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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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des Unterfangens mit Sicherheit noch länger. Der Einsatz der Bombe ist also von langer Hand geplant. Nun ist sie oben. Wann zündet sie? Fest steht, das Ziel muss schon vor Jahren existiert haben, oder aber man wusste, dass es zum Zeitpunkt des Satellitenstarts existieren würde. Wie gesagt, ich bin kein Weltraumexperte, rund um die Erde und auf dem Mond gibt es etliche potenzielle Ziele, aber nur eines wird meines Wissens zeitnah fertiggestellt und eröffnet, wohl noch in diesem Jahr. Ein Hotel, seit Langem geplant, Standort Mond, Bauherr Orley Enterprises. Sagt uns das was? Aber sicher! Julian Orley, Zhengs großer Widersacher, dem die Chinesen ihr ewiges Hintertreffen verdanken.«
    Vogelaar hob sein Glas und prostete ihnen zu. Hinter ihm ertrank Äquatorialguinea in tropischen Sturzfluten.
    »Viel Spaß also mit der Aufklärung. Mehr konnte ich nicht zusammentragen, den Rest müssen Sie selbst rausfinden. Und kommen Sie mich mal besuchen, sollten Sie mein Grab kennen. Nyela und ich würden uns freuen.«
    Die Aufnahme endete. Nur das gleichmäßige Summen der Turbinen war zu hören. Langsam, wie in Trance, wandte Yoyo den Kopf und schaute zuerst Jericho und dann Tu an. Ihre Lippen formten zwei Worte.
    »Edda Hoff.«
    »Ja.« Tu nickte grimmig. »Und zwar schnell!«
     

30. MAI 2025
    [DIE WARNUNG]
    ARISTARCHUS-PLATEAU, MOND
     
    Der Großraum-Shuttle Ganymed war ein Fluggerät der Gattung Hornet, ausgestattet mit Ionen-Antrieb und schwenkbaren Düsen, um Schub in jede gewünschte Richtung zu entwickeln. Dem Aussehen nach ein grotesk angeschwollener Transporthubschrauber der Eurocopter-HTH-Klasse ohne Rotoren, dafür auf kurzen, dicken Beinen ruhend, bot er im Innern den Komfort eines Privatjets. Alle 36 Sitze konnten auf Knopfdruck in Liegen verwandelt werden, jeder Platz verfügte über eine eigene Multimediakonsole. Es gab eine winzige, exorbitant ausgestattete Bordküche, der es einzig an Alkohol mangelte, in getreuer Befolgung der Vorschrift, dass man sich tagsüber an Eindrücken zu berauschen habe.
    Aktuell verfügte das Gaia über zwei Hornet-Shuttles, die Ganymed und die Kallisto. Zeitgleich an diesem Nachmittag durcheilten beide das Vakuum, mehr als 1400 Kilometer voneinander entfernt; die Kallisto in Richtung Rupes Recta, einer kolossalen Verwerfung im Mare Nubium, 250 Meter hoch und so lang, dass man den Eindruck gewann, als umspanne sie den ganzen Mond, die Ganymed in direktem Anflug auf das Aristarchus-Plateau, ein Kraterarchipel inmitten des Ozeans der Stürme. Wenige Stunden zuvor hatte die Kallisto, gesteuert von Nina Hedegaard und besetzt mit den Ögis, Nairs, Donoghues und O'Keefe, die Trümmerebene um Descartes besucht, wo noch das Landegestell von Apollo 16 in der Sonne döste und ein kaputtes Mondauto nostalgischen Charme verbreitete, während die Ganymed dem Krater Copernicus zu Leibe gerückt war. Von den Höhen seines Rings aus hatten die Reisenden sein schroffes Zentralgebirge bestaunt, waren in sein weitläufiges Inneres vorgedrungen und beim Gedanken erschauert, welcher Koloss hier vor 800 Millionen Jahren aus dem Himmel gefallen sein musste.
    Nichts war der Mond als Stein, und doch viel mehr.
    Die sanfte Wellenstruktur seiner Ebenen ließ vergessen, dass die Maria keine wirklichen Meere und die Kratergründe keine Seen waren. Eigenartige Strukturen erweckten den Anschein ehemaliger Bewohntheit, als seien H. G. Wells' raumfahrende Helden hier tatsächlich auf insektoide Seleniten und Herden von Mondkühen gestoßen, bevor man sie in die Maschinenwelt des lunaren Untergrunds entführt hatte. So vieles hatten sie gesehen an diesem Tag, Carl Hanna, Marc Edwards und Mimi Parker, Amber und die Locatellis, Evelyn Chambers und Oleg Rogaschow, dessen Frau in sinistrer Stimmung am Mondpool lag, doch Julian beteuerte, der Höhepunkt stehe ihnen noch bevor. Im Nordwesten tauchten die ersten Ausläufer des Hochplateaus auf. Peter Black ließ den Shuttle hoch über den Krater Aristarchus aufsteigen, der wie mit Licht ausgegossen schien.
    »Die Arena der Geister«, flüsterte Julian geheimnisvoll, wobei sich ein unerwachsenes Grinsen um seine Mundwinkel stahl. »Beobachtungsort ominöser Lichterscheinungen. Manch einer ist überzeugt, Aristarchus sei von Dämonen bewohnt.«
    »Interessant«, sagte Evelyn Chambers. »Vielleicht sollten wir Momoka eine Weile hierlassen.«
    »Das wäre das Ende jeder ominösen Erscheinung«, bemerkte Omura trocken. »Spätestens nach einer Stunde in meiner Gesellschaft

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