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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Sonnenschirm, einen Baum mit flacher Krone. Einen Stehtisch. Andere erkennen eine Meduse.«
    »Was ist noch mal eine Meduse, Schatz?«, fragte Aileen, als rede sie über jene Sorte modischen Schnickschnack, auf den junge Leute mangels tieferer Einsicht ihre Aufmerksamkeit richteten.
    »So ein Quallending«, erwiderte Ed Haskin. »So ein Glibberschirm, und unten baumeln Tentakel dran und anderer Glibber.«
    Lynn biss sich auf die Lippen. Haskin, vormals Leiter des Raumhafens und seit wenigen Monaten verantwortlich für den Gesamtbereich Technik, war nett, kompetent und leider mit dem Feingefühl eines Neandertalers ausgestattet.
    »Es sind übrigens auch sehr schöne Wesen«, fügte sie hinzu.
    Satellitengleich umkreisten beide ein vier Meter hohes, holografisches Modell der OSS, projiziert ins Zentrum des Picard. In ihrem Gefolge trieben Walo Ögi, Aileen und Chuck Donoghue, Evelyn Chambers, Tim und einige neu eingetroffene französische Wissenschaftler durch den virtuellen Raum. Das Picard war anders gestaltet als das klassischer Restaurantästhetik verpflichtete Kirk. Schwebende Inseln der Geselligkeit verteilten sich auf unterschiedlichen Ebenen, in gedämpftes Licht getaucht und überblickt von einer ausladenden Bar, die danach verlangte, von lidbalkenbewehrten Barbarellas bevölkert zu werden. Auf Knopfdruck konnte alles umgestaltet werden, sodass Tische und Sitze sich zu einem Atrium gruppierten.
    »Qualle, Tisch oder Schirm, solche Assoziationen verdanken sich der Vertikalbauweise und der Symmetrie der Station«, sagte Haskin. »Man darf nicht vergessen, dass Raumstationen keine Gebäude mit festen Fundamenten sind. Tatsächlich besitzen sie überhaupt kein Fundament, sind aber der beständigen Umverteilung von Masse und allen möglichen Erschütterungen ausgesetzt, von Joggern auf Laufbändern bis zu ankoppelnden Mondshuttles. All das versetzt die Struktur in Eigenschwingung, und eine symmetrische Konstruktion ist am besten geeignet, Schwingungsenergien umzuverteilen. Die Senkrechte trägt zur Stabilisierung bei und kommt dem Prinzip des Weltraumfahrstuhls entgegen. Wie Sie sehen, ist das kleinste Trägheitsmoment zur Erde gerichtet.«
    Ganz unten erkannte man den Hoteltorus mit seinen Suiten-Auslegern, darüber stachen das Kirk und das Picard heraus. Entlang der Gittermasten stapelten sich Module mit Fitnesszentren, Personalunterkünften, Lagerräumen und Büros bis hinauf zum Torus-2, in dessen Zentrum der Weltraumfahrstuhl hielt. Ausfahrbare Gangways verbanden das bagelförmige Modul mit den Kabinen.
    »Hier sind wir gestern angekommen«, erklärte Lynn. »Torus-2 dient als Rezeption des OSS Grand, außerdem als Terminal für Passagiere und Fracht. Wie ihr seht, strahlen Korridore speichenförmig von dort ab zu einem größeren, umlaufenden Ring.« Ihre Handbewegung durchfuhr eine Gitterstruktur, die den Torus weitläufig umspannte. »Unser Raumhafen. Die flugzeugähnlichen Dinger sind Evakuierungsgleiter, die kleinen Büchsen Mondshuttles. Mit einem davon, der Charon, werden wir morgen zum Trabanten starten.«
    »Ich hätte eine Diät machen sollen«, sagte Aileen aufgeregt zu Chuck. »Wie soll ich in so was reinpassen? An meinen Hintern könnte Halley's Komet zerschellen.«
    Lynn lachte.
    »Oh nein, sie sind sehr geräumig. Sehr bequem. Die Charon misst über 30 Meter in der Länge.«
    »Und das da?« Ögi hatte große, kranähnliche Gebilde auf der Oberseite des Rings und entlang der Masten entdeckt. Er schwebte näher heran, geriet vorübergehend in den Projektionsstrahl und erschien als kosmisches Supermonster, im Begriff, die OSS zu attackieren.
    »Manipulatoren«, sagte Haskin. »Roboterarme auf Schienen. Sie entladen die eintreffenden Cargo-Shuttles, entnehmen die Tanks mit dem verdichteten Helium-3, schaffen sie ins Innere des Torus und verankern sie in den Fahrstühlen.«
    »Was genau passiert, wenn so ein Shuttle andockt?«
    »Es rumst«, sagte Haskin.
    »Aber hat die Station dann nicht einseitig Übergewicht? Da liegen doch nicht immer gleich viele Schiffe vor Anker.«
    »Das ist kein Problem. Sämtliche Andockstellen sind frei über den Ring verschiebbar, wir können immer ein Gleichgewicht herstellen. Gut erkannt übrigens.« Haskin wirkte beeindruckt. »Sind Sie Architekt?«
    »Investor. Aber ich hab Verschiedenes gebaut. Wohnungsmodule für Großstädte, man klinkt sie in vorhandene Strukturen ein oder setzt sie auf Hochhausdächer, und wenn Sie umziehen, nehmen Sie die Hütte einfach

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