, zog sein Handy hervor und rief den Flughafen an. Natürlich hast du was vergessen, dachte Jericho im Stillen. So wie wir alle etwas vergessen haben. Fingerabdrücke, Haare, DNS. Während sein Freund telefonierte, fragte er sich, ob es nicht klüger gewesen wäre, die hiesigen Behörden mit einzubeziehen. Tu schien Yoyos Abneigung gegen die Polizei zu teilen, doch Deutschland war nicht China. Bislang waren in dem Drama, das sie durchlebten, keine deutschen Interessen sichtbar geworden. Mittlerweile haftete ihrem Tun etwas grundlos Desperadohaftes an. Obschon sie nicht das Geringste verbrochen hatten, musste es scheinen, als verstrickten sie sich zusehends in Schuld.
    Tu klappte sein Handy zusammen und sah Jericho lange an, während das Skycab mit hoher Geschwindigkeit dem Flughafen zustrebte.
    »Vergiss es«, sagte er.
    »Was soll ich vergessen?«
    »Du denkst darüber nach, ob wir uns stellen sollen.«
    »Ich weiß es nicht«, seufzte Jericho.
    »Aber ich. Bevor wir nicht den Inhalt dieses Dossiers kennen und ein weiteres Mal mit der entzückenden Edda Hoff gesprochen haben, werden wir uns überhaupt keinem Apparat anvertrauen.« Tu ließ vielsagend seinen Zeigefinger über der Schläfe kreisen. »Außer dem da.«
     
    Das Summen eines Hornissenvolks war nichts, verglichen damit, wie der Polizeiapparat unter dem Eindruck des Massakers im Pergamon-Museum zu resonieren begonnen hatte, und jetzt auch noch das: ein toter Indonesier, ein Zimmerboy mit untadeligem Lebenswandel, mageren Deutschkenntnissen und der Aufgabe, Seife, Toilettenpapier und Betthupferl zu verteilen. Ein Job, dessen Risiken umfassten, angemuffelt zu werden oder einen Schweinestall vorzufinden, nicht aber, wegen zur Neige gehender Bodylotion das Genick gebrochen zu bekommen.
    Die beiden erschossenen Wachleute im Museum außer Acht gelassen, traten damit mehrere Personen in enigmatische Verbindung. Ein ermordeter Restaurantbesitzer mit südafrikanischem Hintergrund, der seinerseits einen noch unbekannten Mann mit einem Bleistift ins Jenseits befördert hatte, was Kenntnisse erforderte, die für das Gastronomiegewerbe eher untypisch waren. Seine schwarze Ehefrau, in ihrem Wagen erschossen und anschließend durch die halbe Stadt gefahren. Des Weiteren der Fahrer, ein blonder Weißer, der Donner im Museum offenbar zu Hilfe hatte eilen wollen, um

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