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Limit

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Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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neben Helium-3 als zukunftssicher, und auch mit Windkraft ließ sich Geld verdienen. Hingegen zuckte der norwegische Verband Statoil Norsk Hydro in Agonie, starrten Chinas CNPC und Russlands Lukoil entgeistert in eine ölfreie Zukunft, offenbar in sträflicher Unkenntnis des legendär gewordenen Ausspruchs Ahmed al Jamanis, des früheren Saudi-arabischen Ölministers: »Die Steinzeit ging nicht zu Ende, weil es an Steinen mangelte.«
    Dabei war das Problem weniger, dass kein Öl mehr benötigt wurde; man brauchte es für Kunststoffe, Dünger und Kosmetika, in der Textilindustrie, in der Nahrungsmittelproduktion und der pharmazeutischen Forschung. Noch waren Orleys neuartige Fusionsreaktoren dünn gesät, fuhr das Gros der Autos mit Verbrennungsmotoren, verheizten Flugzeuge Kerosin. Vornehmlich die USA profitierten von der neuen Ressource. Die weltweite Umstellung auf eine Helium-3-basierte Energiewirtschaft würde noch Jahre in Anspruch nehmen, so viel stand fest.
    Aber eben keine Jahrzehnte mehr.
    Alleine, dass die sogenannte aneutronische Fusion von Helium-3 mit Deuterium in Reaktoren funktionierte, hatte den ohnehin kränkelnden Ölpreis ins Bodenlose stürzen lassen. Ende der ersten Dekade hatte sich erwiesen, dass Menschen eben nicht bereit waren, jede Summe für Öl zu zahlen; wurde es zu teuer, erwachte ihr ökologisches Gewissen, sie sparten Strom und trieben die Entwicklung alternativer Energien voran. Das Konzept der Spekulanten, den Barrelpreis durch Massenaufkäufe in die Höhe zu treiben, war nicht aufgegangen. Hinzu kam, dass die meisten Länder strategische Reserven angelegt hatten und keine neuen Käufe tätigen mussten, dass neue Fahrzeuggenerationen über Batterien mit generösen Speicherkapazitäten verfügten und umweltfreundlichen Strom an der Steckdose tankten, der dank Helium-3 bald überall auf der Welt in rauen Mengen zur Verfügung stehen würde. Ausgerechnet die Vereinigten Staaten von Amerika, seit Barack Obamas Machtübernahme tiefdunkel ergrünt, drängten auf internationale Abkommen zur Emissionsreduzierung und hatten im CO 2 den Teufel entdeckt. Wenige Jahre, nachdem der erste Helium-3-betriebene Fusionsreaktor ans Netz gegangen war, stand zudem fest, dass sich mit umweltorientiertem Denken astronomisch hohe Gewinne erzielen ließen. Im Zuge dieser Entwicklungen war EMCO im Ranking der weltgrößten Mineralölkonzerne von erster an dritte Stelle gerutscht, während die komplette Branche auf ein Mikroversum zu schrumpfen drohte. Befallen vom Knochenschwund der Ignoranz, geriet EMCO zunehmend ins Straucheln, ein King Kong vor dem Sturz, in dumpfer Gewissheit seines Scheiterns nach Halt fingernd, wo nichts verblieben war als Luft.
    Jetzt hatten sie auch noch Alaska verloren.
    Die Bohrvorhaben, in jahrelangem Ringen gegen die Umweltlobby erkämpft, mussten aufgegeben werden, weil die riesigen Erdgasvorkommen dort niemanden mehr interessierten. Das Murmeltier begann zu grüßen. Diese Pressekonferenz unterschied sich kaum von der, die sie wenige Wochen zuvor im kanadischen Alberta hatten abhalten müssen, wo die Ausbeutung von Ölsanden auf der Kippe stand, ein aufwendiges und umweltbelastendes Verfahren, das den Naturschützern von jeher Albdrücken beschert hatte, jedoch durchsetzbar gewesen war, solange die Welt nach Öl geschrien hatte wie der Säugling nach der Milch. Was half es, dass mancher Vertreter der kanadischen Regierung EMCOs Kummer teilte, da immerhin zwei Drittel der weltweiten Ölressourcen in solchen Sanden lagerten, alleine 180 Millionen Barrel auf kanadischem Grund und Boden? Die überwiegende Mehrheit der Kanadier war froh über das nahende Aus. In Alberta hätte der Abbau auf Dauer Flüsse und Moore, den borealen Wald, das komplette Ökosystem nachhaltig zerstört. Angesichts dessen hatte Kanada seine internationalen Verpflichtungen nicht länger einhalten können. Die Treibhausemissionen waren gestiegen, die unterzeichneten Protokolle Makulatur.
    »Es wird zu reparieren sein«, sagte Palstein mit fester Stimme. »Die Verhandlungen mit Orley Enterprises stehen unmittelbar vor dem Abschluss. Ich verspreche Ihnen, wir werden als erster Ölkonzern am Helium-3-Geschäft partizipieren, außerdem diskutieren wir mit den Strategen anderer Konzerne mögliche Allianzen.«
    »Was konkret haben Sie Orley Enterprises denn anzubieten?«, wollte ein Journalist wissen.
    »Da gibt es einiges.«
    Der Mann ließ nicht locker. »Das Problem der Multis ist doch, dass sie vom

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