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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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bedrückende, postatomare Stimmung. Eine Maschinenwelt.
    Hanna durchsuchte die Hangars und fand neben diversen Wartungsrobotern vier Grasshoppers robuster Bauart vor, mit vergrößerten Ladeflächen und höheren Landestelzen als jenen, die im Gaia gebräuchlich waren. Von etwas Schnellerem, einem Shuttle gar, keine Spur. Vor Ort selbst gab es nichts, was fuhr, im Fördergebiet war man bemüht, alles auf Beine zu stellen, die weniger Staub aufwirbelten als Räder und damit einen besseren Schutz der mechanischen Komponenten gewährleisteten. Die Wartungsschnittstellen der Käfer saßen im Kopf und im Buckel, sodass Grasshoppers Sinn ergaben. Mit ihnen gelangte man hoch über die Staubdecke und konnte von dort Punktlandungen auf den gewaltigen Leibern hinlegen, und alles Weitere besorgten Roboter. Hanna bezweifelte nicht, dass ihn einer der Hopper ans Ziel bringen würde, sie verbrauchten kaum Treibstoff, nur waren sie entsetzlich langsam. Fast zwei Tage würde er mit so einem Ding unterwegs sein, die Ladefläche voller Sauerstoffreserven, sofern er etwas Derartiges in der Station überhaupt fand. Sein Anzug würde ihn mit Trinkwasser versorgen, ohne dass er jedoch einen Bissen essen konnte. Und selbst das war er bereit hinzunehmen, nicht aber den Zeitverzug.
    Innerhalb der nächsten paar Stunden musste er handeln.
    Er durchschritt die Luftschleuse des Habitats und gelangte in einen Desinfektionsraum, wo unter Hochdruck Reinigungsflüssigkeiten auf ihn versprüht wurden, um seinen Anzug vom Mondstaub zu befreien, dann endlich konnte er seinen Helm abnehmen und das Innere aufsuchen. Es war geräumig und komfortabel genug, dass es sich einige Tage hier aushalten ließ, mit sanitären Einrichtungen, einer Küche, großzügig bemessenen Lebensmittelvorräten, Arbeits- und Schlafräumen, einem Gemeinschaftsraum, sogar einem kleinen Fitnesszentrum. Hanna gestattete sich einen Besuch der Toilette, aß zwei Vollkornriegel mit Schokoladenüberzug, trank so viel Wasser, wie er konnte, wusch sich das Gesicht und suchte nach Kopfschmerztabletten. Die Stationsapotheke war bestens ausgestattet. Anschließend besichtigte er einen der insektoiden Transporter, die mit der Station verkoppelt waren, doch auch der erwies sich als ungeeignet für seine Zwecke, weil noch langsamer als die Hoppers. Wenigstens fand er zusätzliche Sauerstoffreserven, was sein Überleben dort draußen einige Tage lang sichern würde. Nur, wie er zeitnah seinen Auftrag zu Ende bringen sollte, wusste er immer noch nicht.
    Er setzte den Helm wieder auf und schleppte alle Sauerstoffreserven, die er finden konnte, aufs Flugfeld.
    Sein Blick wanderte zu den Spinnen. Die letzte in der Reihe hievte soeben ihre Tanks auf die fast vollständig beladene Fläche des Güterzuges, dann sicherte sie die Ladung mit rippenartigen Bügeln, die seitlich daraus hervorwuchsen. Alles sah danach aus, als würde der Zug in den nächsten Minuten in Richtung Mondbasis losfahren.
    Mit 700 Kilometern in der Stunde!
    Seine Gedanken überschlugen sich. Noch etwa ein Dutzend Tanks zu verladen. Vielleicht zehn Minuten, die ihm blieben. Zu wenig, um die Hoppers zu zerstören, wie er es eigentlich vorgehabt hatte, aber die Reserven konnte er mitnehmen. Im Laufschritt brachte er sie zum Fahrstuhl, warf sie hinein. Die vergitterte Kabine setzte sich in Bewegung, enervierend langsam. Durch die Querstreben konnte er die Beine der Spinne sehen, ihren Rumpf, die emsigen Greifer. Drei Tanks noch. Er hastete hinaus auf den Bahnsteig, quetschte die Reserven zwischen die gestapelten Kugeln auf der Ladefläche. Der vorletzte Tank wurde von den gottesanbeterähnlichen Extremitäten herübergereicht und verstaut. Gab es einen idealen Platz? Unsinn, kein Platz war ideal. Das hier war nicht der Lunar Express, sondern ein Güterzug. Allerdings einer, dessen Beschleunigung ein Mensch heil überstehen konnte. Danach war es schnuppe, wie schnell der Zug fuhr. Im Mondvakuum ging es nicht anders zu als im freien Fall, wo man bei 40.000 Stundenkilometern sein Schiff verlassen und sich in aller Ruhe umschauen konnte.
    Der letzte Tank wurde gesichert.
    Vor den Tanks! Dort war der beste Platz.
    Er zog sich auf die Ladeplattform hoch, hangelte sich entlang der metallenen Kugeln und unter den Greifern der Spinne hinweg nach vorne, bis er eine Stelle gefunden hatte, die ihm günstig erschien, einen unbeladenen Übergang zwischen zwei Zugelementen. Dort zwängte er sich hinein, ging in die Hocke, verkeilte seine Füße und

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