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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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ihrem toten Freund das Wort.«
     
    »Das Ganze, ähm, sieht nach einer Störung der Satelliten aus«, sagte Tom Merrick, der Fachbereichsleiter für IT-Sicherheit, nachdem Vogelaar unter Westafrikas triefendem Himmel das Armageddon heraufbeschworen hatte. »Jedenfalls hat es den Anschein.«
    »Was könnte es sonst sein?«, fragte Jericho.
    »Also, das ist etwas kompliziert. Erst mal sind Satelliten nichts, was man nach Belieben an- und ausknipsen kann. Man muss ihre Codes kennen, um sie kontrollieren zu können.« Merricks Blick glitt ab. »Gut, so was lässt sich durch Spionage in Erfahrung bringen. Einen Kommunikationssatelliten kann man durch gezielte Datenströme lahmlegen, für ein paar Stunden oder einen Tag, man kann ihn auch durch Strahlung zerstören, aber hier haben wir einen Totalausfall, verstehen Sie? Weder erreichen wir das Gaia noch die Peary-Basis.«
    »Peary-Basis?«, echote Tu. »Die amerikanische Mondbasis, richtig?«
    »Genau. Für die würde es aktuell reichen, nur das LPCS zu blockieren, die lunaren Satelliten, wegen der Libration, aber –«
    »Libration?« Yoyo zog ein ratloses Gesicht.
    »Der Mond scheint stillzustehen«, mischte sich Norrington ein, bevor Merrick antworten konnte. »Aber das ist ein Trugschluss. Er rotiert sehr wohl. Innerhalb einer Erdumrundung dreht er sich einmal um seine eigene Achse, mit dem Effekt, dass wir immer dieselbe Seite zu Gesicht bekommen. So etwas nennt man gebundene Rotation, typisch übrigens für die meisten Monde des Sonnensystems. Allerdings –«
    »Ja, ja!« Merrick nickte ungeduldig. »Sie müssen denen erklären, dass die Winkelgeschwindigkeit, mit der ein Mond einen größeren Körper umkreist, bezogen auf die Eigenrotation –«
    »Ich denke, unsere Gäste bevorzugen es einfacher, Tom. Im Prinzip ist es so, dass der Mond, bedingt durch sein Rotationsverhalten, ein bisschen taumelt. Auf diese Weise bekommen wir insgesamt mehr als die Hälfte der Mondoberfläche zu sehen, tatsächlich sind es fast 60 Prozent. Im Umkehrschluss verschwinden die Randregionen phasenweise.«
    »Und zwar aus der Funkweite«, fiel Merrick ein. »Konventioneller Funk bedingt Sichtkontakt, es sei denn, man hat eine Atmosphäre zur Verfügung, die Funkwellen spiegelt, aber die gibt's auf dem Mond nicht. Und zurzeit liegt der Nordpol mit der Peary-Basis im Librationsschatten, man kann sie also mittels Funkwellen von der Erde nicht direkt erreichen. Darum hat man den Trabanten mit zehn eigenen Satelliten ausgestattet, dem Lunar Positioning and Communication System, kurz LPCS, die in Sichtweite zueinander kreisen. Mindestens fünf davon erreichen wir ständig, also müssten wir auch die Basis erreichen, Libration hin oder her.«
    »Und was spricht dagegen, dass jemand genau diese zehn Satelliten unter Kontrolle gebracht hat?«, fragte Jericho.
    »Nichts. Das heißt, alles! Wissen Sie, wie viele Satelliten Sie lahmlegen müssten, um den kompletten Mond von der Erde abzuschneiden? Das Gaia nämlich hat kein Librationsproblem, es befindet sich in Sichtweite, ist also jederzeit von TDRS-Satelliten aus anfunkbar, auch ohne LPCS. Nur, zum Gaia haben wir ebenfalls keine Verbindung mehr.«
    »Also müsste man auch irdische Satelliten –«
    »– stören, ja ja, verdammt viele Codes, aber meinetwegen. Nützt Ihnen bloß auf die Dauer nicht viel. Sie könnten die TDRS-Zentrale in White Sands angreifen und auf einen Streich alle Tracking and Data Rela y-Satelliten lahmlegen, aber dann steigt man eben auf Bodenstationen um oder auf zivile Satelliten wie ARTEMIS, die mit S-Band-Transpondern und schwenkbaren Antennen ausgerüstet sind. Wie wollen Sie die alle stören?«
    »Genau hier liegt das Problem«, sagte Edda Hoff. »Wir stehen mit allen verfügbaren Bodenstationen auf der Welt in Verbindung. Niemandem gelingt es, einen Kontakt aufzubauen.«
    »Nach dem Zusammenbruch der Konferenzschaltung haben wir als Erstes die NASA und Orley Space in Washington verständigt«, sagte Shaw. »Natürlich auch das Mission Control Center in Houston, unsere eigenen Kontrollzentren auf der Isla de las Estrellas und in Perth. Überall Funkstille.«
    »Und was könnte der Grund dafür sein?« Jericho massierte seine Kinnspitze. »Wenn nicht die Störung der Satelliten?«
    Merrick studierte die Linien in seiner rechten Handfläche.
    »Weiß ich noch nicht.«
    »Sind die Peary-Basis und das Gaia auch voneinander abgeschnitten?«
    »Nicht unbedingt.« Norrington schüttelte den Kopf. »Sieht man davon ab, dass

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