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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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hypothetischen Ball Erbrochenes. »Die Kotze ballt sich zu einer Kugel zusammen.«
    »Ich glaube eher, sie verteilt sich«, sagte Karla Kramp.
    »Ja, sodass alle was davon haben.« Borelius nickte. »Schönes Thema übrigens. Vielleicht sollten wir –«
    »Da!«, rief Rebecca Hsu. »Da oben!«
    Alle Blicke folgten ihrer ausgestreckten Hand. Am Firmament waren zwei Lichtpünktchen in Bewegung geraten. Eine Weile schienen sie auf orbitalen Bahnen nach Südosten zu ziehen, nur dass sie dabei immer größer wurden, ein Anblick, der sich allen Sehgewohnheiten widersetzte. Eindeutig stimmte hier etwas nicht im dimensionalen Kubus, schien durcheinandergeraten zu sein. – Und dann, schlagartig, begriff jeder, dass die Körper senkrecht aus dem Weltraum herabsanken, in einer perfekten Vertikalen. Als stiegen die Sterne zu ihnen herab.
    »Sie kommen«, flüsterte Sushma Nair andächtig.
    Ferngläser wurden hochgerissen. Nach wenigen Minuten ließen sich auch ohne Vergrößerung zwei längliche, zueinander versetzte Gebilde erkennen, an Space Shuttles erinnernd, nur dass beide auf dem Heck standen und ihre Unterseiten in ausladende, tellerartige Platten mündeten. Die konisch zulaufenden Spitzen waren hell erleuchtet, Positionslichter huschten mit der Gleichmäßigkeit von Herzschlägen über die Seiten der zylindrischen Leiber. Rasend schnell näherten sich die Kabinen der Plattform, und je tiefer sie kamen, desto stärker schwang die Luft wie von riesigen Dynamos. Befriedigt registrierte Julian, dass auch sein Sohn sich der Faszination nicht zu entziehen vermochte. Ambers Augen waren geweitet wie in Erwartung von Weihnachtsgeschenken.
    »Das ist wunderbar«, sagte sie leise.
    »Ja.« Julian nickte. »Es ist Technik und dennoch ein Wunder. Jede hinreichend fortgeschrittene Technologie ist von Magie nicht zu unterscheiden. Hat Arthur C. Clarke gesagt. Großer Mann!«
    Tim blieb stumm.
    Und plötzlich verspürte Julian das säuerliche Aufstoßen unverdauten Ärgers. Er begriff einfach nicht, was mit dem Jungen los war. Dass Tim keine Lust hatte, bei Orley Enterprises die ihm gebührende Position zu bekleiden, seine Sache. Jeder musste seinen Weg gehen, auch wenn Julian nicht wirklich nachvollziehen konnte, dass es neben einer Zukunft im Konzern andere Wege gab, aber gut, geschenkt! Bloß – was zum Teufel hatte er Tim eigentlich getan?
    Dann ging alles sehr schnell.
    Vernehmliches Luftholen der Umstehenden leitete die finale Phase ein. Vorübergehend hatte es den Anschein, als würden die Kabinen wie Geschosse in das kreisrunde Terminal einschlagen und die gesamte Plattform ins Meer reißen, dann wurden sie abrupt langsamer, erst die eine, dann die andere, und verringerten ihre Geschwindigkeit, bis sie im Lichtkegel der Bodenstrahler beinahe gemächlich in das Rund des Weltraumbahnhofs einfuhren und nacheinander darin verschwanden. Wieder wurde applaudiert, durchbrochen von Bravo-Rufen. Heidrun trat neben Finn O'Keefe und pfiff auf zwei Fingern.
    »Immer noch sicher, dass du da einsteigen willst?«, fragte er.
    Sie taxierte ihn spöttisch. »Und du?«
    »Klar.«
    »Angeber!«
    »Einer muss deinem Mann ja zur Seite stehen, wenn du anfängst, die Verkleidung von den Wänden zu kratzen.«
    »Wir werden sehen, wer die Hosen voll hat.«
    »Sollte ich derjenige sein«, grinste O'Keefe, »erinnere dich deines Versprechens.«
    »Wann hätte ich dir irgendwas versprochen?«
    »Vorhin. Du wolltest mir das Händchen halten.«
    »Ach ja.« Heidruns Mundwinkel zuckten amüsiert. Einen Moment schien sie ernsthaft darüber nachzudenken. »Tut mir leid, Finn. Weißt du, ich bin langweilig und altmodisch. In meinem Film fällt die Frau vom Pferd und lässt sich vom Mann vor den Indianern retten. Und natürlich kreischt sie dabei ordentlich.«
    »Schade. In solchen Filmen hab ich nie mitgespielt.«
    »Sprich halt mit deinem Agenten.«
    Graziös hob sie eine Hand, strich mit dem Zeigefinger sanft über seine Wange und ließ ihn stehen. O'Keefe sah ihr nach, wie sie zu Walo ging. Hinter ihm sagte eine Stimme:
    »Jämmerlich, Finn. Gebaggert, versagt.«
    Er drehte sich um und blickte in das schöne, arrogante Gesicht von Momoka Omura. Sie kannten sich von den unvermeidlichen Partys, die O'Keefe eigentlich mied wie Wartezimmer zur Erkältungszeit. Ging er doch mal auf eine, lief sie ihm mit ermüdender Regelmäßigkeit über den Weg, wie kürzlich beim Achtundachtzigsten von Jack Nicholson.
    »Musst du nicht drehen?«, sagte er.
    »Ich bin noch

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