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Limit

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Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Fusionsgeschäft überhaupt keinen Schimmer haben. Ich meine, einige der Konzerne haben sich auf Fotovoltaik gestürzt, auf Wind- und Wasserkraft, auf Bioethanol und das ganze Zeugs, aber Fusionstechnologie und Weltraumfahrt – Sie werden entschuldigen, das liegt ja wohl weit jenseits Ihres Kompetenzhorizonts.«
    Palstein lächelte.
    »Ich kann Ihnen berichten, dass Julian Orley derzeit aktiv nach Investoren für einen zweiten Weltraumfahrstuhl sucht, unter anderem, um die Infrastruktur für den Transport von Helium-3 auszubauen. Natürlich reden wir über immens viel Geld. Aber wir haben dieses Geld. Die Frage ist, wie wir es einsetzen wollen. Meine Branche erleidet zurzeit einen Schock. Längst fällig, könnte man sagen, also was sollten wir Ihrer Ansicht nach tun? Jammernd zugrunde gehen? EMCO wird keine Vormachtstellung in der Solarenergie erzielen, auch wenn wir uns noch so sehr bemühen, dort Fuß zu fassen. Da sind uns andere historisch voraus. Entweder können wir also zusehen, wie uns ein Markt nach dem anderen wegbricht, bis unsere Mittel von Sozialprogrammen aufgezehrt sind. Oder wir stecken das Geld in einen zweiten Fahrstuhl und organisieren logistische Prozesse auf der Erde. Wie gesagt, die Gespräche sind praktisch abgeschlossen, die Unterzeichnung der Verträge steht unmittelbar bevor.«
    »Wann wird es so weit sein?«
    »Im Augenblick weilt Orley mit einer Gruppe potenzieller Investoren auf der Isla de las Estrellas. Von dort wird die Reise weitergehen zur OSS und zur Eröffnung des Gaia. Tja.« Palstein zuckte in einer Geste zwischen Wehmut und Fatalismus die Achseln. »Ich hätte dabei sein sollen. Julian Orley ist ja nicht nur unser zukünftiger Geschäftspartner, sondern auch ein persönlicher Freund. Es schmerzt mich, diese Reise nicht mit ihm zusammen antreten zu können, aber Sie wissen ja selbst, was in Kanada geschehen ist.«
    Damit hatte er den Gong zur zweiten Runde geschlagen. Alle begannen durcheinanderzureden.
    »Weiß man inzwischen, wer auf Sie geschossen hat?«
    »Werden Sie die kommenden Wochen gesundheitlich durchhalten? Hat die Verletzung –«
    »Was ist von Mutmaßungen zu halten, der Anschlag könne im Zusammenhang mit Ihrer Entscheidung, EMCO und Orley Enterprises –«
    »Stimmt es, dass ein aufgebrachter Ölarbeiter –«
    »Sie haben sich durch Ihre Kritik an den Missständen in Ihrer Branche eine Menge Feinde gemacht. Wer von denen käme –«
    »Wie geht es Ihnen überhaupt, Gerald?«, fragte Keowa.
    »Danke, Loreena, ganz gut, den Umständen entsprechend.« Palstein hob die linke Hand, bis Ruhe einkehrte. Den rechten Arm trug er seit vier Wochen in der Schlinge. »Der Reihe nach. Ich werde alle Fragen beantworten, aber haben Sie Verständnis, wenn ich Spekulationen vorbeuge. Ich kann zurzeit nichts weiter sagen, als dass ich selber gerne wüsste, wer das getan hat. Fest steht nur, dass ich unverschämtes Glück hatte. Wäre ich auf der Treppe zum Podium nicht gestolpert, hätte das Projektil meinen Kopf getroffen. Das war keine Warnung, wie einige meinten, sondern eine verpatzte Hinrichtung. Ziel des Anschlags war zweifelsfrei mein Tod.«
    »Wie schützen Sie sich im Augenblick?«
    »Mit Optimismus.« Palstein lächelte. »Und einer kugelsicheren Weste, um der Wahrheit die Ehre zu geben. Aber was nützt die gegen Kopfschüsse? Soll ich mich verstecken? Nein! Peter Tschaikowsky hat gesagt: Man kann nicht aus Angst vor dem Tod auf Zehenspitzen durchs Leben gehen.«
    »Anders gefragt«, sagte Keowa, »wem würde es nützen, wenn Sie von der Bildfläche verschwänden?«
    »Ich weiß es nicht. Falls jemand unseren Einstieg bei Orley Enterprises verhindern wollte, würde er damit EMCOs größte und vielleicht einzige Chance, schnell zu gesunden, zunichtemachen.«
    »Vielleicht geht's ja gerade darum«, rief eine Stimme. »EMCO zu vernichten.«
    »Der Markt ist zu klein geworden für die Ölkonzerne«, meldete sich ein anderer. »Eigentlich wäre ein Konzernsterben im Sinne der ökonomischen Evolution. Jemand räumt Konkurrenten aus dem Weg, um –«
    »Oder jemand will über Sie Orley treffen. Wenn EMCO –«
    »Wie ist die Stimmung in Ihrem eigenen Laden? Wem sind Sie auf die Füße getreten, Gerald?«
    »Niemandem!« Palstein schüttelte entschieden den Kopf. »Der Vorstand hat mein Sanierungsmodell in allen Punkten abgesegnet, und ganz oben steht unser Engagement bei Orley. Mit solchen Vermutungen stochern Sie im Trüben. Sprechen Sie mit den Behörden. Die gehen jeder

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