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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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nicht im Massenmarkt gelandet wie du, falls du das meinst.« Sie betrachtete ihre Fingernägel. Ein maliziöses Lächeln umspielte ihre Mundwinkel. »Aber ich könnte dir Nachhilfeunterricht im Flirten geben.«
    »Danke.« Er lächelte zurück. »Mit Lehrerinnen soll man nichts anfangen.«
    »Nur theoretisch, du Idiot. Denkst du im Ernst, ich ließe dich ran?«
    »Nicht?« Er wandte sich ab. »Das beruhigt mich.«
    Omura warf den Kopf in den Nacken und schnaubte. Als zweite Frau, die ihn im Verlauf weniger Minuten stehen ließ, stolzierte sie zu Locatelli, der in Gesellschaft Marc Edwards' und Mimi Parkers lautstark über Fusionsreaktoren fachsimpelte, und hakte sich bei ihm unter. O'Keefe zuckte die Achseln und gesellte sich zu Julian, der mit Hanna, Rebecca Hsu, seiner Tochter und den Rogaschows zusammenstand.
    »Aber wie kriegen Sie die Kabine da hoch?«, wollte die Taiwanesin wissen. Sie wirkte aufgedreht und unkonzentriert. »Sie wird ja kaum das Seil hinauf schweben.«
    »Habe ich Sie nicht vorhin bei der Veranstaltung gesehen?«, fragte Rogaschow mit ironischem Unterton.
    »Wir führen gerade einen neuen Duft ein«, sagte Hsu, als sei damit alles erklärt. Und tatsächlich hatte sie die halbe Show über auf das Display ihres Taschencomputers gestarrt und Marketingpläne korrigiert, während das Prinzip dargelegt worden war: Beim Start sah es so aus, als emittierten die tellerförmigen Platten am Heck der Kabinen leuchtend rote Strahlen, doch tatsächlich verhielt es sich umgekehrt. Die Unterseite der Platten war gepflastert mit fotovoltaischen Zellen, und die Strahlen entsprangen riesigen Lasern im Innern des Bahnhofs. Die beim Beschuss erzeugte Energie setzte das Antriebssystem in Gang, sechs Paar gegeneinanderdrückende Räder pro Kabine, zwischen denen sich das Band spannte. Wurde eine Seite der Räder in Gang gesetzt, drehte sich die andere automatisch in gegenläufiger Richtung mit, und der Aufzug kletterte an dem Band nach oben.
    »Er wird dabei immer schneller«, erklärte Julian. »Schon nach wenigen Hundert Metern erreicht er –«
    In seinem Jackett fiepte es. Er zog die Brauen zusammen und förderte sein Handy zutage.
    »Was gibt's?«
    »Entschuldigen Sie die Störung, Sir.« Jemand aus der Telefonzentrale. »Ein Gespräch für Sie.«
    »Kann das nicht warten?«
    »Es ist Gerald Palstein, Sir.«
    »Oh. Aber natürlich.« Julian lächelte entschuldigend in die Runde. »Darf ich Sie kurz vernachlässigen? Rebecca, nicht weglaufen. Ich werde Ihnen das Prinzip einmal stündlich erklären, gern auch öfter, wenn ich Sie damit glücklich mache.«
    Mit raschen Schritten ging er in einen kleinen Raum hinter die Bar, steckte das Handy in eine Konsole und projizierte die Darstellung auf einen größeren Bildschirm.
    »Hallo, Julian«, sagte Palstein.
    »Gerald. Wo um Himmels willen bist du?«
    »Anchorage. Wir haben das Alaska-Projekt zu Grabe getragen. Hatte ich nicht davon erzählt?«
    Der EMCO-Manager wirkte abgekämpft. Zuletzt hatten sie sich einige Wochen vor dem Attentat gesehen. Augenscheinlich rief Palstein aus einem Hotelzimmer an. Durch ein Fenster im Hintergrund erblickte man schneebedeckte Berge unter einem blassen, kalten Himmel.
    »Doch«, sagte Julian. »Aber das war, bevor man auf dich geschossen hat. Musst du dir das wirklich antun?«
    »Halb so wild.« Palstein winkte ab. »Ich hab ein Loch in der Schulter, nicht im Kopf. Damit kann man reisen, wenn auch nicht gerade zum Mond. Bedauerlicherweise.«
    »Und wie ist es gelaufen?«
    »Sagen wir, Alaska bereitet sich mit einiger Würde auf die Renaissance des Trappertums vor. Von den anwesenden Gewerkschaftsvertretern hätten die meisten gerne erledigt, was der Schütze in Kanada vermasselt hat.«
    »Mach dir mal bloß keine Vorwürfe! Niemand ist so kritisch mit seiner Branche ins Gericht gegangen wie du, und ab jetzt werden sie dir zuhören. Hast du ihnen von der geplanten Beteiligung erzählt?«
    »Die Pressemeldung ist raus. Also war es ein Thema.«
    »Und? Wie wurde es aufgenommen?«
    »Als Bemühen, uns neu auszurichten. Jedenfalls wird es von den meisten wohlwollend betrachtet.«
    »Das ist gut! Sobald ich zurück bin, unterzeichnen wir die Verträge.«
    »Andere halten es für Augenwischerei.« Palstein zögerte. »Machen wir uns nichts vor, Julian. Es ist äußerst hilfreich für uns, dass ihr uns mit ins Boot holt –«
    »Für uns ist es hilfreich!«
    »Aber es wird keine Wunder wirken. Dafür sind wir einfach zu lange auf unseren

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