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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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fühlte, aber immerhin wusste sie noch, was sie fühlte.
    Etwas war schiefgelaufen in ihrem Leben, und Dana Lawrence spielte eine unrühmliche Rolle.
    Lynn äugte in den Korridor hinein.
    Entschlossen, ihre Feindin keine Sekunde mehr aus den Augen zu lassen, war sie Lawrence, als diese das Picard in Gesellschaft Julians wieder verlassen hatte, gefolgt. Die Verschlagenheit des Wahnsinns, dachte sie beinahe amüsiert, doch der Wahn hatte von ihr abgelassen. Einige Sekunden ließ sie verstreichen, dann glitt sie Lawrence hinterher. Am Ende des Korridors sah sie das Verbindungsschott der Charon offen stehen und wusste, dass Lawrence im Raumschiff war.
    Ich kriege dich, dachte sie. Überführe dich deiner Schlangennatur, und der schwelende Hass, von dem ich weiß, dass du ihn gegen mich nährst, wird dein Untergang sein. Du hättest dich nicht hinreißen lassen dürfen, unnahbare, unangreifbare und kontrollierte Dana, aber du bist nicht unangreifbar. Du hast nicht umsonst versucht, das Vertrauen der anderen in mich zu zerschlagen. Du wirst bezahlen.
    Geräuschlos schwebte sie über die Kante des Schotts hinweg, durchquerte das Landemodul, das Bistro, den Salon. Erblickte Lawrence im Schlafbereich, über etwas Eckiges, Aktenkoffergroßes gebeugt, das sie der geöffneten Wand entnommen hatte. Sah, wie ihre Finger flink über ein Tastenfeld hinwegglitten und etwas eingaben:
     
    Neun Stunden: 09:00
    So einfach der Plan, so effizient im Kern seiner Durchführung. Eine Rakete zum Mond zu starten und über dem Peary zur Explosion zu bringen, hätte vielleicht funktionieren können, allerdings wäre der Weg unmittelbar zurückzuverfolgen und das Risiko außerdem hoch gewesen, die Basis zu verfehlen. Ein weiteres Geschoss auf die OSS abzufeuern, ob von der Erde oder von einem Satelliten aus, praktisch unmöglich. Die Rakete wäre vorher abgefangen worden, und auch hier hätte die Rekonstruktion der Flugbahn zum Absender geführt.
    Doch Hydra hatte die perfekte Lösung ersonnen. Zwei Mini-Nukes, getarnt in einem Kommunikationssatelliten, von dem aus sie unbemerkt zum Mond reisen und in einiger Entfernung von der Basis landen konnten, um dort zu ruhen, bis jemand käme, um sie der Kapsel zu entnehmen und an den richtigen Stellen zu platzieren. Eine in der Basis, die zweite im Raumschiff, das die Bombe und den Attentäter zurück zur OSS brächte. Unmittelbar vor Verlassen der Basis Bombe 1 scharf machen, später dann Bombe 2 in der OSS verstecken, ebenfalls programmieren und ganz offiziell mit dem Fahrstuhl zurück zur Erde reisen, bevor die Zeitzünder beide Explosionen auslösten und sowohl die Peary-Basis als auch die OSS vernichteten. Der perfekte Doppelschlag.
    Ein nicht zu rekonstruierender Weg.
    Gut, Peary hatten sie verpatzt. Die OSS würden sie nicht verfehlen. Um halb zehn, wenn längst alle auf der Isla de las Estrellas eingetroffen oder schon auf dem Weg zurück in ihre Länder wären, würde die Raumstation verglühen und lediglich einige zigtausend Kilometer federleichtes Kohlenstoffseil in den Pazifik entlassen. Wahrscheinlich war es nicht mal erforderlich, die Bombe aus dem Raumschiff zu schaffen. Die Charon sollte mindestens zwei Tage vor Anker liegen, wie sie im Terminal erfahren hatte. Ob sie die Mini-Nuke in der Deckenverkleidung der Schleuse unterbrachte oder einfach dort beließ, wo sie war, machte keinen Unterschied.
    08:59
    08:58
    Zufrieden betrachtete sie den blinkenden Kasten. Und während sie noch ihren Triumph auskostete, stellten sich die Haare in ihrem Nacken auf.
    Da war jemand.
    Gleich hinter ihr.
    Lawrence fuhr herum.
    Im selben Moment erhielt sie einen Tritt gegen die Brust, der sie gegen die Wand der Kabine schleuderte. Die Mini-Nuke entglitt ihren Händen und segelte davon. Lynn streckte sich danach, verfehlte den Kasten, geriet in Schieflage und begann zappelnd um ihre eigene Achse zu rotieren. Lawrence hechtete der trudelnden Bombe hinterher, fühlte eine Hand ihr Fußgelenk umklammern, wurde zurückgerissen. Vor ihren Augen schoss Julians Tochter in die Höhe, packte den Kasten, floh, beschleunigt vom eigenen Schwung, in den Salon und von dort weiter ins Landemodul.
    Sie durfte die Charon nicht verlassen!
    Lawrence schnellte ihr nach. Kurz vor der Schleuse holte sie Lynn ein, packte sie am Kragen und beförderte sie zurück ins Innere der Einheit. Lynn überschlug sich, die Bombe fest umklammert, und verkeilte sich mit gespreizten Beinen im Durchgang zum Wohnmodul. Lawrence riskierte einen

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