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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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zu verschaffen. Mit gezügelter Hast durchquerten sie die Halle, fuhren in den siebten Stock und steuerten ihre Zimmer an.
    »Lass alles da, was du nicht brauchst«, riet Tu. »Nur das Nötigste.«
    »Kunststück«, schnaubte Yoyo. »Ich hab nichts! Sieh selber zu, dass du dich nicht in deinen Koffer verliebst.«
    »Ich hänge nicht an modischen Dingen.«
    »Stimmt, daran werden wir arbeiten müssen. Bis in zwei Minuten auf dem Flugdeck.«
     
    Sieben Stockwerke unter ihnen sprang Xin aus dem Taxi. Inzwischen kannte er Etage und Zimmernummern, nur, wer welchen der drei Räume bewohnte, wusste er nicht. Alle waren auf Tu Technologies gebucht, Yoyo und Jericho nicht namentlich vermerkt. In seiner martialischen Aufmachung betrat er die Lobby. Man würde sich an einen hochaufgeschossenen Rothaarigen mit wallender Mähne und Dschingis-Khan-Schnurrbart erinnern, der gegen 15:30 Uhr das Hyatt betreten hatte, aller Wahrscheinlichkeit nach Künstler. Die Holobrille verbarg den asiatischen Schnitt seiner Augen. Ohne Weiteres konnte man ihn für einen Europäer halten. Die beste Tarnung war aufzufallen.
    Er betrat einen der Aufzüge und wählte den siebten Stock.
    Nichts geschah.
    Xin runzelte die Stirn, dann fiel sein Blick auf die Scannerfläche für den Daumenabdruck. Natürlich. Man musste sich autorisieren, wie in den meisten internationalen Hotels. Ergeben ging er zurück in die Halle, wo soeben ein Kontingent seiner Landsleute der Rezeption zustrebte. Unvermittelt herrschte Gedränge. Hinter der Theke wappnete man sich, das Englisch der Neuankömmlinge von Gesagtem in Gemeintes zu transferieren und die wunderbare Welt der Missverständnisse mittels eigener Kenntnisse des Chinesischen zu bereichern. Zielstrebig steuerte Xin auf die einzige Kraft zu, die anderweitig, nämlich telefonierend, beschäftigt war, baute sich vor ihr auf und überlegte, was er sie fragen könnte.
    Wie komme ich in den siebten Stock?
    Möchten Sie einchecken? – Nein, ich hab Freunde hier wohnen und wollte ihnen einen Besuch abstatten. – Ich kann Sie autorisieren und bei den Herrschaften anrufen, dass Sie kommen. – Tja, wissen Sie, eigentlich wollte ich sie überraschen. – Verstehe! Wenn Sie einen Moment warten, fahre ich mit Ihnen hoch. Es ist gerade ein bisschen turbulent, wie Sie sehen, aber in wenigen Minuten – . – Geht es nicht schneller? – An sich darf ich nicht – eigentlich dürfen nur Gäste –
    Xin wandte sich ab. Zu kompliziert, das alles. Weder wollte er seinen Daumenabdruck im System des Hyatt hinterlassen noch Gefahr laufen, dass Tu, Jericho oder Yoyo gewarnt würden. Er mischte sich unter die Chinesen.
     
    Jericho sah das Skycab über dem Tiergarten auftauchen und auf das Hyatt einschwenken. Ein bulliger, mit vier Turbinen ausgestatteter Senkrechtstarter, der schnell näher kam, fauchend die Düsen kippte und langsam auf die Plattform herniedersank.
    »Ihr Taxi ist da«, verkündete der Bedienstete lächelnd.
    In seiner Stimme schwang große Freude über die Ausweitung des Lufttransportwesens mit, und dass es Menschen gab, die davon Gebrauch machten. Im nächsten Moment eilte Yoyo, eine zusammengeknüllte Einkaufstüte unterm Arm, aus dem Terminal, Tu im Schlepp, der seinen Reisekoffer hinter sich herzog wie ein trödelndes Kind.
    Das Taxi setzte auf.
    »Wie gerufen«, freute sich Tu.
    »Weil ich es gerufen habe«, erklärte Jericho freundlich.
    »Spart euch die Hahnenkämpfe.« Yoyo strebte der Einstiegsluke zu. »Ist dein Jet eigentlich startklar?«
    Mit bremsklotzartiger Wirkung schob sich die Frage unter Tus Schuhspitze. Er hielt inne, stocherte im gelichteten Rasen seines Skalps und versuchte, Fünfmillimeterhaare zu Löckchen zu drehen.
    »Was ist?«
    »Ich hab was vergessen«, sagte er.
    »Ist nicht wahr.« Yoyo starrte ihn an.
    »Doch. Mein Handy. Gerade dachte ich nämlich, es reicht, wenn ich den Flughafen vom Taxi aus verständige, und da fiel mir auf –«
    »Du musst noch mal aufs Zimmer?«
    »Äh – ja.« Tu ließ seinen Koffer stehen, drehte sich um und stapfte zum Fahrstuhl. »Bin gleich wieder da. Gleich wieder da.«
     
    Als Xin hörte, dass das ältere chinesische Ehepaar gleich vor ihm eine der schönsten und teuersten Suiten des Grand Hyatt zu beziehen gedachte, empfand er aufrichtige Freude. Keine altruistische Verirrung lag seiner Empfindung zugrunde, sondern der Umstand, dass die Suite im siebten Stock lag. Also ganz genau dort, wo er hinwollte.
    Der Chinese ließ seinen Daumen scannen. Eine

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