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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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wertlos. Aber auf alle Fälle gelangen wir mit unseren Vorräten bis zur Förderstation.«
    »Und kennt einer den Weg?«
    Amber wedelte mit einem Stapel zusammengelegter Folien. »Die da.«
    »Was, Karten ?«
    »Sie waren im Rover.«
    »Na klasse!« Omura prustete los. »Wie bei Vasco da Gama! Was ist denn das für eine Scheißtechnik, wenn man so einer bescheuerten Mondkarre nicht mal den Kurs einprogrammieren kann?«
    »Die Technik einer Zivilisation, die ihre Errungenschaften zunehmend mit Zauberei verwechselt«, sagte Rogaschow kühl. »Oder sollte dir entgangen sein, dass die Satellitenkommunikation zusammengebrochen ist? Ohne LPCS kein Leitsystem.«
    »Ist mir nicht entgangen«, sagte Omura mürrisch. »Ich hab auch eine konstruktive Anmerkung, übrigens.«
    »Lass hören.«
    »Wir können es uns ja schlecht in dieser Förderstation bequem machen, oder? Ich meine, wir müssen Kontakt mit dem Hotel aufnehmen, und das scheint im Augenblick nicht zu klappen wegen des Satellitenstreiks. Also wie gelangen wir aus eigener Kraft ins Hotel?«
    »Worauf willst du hinaus?«
    »Gibt's irgendwelche Fluggeräte in der Station?«
    »Grasshoppers möglicherweise.«
    »Ja, damit kommst du prima um den Mond, aber im Schneckentempo. Bloß, wenn ich mich recht erinnere, werden die Heliumtanks doch mit der Magnetbahn zum Pol geschafft. Richtig? Also gibt es da einen Bahnhof, und von dem fährt ein Zug zur Peary-Basis. Und von der Peary-Basis –«
    Julian schwieg.
    Natürlich, dachte er. So kann es gehen. Wie naheliegend! Kaum zu glauben, aber Omura hatte zur Abwechslung tatsächlich etwas Konstruktives von sich gegeben.
     

GANYMED
     
    Locatelli starrte auf die Kontrolldisplays.
    Inzwischen hatte er begriffen, dass Hanna sich an der holografischen Karte orientierte, einer Art Ersatz-LPCS. Die Außenkameras synchronisierten ein Echtzeitbild der Landschaft im jeweils erfassbaren Bereich mit einem 3-D-Modell im Computer, dem man Ziel und Route eingab. Auf diese Weise ließ sich der Kurs exakt halten, praktisch ein Autopilot, weil das System fortgesetzt Korrekturen vornahm, was allerdings eine große Flughöhe erforderte. Locatelli schätzte, dass Hanna ein Ziel einprogrammiert hatte, ohne dass die Kontrollen Aufschluss darüber gaben, wohin er wollte. Er hätte darauf gewettet, dass der Kanadier zum Hotel zurückflog, doch dafür waren sie zu weit westlich. Um ins Gaia zu gelangen, hätte er einen nordöstlichen Kurs einschlagen müssen, stattdessen schien es ihm, als folgten sie stur dem 50. Längengrad.
    Wollte Hanna zum Pol?
    Fragen türmten sich auf. Warum nutzte Hanna nicht das LPCS? Wie landete man so ein Ding? Wie wurde man langsamer? Sie rasten mit zwölfhundert Stundenkilometern dahin, in zehn Kilometern Höhe, äußerst beunruhigend. Wie lange würde der Treibstoff reichen, wenn die Düsen fortgesetzt Schub erzeugen mussten, um die Ganymed in dieser Höhe zu halten und zugleich zu beschleunigen?
    Er versuchte, über seine Anzugschaltung Kontakt mit Momoka aufzunehmen. Als er keine Antwort erhielt, probierte er, Julian zu erreichen, schaltete auf Kollektivempfang. Nichts, nur atmosphärisches Rauschen. Vielleicht funktionierten die Anzugsysteme auf solche Entfernungen nicht, immerhin flogen sie seit einer halben Stunde nordwärts. Beim Blick auf die Karte überschlug er die Entfernungen und kam zu dem Schluss, dass zwischen dem Shuttle und dem Aristarchus-Plateau inzwischen über 500 Kilometer liegen mussten. Rechter Hand, in beträchtlicher Entfernung, prangte ein Krater inmitten einer Hochebene, Mairan, wie ihn die Karte wissen ließ. Ein weiterer, Louville, schob sich im Norden über den Rand des Horizonts. Es wurde Zeit, sich mit dem Cockpit vertraut zu machen. Wenigstens das Hotel würde man doch wohl von Bord der Ganymed anfunken können.
    Sein Blick fiel auf ein Diagramm über den Frontscheiben, das ihm bislang entgangen war. Eine schlichte Anleitung, aber sie reichte aus, um ins Hauptmenü zu gelangen, und plötzlich ging alles viel einfacher, als er gedacht hatte. Zwar wusste er immer noch nicht, wie man die Kiste flog, wenigstens aber, wie man die Funkanlage bediente. Umso größer seine Enttäuschung, dass auch diesmal alles still blieb. Zuerst dachte er, die Anlage sei defekt, dann endlich kapierte er, dass die Satelliten ausgefallen waren.
    Darum also hatte Hanna auf Kartennavigation umgeschaltet.
    Im selben Moment wurde ihm klar, warum er auf konventionellem Wege niemanden erreichte. Herkömmlicher Funk

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