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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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sich zu verstecken. Unschlüssig ging er ein Stück in den Raum hinein, tat ein paar Schritte nach hier, nach dort, sah auf die Uhr. Xin musste inzwischen da sein, er sollte sich aus dem Staub machen, doch verheißungsvoll leuchteten die Monitore.
    Mit schnellen Schritten war er bei der Arbeitsinsel, bückte sich und legte die Hände um den kleinen Computer, als sich hinter ihm der Raum belebte.
     
    Bei aller Zierlichkeit konnte sich Yoyo durchtrainierter und leistungsfähiger Muskeln rühmen, sodass sie einen mittelschweren Bürostuhl nicht nur zu stemmen, sondern auch zu schwingen vermochte. Die Lehne traf Norrington frontal, als er zu ihr herumwirbelte, erwischte ihn an Kopf und Brust und beförderte ihn mit Schwung über die Schreibtischkante. Er stöhnte und grapschte nach Halt. Yoyo ließ die Lehne seitlich auf ihn herabsausen, und der Mann rutschte ab. Noch während er neben Diane auf den Rücken fiel, schleuderte sie den Stuhl in hohem Bogen von sich, riss die Schere, die sie in einer der Schubladen gefunden hatte, aus dem Gürtel ihrer Jeans und landete mit beiden Knien hart auf seiner Brust.
    Es knackte vernehmlich. Norrington ließ ein ersticktes Keuchen hören. Seine Augen traten hervor. Yoyo bog die Finger der Linken um seine Kehle, beugte sich dicht über ihn und drückte die Spitze der Schere gegen seine Eier, so fest, dass er es deutlich spüren musste.
    »Eine falsche Bewegung«, zischte sie, »und der Knabenchor von Westminster Abbey wird sich freuen, deine Bekanntschaft zu machen.«
    Norrington starrte sie an. Blitzschnell holte er aus. Sie sah seine geballte Faust heranfliegen, duckte sich weg und trieb die Spitze der Schere tiefer in seinen Schritt. Er zuckte zusammen und rührte sich nicht mehr, starrte sie nur weiterhin an.
    »Was willst du von mir, du Verrückte«, ächzte er.
    »Mich mit dir unterhalten.«
    »Du hast sie nicht alle. Ich komme, um zu sehen, ob alles hier oben okay ist, ob es dir gut geht, und du –«
    »Andrew, he, Andrew!«, unterbrach sie ihn. »Das ist Schwachsinn. Ich will keinen Schwachsinn hören.«
    »Ich wollte –«
    »Du wolltest den Computer mitgehen lassen, das hab ich genau gesehen. Noch mehr Beweise brauch ich nicht, also rede. Wer seid ihr, was habt ihr vor? Hatten wir recht mit Peary? Wer sind die Drahtzieher?«
    »Ich weiß beim besten Willen nicht, wovon du –«
    »Andrew, das wird gefährlich.«
    »– redest.«
    Etwas brach sich Bahn, glühend und dunkelrot, als bestünde nicht die ernst zu nehmende Möglichkeit, dass der Mann dort unter ihr gar nichts für den Tod ihrer Freunde konnte, dass sie sich hinsichtlich seiner irrten und Chen Hongbings Höllenqualen, als Xin ihn vor die automatische Kanone gebannt hatte, nicht in Norringtons Mitverantwortung fielen. Jede Zelle ihres Körpers kochte über vor Hass. Sie wollte, sie brauchte einen Schuldigen, jetzt, hier, endlich, irgendeinen, bevor sie verrückt wurde, einen Unhold stellvertretend für alle die Bestien, die den Menschen, die sie liebte und von denen sie so sehr geliebt werden wollte, Dinge antaten, dass sie darüber verstummten und ihre Gesichter sich in Masken verwandelten. Mit gespanntem Bizeps holte sie aus und rammte Norrington die Schere in den Oberschenkel. Der Stoß erfolgte mit solcher Heftigkeit, dass die Doppelklinge Haut und Muskelfleisch wie Butter durchstieß und gegen den Knochen schabte. Norrington schrie wie am Spieß. Er hob beide Hände und versuchte sie wegzustemmen. Immer noch im Inneren einer roten Woge, riss sie die provisorische Waffe aus der Wunde und versenkte die Spitze wieder zwischen Norringtons Genitalien.
    »Weh tut es überall«, flüsterte sie. »Aber beim nächsten Mal sind die Konsequenzen nachhaltiger. Hatten wir recht mit Peary?«
    »Ja«, heulte er.
    »Wann? Wann soll die Bombe hochgehen?«
    »Ich weiß es nicht.« Er wand sich, die Augen Kreuze des Schmerzes. »Irgendwann. Jetzt. Bald. Wir haben keinen Kontakt mehr.«
    »Ihr habt das Bot-Netz gestartet.«
    »Ja.«
    »Kannst du es stoppen?«
    »Ja, lass mich los, du Irre!«
    »Heißt eure Organisation Hydra? Wer sind die Drahtzieher?«
    Unvermittelt fuhr Norringtons Kopf hoch, und Yoyo begriff, dass es ein Fehler gewesen war, sich zu tief zu ihm herabzubeugen. Mit einem Geräusch, als ramme man zwei Holzklötze gegeneinander, traf seine Stirn auf ihre. Sie prallte zurück. Reflexartig stieß sie zu, hörte ihn brüllen, fühlte sich gepackt und zur Seite geschleudert. Kreise drehten sich vor ihren Augen. Ihr

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