Limit
wir es nicht wissen. Zwischen beiden existiert eine satellitenlose Laserverbindung.«
»Würde man also die Basis erreichen –«
»Könnten die unsere Botschaft ans Gaia weiterleiten.«
Shaw beugte sich vor. »Hören Sie, Owen, ich will nicht verhehlen, dass ich bis eben Zweifel hegte, ob die Hinweise, über die Sie verfügen, zwingend auf eine Gefährdung des Gaia hindeuten. Sie drei hätten ein Haufen hysterischer Spinner sein können.«
»Und wie ist Ihre Meinung jetzt?«, fragte Tu.
»Ich bin geneigt, Ihnen zu glauben. Ihrem Dossier zufolge schlummert die Bombe seit April letzten Jahres dort oben. Tatsächlich war die Eröffnung des Gaia für 2024 vorgesehen, aber die Mondkrise hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht. Die Bombe jetzt zu zünden, wo es fertig ist, ergäbe also Sinn. Kaum lassen wir dem Hotel eine Warnung zukommen, sabotiert jemand unsere Kommunikation, ebenfalls ein Indiz, dass es passieren wird, vor allem aber, dass uns jemand auf die Finger guckt, in diesen Sekunden. Und das ist äußerst beunruhigend. Zum einen, weil es vermuten lässt, dass wir einen Maulwurf in unseren Reihen haben, zum anderen, weil es bedeutet, dass oben jemand versuchen wird, die Bombe ins Gaia zu schaffen und zu zünden, falls er es nicht schon getan hat.«
»Wenn man diesem Vogelaar so zuhört«, sagte Norrington, »sieht man überall Chinesen.«
»Nicht auszuschließen.« Sie machte eine Pause. »Doch Julian hatte schon jemanden im Verdacht, bevor die Verbindung abriss. Einen Gast. Und zwar den Gast, der als Letzter zu der Gruppe stieß. Der Attentäter dürfte uns bekannt sein.«
»Carl Hanna«, sagte Norrington.
»Carl Hanna.« Shaw nickte. »Also haben Sie die Freundlichkeit, mir seine Akte zu besorgen. Durchleuchten Sie den Kerl, ich will seinen Mageninhalt kennen! Edda, Sie schließen sich mit der NASA kurz und geben Order an die OSS. Unsere oder deren Leute sollen einen Shuttle zum Gaia schicken.«
Hoff zögerte. »Sofern die OSS im Augenblick Kapazitäten –«
»Mich interessiert nicht, ob sie Kapazitäten frei haben. Mich interessiert einzig, dass sie es tun. Und zwar sofort.«
ARISTARCHUS-PLATEAU
Der Rover, von dem Julian gesprochen hatte, parkte im Unterstand, dafür war der zweite auf dem Landefeld gestrandet und angesengt, als sei er in den Strahl einer Shuttledüse geraten. Vom dritten hingegen kündete nur noch ein Schrotthaufen. Weithin lagen Trümmer verstreut, sodass Omura augenblicklich losrannte und nach Locatellis Überresten zu forschen begann. In unheilvollem Schweigen suchten sie das Umfeld ab. Danach herrschte Einigkeit, dass Locatelli nicht hier war und auch kein Teil von ihm.
Sie alle wussten, was das bedeutete. Locatelli musste es an Bord des Shuttles geschafft haben.
Mutlos durchforsteten sie die Hangars. Offenbar befand sich der Schröter-Raumhafen noch im Stadium der Fertigstellung. Alles deutete darauf hin, dass Luftschleusen und druckbeaufschlagte Habitate geplant waren, sodass Menschen eine Weile hier würden überdauern können, doch nirgendwo gab es die Spur eines Lebenserhaltungssystems. Ein Kühlraum, vorgesehen für die Bereitstellung von Nahrungsmitteln, lag verödet da. Der Abschnitt des Hangars, in dem das Mondmobil parkte, wies sich durch Beschriftungen aus, denen zufolge auch Grasshoppers dort hätten lagern müssen, nur dass weit und breit keine zu sehen waren.
»Na ja«, bemerkte Chambers gallig, nachdem ihr aus Stahlcontainern, die Raumanzüge hätten enthalten müssen, gähnende Leere entgegenschlug. »Wenigstens theoretisch sind wir in Sicherheit. Das Ganze hätte einfach nur vier Wochen später passieren müssen.«
»Wir haben wirklich nur das blöde Mondmobil zur Verfügung?«, stöhnte Omura.
»Nein, wir haben mehr als das«, sagte Julians Stimme. Er war mit Amber und Rogaschow im Nebengebäude unterwegs. »Am besten kommt ihr mal rüber.«
»Zwar nichts, was fliegt«, resümierte er. »Doch einiges, was fährt. Der angebrannte Rover draußen ist nicht schöner geworden, aber er funktioniert. Zusammen mit dem im Hangar haben wir also schon mal zwei. Und schaut mal, was Amber gefunden hat: aufgeladene Ersatzbatterien für beide Fahrzeuge, und im Laderaum des intakten Rovers zusätzlichen Sauerstoff für zwei Personen.«
»Wir sind zu fünft«, sagte Omura. »Kann man die Tanks wechselweise an unsere Anzüge anschließen?«
»Ja, das geht. Bis zum Gaia würden die Vorräte nicht reichen, außerdem wären die Rovers in den Alpen
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