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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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sich auf den Bauch legen, spürte ihr Herz wie einen Presslufthammer gegen das Gestein schlagen, erwog, umzukehren. Das führte zu nichts. Eine Sackgasse. Allenfalls einen Meter würde sie noch zurücklegen. Keuchend schob sie sich vorwärts, vom huschenden Lichtschein geleitet, stellte sich vor, wie es wäre, lebendig hier drin begraben zu liegen, und mit einem Mal öffnete sich der Gang, und ihre Finger stießen in geschichtetes Geröll.
    Das war's. Ende der Fahrbahn.
    Oder? Sie verharrte. Komisch sah der Geröllberg aus. Irgendwie künstlich. DeLucas verlagerte ihren Oberkörper, und das Licht wanderte über die Steine und wurde von etwas reflektiert, das dazwischen hervorlugte. Mit einer Hand begann sie die Stelle zu vergrößern, und die Oberfläche eines massiven, metallischen Gegenstands kam in Sicht, glatt und sauber gearbeitet.
    Was konnte das anderes sein als –
    Wie von Sinnen schaufelte sie das Geröll beiseite, legte das aktenkoffergroße Gebilde frei, zerrte es zu sich heran. Kein Zweifel, jetzt sah sie auch die blinkende Anzeige und den rückwärts laufenden Zeitcode, demzufolge –
    »Oh nein«, flüsterte sie.
    So wenig Zeit. So wenig Zeit!
    Aufgelöst, die Bombe mit beiden Händen gepackt, begann sie zurückzurobben. Raus, sie musste raus hier, doch im nächsten Moment verkeilte sich ihr Rucksack in der niedrigen Decke, und sie kam keinen Zentimeter mehr voran, steckte fest.
    Eine Sturzsee der Panik schlug über ihr zusammen.
     

LONDON, GROSSBRITANNIEN
     
    »Sie sind verrückt«, sagte Shaw.
    Ihr Arbeitsbereich war eine identische Kopie von Norringtons Büro, bescheiden und funktionell, nur dass sich zudem Hinweise auf ein Leben außerhalb des Big O fanden, Fotos, die davon kündeten, dass Shaw einen Ehemann und erwachsene Kinder hatte und kleinere Geschöpfe Oma zu ihr sagten. Die Diaspora seiner eigenen Existenz vor Augen, fiel es Jericho schwer, sich die grantige Sicherheitsverantwortliche als von Sehnsüchten und Hormonen geleitetes Wesen vorzustellen, das sich an einen anderen Körper schmiegte, seufzte und flüsterte und Crescendi der Lust von sich gab. Er fragte sich, ob Shaw, dieselbe Jennifer Shaw, der Wohl und Wehe des weltgrößten Technologiekonzerns oblagen, auf einen Kosenamen hörte. War sie in der Überschaubarkeit des häuslichen Kosmos, zwischen Fernsehzeitung und Zahnseide, Maus, Bär oder Hase? Rasch warf er einen Blick nach draußen, doch Norringtons Büro war von hier aus nicht einsehbar.
    »Das alles gibt Ihnen nicht zu denken?«, fragte er.
    »Mir gibt zu denken, dass Sie mein Vertrauen missbraucht haben«, sagte Maus, Bär oder Hase ohne Milde.
    »Nein, das sehen Sie falsch. Wir versuchen, den Missbrauch Ihres Vertrauens zu verhindern.« Er zog einen Stuhl heran und setzte sich. »Jennifer, ich weiß, wir bewegen uns auf sehr dünnem Eis, aber Norrington hat gelogen, was sein Verhältnis zu Thorn betraf. Offenbar kannte er ihn besser, als er vorgibt. Warum tut er das, wenn er doch nichts zu verbergen hat? Er mag nachvollziehbare Gründe gehabt haben, Hanna zu protegieren, aber wieso war er mit allen Möglichkeiten, die ihm zur Verfügung stehen, nicht in der Lage, einen ehemaligen Agenten der CIA zu enttarnen? Vor dem Trip zum Mond! Und als er merkte, dass wir bei ihm eingebrochen sind, ich meine: Was hätten Sie an seiner Stelle getan?«
    Shaw musterte ihn aus ihren graublauen Augen.
    »Ich hätte Sie an die Wand genagelt.«
    »Eben!« Jericho schlug mit der flachen Hand auf den Schreibtisch. »Und er? Kommt reingeschlichen, lässt sich von den MI6-Leuten abbürsten und flüchtet wieder nach draußen. Sie erzählten, Edda Hoff habe Sie und die Geheimdienste von meiner Theorie in Kenntnis gesetzt, Thorn sei der gescheiterte Attentäter. Man sollte meinen, sie hätte auch Norrington davon berichtet, oder?«
    »Das wird sie getan haben. Edda ist äußerst gewissenhaft.«
    »Aber als ich in sein Büro kam, um ihn darauf anzusprechen, gab er sich vollkommen überrascht! Dabei muss er zu diesem Zeitpunkt gewusst haben, auf welcher Spur wir sind. Und haben Sie nicht auch den Eindruck, dass sein Aktionismus das Ermittlungstempo im Big O eher herunterfährt, als es zu begünstigen?«
    »Ich habe ihm gesagt, dass wir an zu vielen Fronten kämpfen.« Shaw schaute ihn unverwandt an. »Und was soll ich Ihrer Meinung nach tun? Ihn auf ein paar vage Verdachtsmomente hin von seinen Aufgaben entbinden? Der Durchsuchung seiner Daten zustimmen?«
    »Ich glaube, Sie wissen sehr genau, was

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