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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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öffneten und schlossen sich ihre Kiefer. Unter Qualen pumpte sie Luft in ihre Lungen und rollte sich herum.
     
    »Haskin«, schrie Julian. Er hatte das Terminal angewählt, ohne Antwort zu erhalten. Jetzt sprach er mit dem Gesamtbereichsleiter Technik. Eigentlich hätte Haskin in dieser Nacht keinen Dienst gehabt, war angesichts der Umstände jedoch bereit gewesen, die Leitung des Bereitschaftsteams zu übernehmen. Unglücklicherweise saß er in Torus-5, im Dachbereich der OSS, weit weg vom Raumhafen.
    »Mein Gott, Julian, was –«
    »Durchkämmen Sie die Station! Suchen Sie Dana Lawrence, setzen Sie die Frau fest. Möglicherweise ist sie im Terminal!«
    »Augenblick. Ich verstehe nicht –«
    »Ist mir egal, ob Sie das verstehen! Suchen Sie Lawrence, die Frau ist eine Terroristin. Im Terminal meldet sich keiner. Und halten Sie die Charon auf. Halten Sie sie auf!«
    Er ließ Haskins ratloses, alarmiertes Gesicht auf dem Bildschirm zurück und wirbelte zum Kabinenschott.
    »Öffnen!«
     
    Lawrence starrte auf die Kontrollen, den Lauf der Waffe gegen die Schläfe des Astronauten gedrückt, und lauschte dem Funkverkehr. Jedes Wort hatte sie mit angehört. Die rührende Unterhaltung zwischen Lynn und ihrem Vater, Julians Patriarchengeschrei. Lynn schien verletzt, sie hatte die elende Spielverderberin erwischt. Wenigstens ein kleiner Trost, aber sehr bald würden Haskins Männer hier sein.
    »Zugänge zum Torus verriegeln«, befahl sie.
    »Geht nicht«, keuchte der Astronaut.
    »Doch, es geht! Ich weiß, dass es geht.«
    »Sie wissen einen Scheiß. Ich kann die Zugänge schließen, aber nicht verriegeln. Die kommen hier rein, ob es Ihnen passt oder nicht.«
    »Was ist mit dem Gleiter?«
    »Die Charon ist noch zu nahe. Ich schwöre, das ist die Wahrheit!«
    Dann eben anders. Sie brauchte die Außenschleuse nicht. Die Gleiter selbst verfügten über Noteinstiege, scheißegal, wo die Dinger parkten, sie musste nur irgendwie zum äußeren Ring gelangen und eines davon kapern. Das bibbernde Stück Mensch da konnte ihr nicht helfen, aber vielleicht würde sie den Kerl noch brauchen. Lawrence zog ihm ein weiteres Mal die Waffe über den Schädel und überließ den vornüberkippenden Körper sich selbst, während sie auf die Regale mit den Helmen zusteuerte.
     
    Julian war in Sorge aufgelöst. Er stieß sich Schultern und Schädel, als er durch Torus-1 dem Korridor entgegenschoss, der hinauf ins Terminal führte, versuchte sich selbst zu überholen, und das war nicht gut. Nie zuvor hatte er einen der Wege in der Station als lang empfunden, jetzt schien es ihm, als käme er nicht von der Stelle, und permanent eckte er irgendwo an.
    Er hatte entsetzliche Angst.
    Als flösse das Leben aus ihr heraus, so hatte sie ausgesehen. Ihre Stimme war immer stockender und dünner geworden, sie musste verletzt sein, schwer verletzt. Das Schlimmste aber war, dass Haskin kaum eine Chance blieb, die Charon zurückzuholen. Das war kein davontreibender Astronaut, sondern ein massives Raumschiff, und wenn Lynn –
    Oh nein, dachte er, bitte nicht. Nicht die Triebwerke zünden.
    Lynn! Bitte nicht die
     
    Triebwerke zünden.
    Immer wieder musste sie gegen die heranflutende Dunkelheit ankämpfen, während ihre Finger umhertasteten, doch solange sie nichts sah, gab es auf dem Touchscreen nicht viel zu ertasten. Sie wusste, dass sie noch zu nah an der OSS war. Der Sicherheitsabstand musste ein Beträchtliches mehr betragen, weil sonst Gefahr bestand, dass die herausschießenden, brennenden Gase Teile der Konstruktion beschädigten. Beim besten Willen wollte ihr nicht mehr einfallen, welche Zeitspanne das Display der Mini-Nuke angezeigt hatte, nur dass es knapp war, scheißknapp!
    Sie hustete. Um sie herum, schön und fremdartig anzusehen, trieben die funkelnden, roten Perlen ihres Blutes. Die Schwerelosigkeit hatte den Vorzug, dass man nicht wirklich zusammenbrechen konnte, keine Energie war erforderlich, um sich auf den Beinen zu halten, sodass ihr Organismus in diesen Sekunden eine letzte, unmögliche Kraftreserve mobilisierte. Ihr Blick klärte sich. Entschlossen gingen die eben noch so zögerlichen und verirrten Finger auf Wanderschaft, streckten und bogen sich. Anzeigen leuchteten auf, eine weiche, automatische Stimme begann zu sprechen. Sie zwang ihren Körper in den Pilotensessel, doch um die Gurte festzuzurren, reichte es nicht mehr. Nur noch, um den Beschleunigungsvorgang zu starten.
    Lynn streckte ihren rechten Arm aus. Sacht landete die

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