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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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wenn sie das Ende der Ölwirtschaft bejubelten und ihm vorhielten, man hätte mit der Ausbeutung gar nicht erst anfangen dürfen. Tatsächlich stieß Helium-3 in Alaska auf ein eher gedämpftes Echo, ebenso wie sich die Begeisterung am Persischen Golf in Grenzen hielt. Die Scheichs sahen sich aufs öde Wüstendasein früherer Jahre zurückgeworfen, als sich für ihr Territorium vornehmlich Skorpione und Sandkäfer interessierten. Das Gespenst der Verarmung raubte Kuwaits, Bahrains und Katars Potentaten den Schlaf. Kaum jemand wollte noch ernsthaft nach Dubai. Peking hatte seine Unterstützung der saudi-arabischen Islamisten eingestellt, die USA schienen Nordafrika nicht mehr wahrzunehmen, im Irak zerfleischten sich Sunniten und Schiiten wie eh und je, der Iran stiftete wie gewohnt Unruhe mit seinen Nuklearprogrammen, fletschte in alle Richtungen die Zähne und suchte die Nähe zu China, das neben den USA als einzige Nation auf dem Mond Helium-3 förderte, wenn auch in verschwindend geringen Quantitäten. Weder hatten die Chinesen einen Weltraumfahrstuhl noch wussten sie, wie man einen baute. Niemand außer Amerika verfügte über so ein Ding, auf dessen Patenten Julian Orley saß wie die Henne auf der Brut, weshalb China durchweg auf herkömmliche Raketentechnologie angewiesen war, mit entsprechend defizitären Bilanzen.
    Palstein sah auf die Uhr. Er musste rüber ins EMCO-Gebäude, eine Sitzung stand an. Wie üblich würde es spät werden. Er rief das Business-Center an und gab Anweisung, ihn mit dem Stellar Island Hotel auf der Isla de las Estrellas zu verbinden. Dort war es drei Stunden später und gut 20° Celsius wärmer. Ein besserer Ort als Anchorage. Palstein wäre überall lieber gewesen als in Anchorage.
    Wenigstens wollte er Julian eine gute Reise wünschen.
     

ISLA DE LAS ESTRELLAS,
PAZIFISCHER OZEAN
     
    So spektakulär es gewesen war, den Vulkan zu betreten, so unaufgeregt fanden sie wieder hinaus. Natürlich gab es Fluchtwege. Nachdem die Lichter angegangen waren, verließen sie die Höhle über einen nüchtern beleuchteten, schnurgeraden Korridor, der den Verdacht nahelegte, der ganze Berg bestünde letztlich doch aus Pappmaschee und Stützgerüsten. Er war breit genug, um notfalls einer Hundertschaft panischer, trampelnder und um sich schlagender Menschen ein Entkommen zu ermöglichen. Nach knapp 150 Metern mündete er in einen Seitentrakt des Stellar Island Hotels.
    Chuck Donoghue drängte sich an Julians Seite.
    »Respekt«, dröhnte er. »Nicht übel.«
    »Danke.«
    »Und ihr habt die Höhle so vorgefunden? Na, komm! Kein bisschen nachgeholfen? Kleine Sprengladung hier und da?«
    »Nur für die Fluchtwege.«
    »Mordsmäßiger Glücksfall. Dir ist natürlich klar, mein Junge, dass ich das abkupfern muss. Haha! Nein, keine Angst, noch reicht's für eigene Ideen. Mein Gott, wie viele Hotels hab ich schon gebaut in meinem Leben. Wie viele Hotels!«
    »32.«
    »Ach wirklich?«, murmelte Donoghue verblüfft.
    »Ja, und vielleicht hast du ja mal Lust, was auf dem Mond zu bauen.« Julian grinste. »Darum bist du hier, alter Mann.«
    »Ach so!« Donoghue lachte noch lauter. »Und ich dachte schon, du hast mich eingeladen, weil du mich magst.«
    Mit 65 Jahren war der Hotelmogul der Älteste in der Reisegesellschaft und Julian fünf Jahre voraus, der seinerseits zehn Jahre jünger aussah. Die unbedeutende Altersdifferenz hinderte Donoghue nicht daran, den reichsten Mann der Welt mit der seifigen Jovialität eines Viehbarons mein Junge zu nennen.
    »Natürlich mag ich dich«, sagte Julian fröhlich, während sie Lynn zu den Aufzügen folgten. »Aber vornehmlich will ich dir meine Hotels zeigen, damit du dein Geld reinsteckst. – Ach, kennst du übrigens schon den von dem Mann in der Meinungsumfrage?«
    »Erzähl!«
    »Wird einer gefragt: Wie würden Sie entscheiden, wenn Sie zwei Möglichkeiten hätten? – A: Sie haben eine Nacht lang Sex mit Ihrer Frau. B: – B, sagt der Mann, B!«
    Es war ein kleiner Scheißwitz und damit genau richtig für Chucky, der lachend zurückblieb, um ihn Aileen weiterzuerzählen. Julian brauchte sich nicht umzudrehen, um ihr Gesicht vor sich zu sehen, wenn sie in die Zitrone der Entrüstung biss. Die Donoghues herrschten über knapp drei Dutzend der imposantesten, teuersten und kitschigsten Hotels aller Zeiten, hatten diverse Spielcasinos gebaut, leiteten eine international operierende Künstleragentur, in der sich Weltstars des Varieté die Klinke in die Hand gaben,

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