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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Überzeugung gelangt, dass Locatelli eine Gefahr für ihn darstellte, hätte er ihn erschossen. Doch irgendwann im Verlauf der letzten zwei Stunden war ihm der Gedanke zutraulich geworden, es nicht tun zu müssen. Locatellis Mut hatte ihm Respekt abgenötigt, und obwohl der Kerl ein aufgeblasener, arroganter Arsch gewesen war, hatte Hanna so etwas wie Sympathie für ihn entwickelt, einhergehend mit dem Wunsch, ihn zu verschonen. Die Aussicht, Locatellis Leben zu retten, hatte ihm auf unbestimmte Weise gutgetan.
    Nun hatte er ihm wenigstens Qualen erspart.
    Er wandte sich ab und löschte den Toten aus seinem Gedächtnis. Er musste seine Aufgabe zu Ende bringen.
    Der Buggy lag auf der Seite, nachdem die Ganymed ihn gegen den Felsvorsprung gedrückt hatte. Hanna wuchtete das Fahrzeug zurück auf die Räder und inspizierte es. Sofort fiel ihm auf, dass eine der Achsen so sehr in Mitleidenschaft gezogen war, dass die Frage nicht lautete, ob, sondern wann sie brechen würde. Er konnte nur hoffen, dass der Buggy bis zur Förderstation durchhielt.
    Ohne Locatelli und dem Shuttle noch einen Blick zu widmen, fuhr er los.
     

GAIA, VALLIS ALPINA
     
    Erstaunlich, dachte O'Keefe, Nairs plötzliche Grabesblässe. Dass jemand, dessen Pigmentierung italienischem Espresso gleichkam, gleichzeitig so bleich wirken konnte. Ebenso blutleer wie seine um Zuversicht bemühten Worte.
    »Sie werden uns holen kommen, Sushma. Mach dir keine Sorgen.«
    »Wer denn, sie?«
    »Du siehst doch, unser Freund Funaki –«
    »Nein, Mukesh, es ist keiner mehr da, er kann keinen erreichen!« Sushma begann zu schluchzen. »In der Zentrale meldet sich niemand, und es brennt, da unten steht alles in Flammen!«
    Wunderlich. O'Keefe konnte nicht aufhören, Nair anzustarren. Insbesondere die Nase. Wie abgestorben, ein fahler Rettich, den Mr. Tomato da im Gesicht trug. Der Adressat seines Interesses legte schützend den Arm um Sushmas Schultern.
    »Er wird jemanden erreichen, Liebes. Ganz bestimmt.«
    »Ist es schon wärmer geworden?« Rebecca Hsu runzelte alarmiert die Brauen. »Um einige Grade?«
    »Nein«, sagte Eva Borelius.
    »Ich meine aber doch.«
    »Dir ist wahrscheinlich wärmer geworden, Rebecca.« Karla Kramp ging zum Treppenabsatz und sah nach unten. »Ausschüttung von Stresshormonen, erhöhter Blutdruck. Klimakterium. Ganz normal, in deinem Alter.«
    O'Keefe folge ihr. Zwei Etagen tiefer endete die Wendeltreppe an einer stählernen Barriere.
    »Vielleicht sollten wir versuchen, die Schotts zu öffnen«, schlug er vor.
    Funaki schaute zu ihnen herüber und schüttelte den Kopf.
    »Solange die Anzeige im Kontrollfeld rot leuchtet, empfiehlt es sich, die Finger davonzulassen. Akute Lebensgefahr.«
    »Wieso eigentlich?« Winter fischte eine Erdbeere aus ihrem Daiquiri und nuckelte das Fruchtfleisch von dem grünen Sternchen. »Die Automatik hat dichtgemacht, jetzt könnten wir doch mal nachsehen, oder?« Ihre Haut erinnerte an einen gekochten Hummer. Antlitz und Dekolleté erglühten. Das von Chemikalien gesättigte Haar war über dem Stirnansatz weggesengt worden, auch die Brauen hatten Schaden genommen. Ungeachtet dessen legte sie jene Zuversicht an den Tag, wie sie nur Menschen aufbringen, die entweder besonders souverän oder besonders beschränkt sind.
    »So einfach ist das nicht«, sagte Funaki.
    »Quatsch.« Sie leckte Erdbeersaft aus ihren Mundwinkeln. »Nur mal kurz gucken. Wenn's immer noch brennt, machen wir halt schnell wieder zu.«
    »Sie würden die Schotts gar nicht aufbekommen.«
    »Finn hat kräftige Muskeln, und Mukesh –«
    »Mit Körperkraft ist da nichts auszurichten. Nicht, wenn der Partialdruck des Sauerstoffs abgesunken ist.«
    »Verstehe.« Winter hob interessiert die Reste ihrer Brauen. »War das nicht so 'n Ritter?«
    »Wie bitte?«
    »Partial.«
    »Parzifal«, sagte Olympiada Rogaschowa müde.
    »Ach richtig. Und was hat der jetzt mit unserem Sauerstoff zu tun?«
    »Michio, alter Samurai.« O'Keefe wandte sich um. »Seien Sie doch so freundlich und reden Sie so, dass es die ganz normale Multimilliardärin versteht. Ich glaube, Sie wollen sagen, dass auf der anderen Seite ein Unterdruck entstanden ist, richtig? Das heißt, wir müssen uns was anderes überlegen, um hier rauszukommen.«
    »Wie denn?« Borelius sah ihn ratlos an. »Ohne Fahrstuhl.«
    Sie waren hinab ins Selene gestiegen, um den Personalaufzug zu inspizieren, den einzigen der drei Lifts, der bis in den Restaurantbereich fuhr, doch Funaki war energisch

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