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Limit

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Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Helm wurde ihm abgenommen.
     

GAIA, VALLIS ALPINA
     
    Über wie viele Köpfe die Hydra auch gebieten mochte, im Moment hatten sie allesamt Anlass zu größter Sorge.
    Dabei war mit Schwierigkeiten zu rechnen gewesen. Das Desaster von 2024 warf seinen langen Schatten, seit sich Vic Thorn, der so aufwendig kultivierte Bazillus ihrer Interessen, in die Weiten des interstellaren Raums empfohlen hatte. Über ein Jahr des Bangens, Monate um Monate, während derer das Paket ihre Nerven strapazierte, da niemand zu sagen vermochte, ob es so lange Zeit in der Einöde des Kraters überdauern würde. Zwar ließen sich Mini-Nukes kaum aufspüren, wie Dana Lawrence sehr genau wusste, natürlich ohne es den beflissenen Suchtrupps vom Nachmittag auf die Nase gebunden zu haben. Die kleinen Kernwaffen bezogen ihre Energie aus Uran 235. Sie waren keine Gammastrahler wie ihre beleibteren Vettern, sondern erzeugten Alphawellen; schon ein Blatt Papier reichte, um Detektoren erblinden zu lassen. Ungeachtet dessen entwickelten sie im Zustand der Lagerung thermische Energie, die irgendwohin abgeleitet werden musste, ein Prozess, den auf der Erde nötigenfalls die Atmosphäre besorgte. Auf dem Mond hingegen nahmen keine emsig zirkulierenden Moleküle die Wärmepaketchen entgegen und transportierten sie fort. Um der Überhitzung einer Atombombe im luftleeren Raum entgegenzuwirken, bedurfte es großer Radiatoren, die das Paket aber nicht besaß, weil es dazu bestimmt gewesen war, ein Vierteljahr nach seiner Landung von Thorn geborgen zu werden, der in der Mondbasis praktisch um die Ecke gesessen hätte. Wäre alles nach Plan verlaufen, hätte Thorn die Platzierung vorgenommen, den Zeitzünder eingestellt, sich unter dem Vorwand einer plötzlichen Erkrankung in Richtung Erde davongemacht, und der Rest stünde nachzulesen in den Chroniken überlieferungswürdiger Katastrophen.
    Angewidert betrachtete Lawrence den verkohlten, qualmenden Leichnam Kokoschkas. Endlich war es ihr gelungen, die verbliebenen Brände zu löschen. Welches Inferno zurzeit in Gaias abgeriegeltem Hals wütete, mochte sie sich nicht vorstellen, aber auch hier mussten die Flammen bereits einen Gutteil des ursprünglich vorhandenen Sauerstoffs aufgefressen haben. Die lebensrettende Maske füllte ihre Lungen mit Oxygen, eine Sichtblende schützte ihre Augen gegen den beißenden Rauch, doch das eigentliche Problem war, dass sie so schnell nicht hier rauskäme.
    Und alles nur wegen Julians verstörter Tochter!
    Was zum Teufel war los mit Lynn? Zu keiner Zeit, nicht während der Einstellungsgespräche und auch nicht danach, hatte sie je den Eindruck erweckt, verrückt zu sein. Kontrollsüchtig, das schon. Nahezu pathologisch in ihrem Streben nach Perfektion, aber sie schien auch so gut wie perfekt zu sein. Doch bis vor wenigen Tagen hätte Lawrence nichts anderes über Lynn Orley zu erzählen gewusst, als dass sie die legitime Architektin dreier außergewöhnlicher Hotels war und vollauf in der Lage, einen Weltkonzern zu führen.
    Dann, völlig überraschend, waren die ersten Symptome der Paranoia aufgetreten, und Lawrence hatte, anfangs beunruhigt, ein gewisses Potenzial zu erkennen geglaubt, weil die Wesensveränderung Lynn für die Rolle des Sündenbocks prädestinierte. Keine Gelegenheit hatte sie verstreichen lassen, Julians Tochter in Misskredit zu bringen und den Verdacht ihrer Unredlichkeit zu nähren. Vorhin im Mama Killa Club jedoch, Donoghues Kläffen im Ohr, war ihr plötzlich die Angst in die Knochen gefahren, Lynn könne alles verderben. Vorsichtshalber war sie ihr darum gefolgt, doch Lynn hatte sich lediglich in ihre Suite zurückgezogen, also war sie weiter in die Zentrale gegangen, um dort Thiel, jeder Verstellung unfähig, beim Naschen vom Baum der Erkenntnis vorzufinden. Schwache Nerven, die Kleine, wenngleich zu bewundern für ihre detektivische Akribie. Lawrences einziger Fehler war ihr prompt zum Verhängnis geworden – nicht augenblicklich das Protokoll manipuliert zu haben, nachdem sie die Suchtrupps in die Irre geschickt hatte. Mit einem einzigen Blick hatte die Deutsche erfasst, dass ihre Chefin während der Konferenzschaltung zwischen Erde und Mond – unter dem Vorwand, das Korridor-Video zu laden – die Blockade der Kommunikation eingeleitet hatte. Klug, Sophie, wirklich klug. Der Geschwätzigkeit digitaler Boten bewusst, hatte sich Thiel Stift, Papier und Kokoschka anvertraut und dem verliebten Trottel aufgetragen, Tim zu suchen, damit er wisse,

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