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Limit

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Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Finger sah. Und die idealen Startplätze für Raketen verteilen sich nun mal in der Gegend rund um den Äquator. Für mich der Beweis, dass Chinas Kommunistische Partei zumindest auf höchster Regierungsebene keine Karten in der Sache hatte, andernfalls hätten sie den faulen Satelliten einfach von ihren offiziellen Startplätzen in Xichang, Taiyuan, Hainan oder der Mongolei aus launchen können, ohne dass ein Schwein auf der Welt geahnt hätte, was da Feines an Bord war. Meiner Meinung nach haben wir es also mit einer nichtstaatlichen, verbrecherischen beziehungsweise terroristischen Vereinigung zu tun. Was nicht ausschließt, dass einzelne staatliche Organe mit drinhängen. Vergessen wir nicht, Chinas Geheimdienste finden mitunter zu groteskem Eigenleben, und Washington weiß auch nicht immer, was die CIA so treibt. Vielleicht steckt aber auch ein großer Konzern dahinter. Oder einfach der gute alte Doktor Mabuse, falls den noch einer kennt.«
    »Und das Ziel der Bombe –«, flüsterte Yoyo.
    Vogelaar lehnte sich zurück, nahm einen kräftigen Schluck von seinem Drink und strich sich über den Schnurrbart.
    »Dieses Dossier war eigentlich als Lebensversicherung gedacht«, sagte er. »Für mich und meine Frau, die Sie möglicherweise als Nyela kennengelernt haben. Offenbar hat es uns nicht retten können, also dient es nun dazu, die Hintermänner der Organisation zu Fall zu bringen. Kenny wäre sicher von entscheidender Bedeutung, weil er Kontakt zum Kopf der Bande hat und dessen Identität kennen dürfte. Ich habe seine Augenscans, Fingerabdrücke und Stimmproben angehängt, unter KXIN_PERS, aber er ist definitiv nicht der Initiator. Wer also dann? Ganz bestimmt nicht Korea, die verhökern lediglich die Hinterlassenschaften ihres Geliebten Führers. Die Kommunistische Partei, um heimlich den Weltraum aufzurüsten? Wie schon gesagt, dazu hätte es keiner Rampe in Äquatorialguinea bedurft. Regierungsnahe Kräfte à la Zheng? Möglich. Vielleicht findet sich die Antwort ja im Wettrennen zum Mond. China hat mehr als einmal deutlich gemacht, dass es Amerikas Vorpreschen missbilligt, nebenher projiziert Peking seine Übellaunigkeit auf Orley Enterprises, Zhengs erfolgreichen Gegenentwurf. Oder aber jemand versucht, China vorzuschieben, weil es sich so schön fügt vor dem Hintergrund des Weltraumgerangels um Helium-3 und so weiter. Mit einer strategisch geschickt eingesetzten Atombombe könnte man die Supermächte aufeinanderhetzen, aber wozu? Beide würden geschwächt aus einem bewaffneten Konflikt hervorgehen. Möglicherweise soll aber genau das erreicht werden, wer also könnte von einer solchen Schwächung profitieren?«
    Der Jet zog in schnurgerader Linie dahin. Ufos hätten ihnen vorausfliegen können, sie hätten keinen Blick dafür gehabt. Ihre Aufmerksamkeit war an den Monitor gefesselt.
    »Kommen wir nun zu der Frage, wo die Bombe im Augenblick ist. Immer noch im Satelliten? Oder wurde sie abgeworfen, während die Trägerrakete ihn in den Weltraum brachte? Auf der Erde hat es keine Nuklearexplosion gegeben, aber gut, sie muss ja nicht explodiert sein. Andererseits wäre es idiotisch, eine Bombe zuerst in den Orbit und von dort wieder zur Erde zu schicken. Nun, ich glaube, eine Teilantwort kann ich geben. Denn auch im Kontrollraum konnten wir Kennys Leuten unbemerkt über die Schulter sehen. Unter DISCONNECT_ SAT finden Sie Filmmaterial, das nicht nur zeigt, wie der Satellit im Orbit Position bezieht, sondern auch, wie sich wenig später etwas davon löst und auf eigener Bahn davonfliegt. Kein Zweifel, worum es sich dabei handelt, nur, wohin ist die Mini-Nuke nach ihrer Abkopplung gereist? Auch das ist einfach zu beantworten. Dorthin, wo man auf offiziellen Wegen keine Atombombe hätte hinschicken können. Und wozu? Um etwas zu zerstören, das sich von der Erde aus nicht einfach so zerstören lässt. Das Ziel liegt im Weltraum.«
    Vogelaar legte die Fingerspitzen aufeinander.
    »Ein letztes Rätsel gebe ich Ihnen mit auf den Weg. Es betrifft den Umstand, dass wir das Jahr 2024 schreiben, während ich in diese Kamera spreche. Ich will Sie nicht mit persönlichen Schicksalen langweilen, unser schmucker, kleiner Staat ist pleite, keiner prügelt sich mehr um unser Öl, Mayé beginnt durchzudrehen, und offen gesagt, ich hatte mir meinen Regierungsposten auch irgendwie staatstragender vorgestellt. Aber egal. Denken Sie einfach mal darüber nach, dass der Baubeginn der Rampe zwei Jahre zurückliegt, und die Planung

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