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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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indirekt Washington und die NASA zu begünstigen, wenn Sie Julian Geld geben. Na und? Hauptsache, am Jahresende stimmt die Bilanz.«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob man das so betrachten kann«, sagte Marc Edwards, wurde sich der Substanzlosigkeit seines Einwurfs bewusst und widmete sich interessiert den Stiefelpaaren, die Hedegaard vor sie hinstellte.
    »Ich kann es so betrachten. Er nicht.« Locatelli zeigte mit ausgestreckten Daumen auf den Russen und lachte breiig. »Er ist nämlich mit der Politik verheiratet.«
    Finn O'Keefe wechselte einen Blick mit Heidrun Ögi. Rogaschow und Locatelli gingen ihm gehörig auf die Nerven. Sie führten Diskussionen, die seiner Meinung nach ans Ende der Reise gehörten. Vielleicht war er ja auch einfach zu unbedarft, die Natur des Schwanzwedelns in Unkenntnis des Hundes zu erörtern, jedenfalls gedachte er während der kommenden Tage nichts weiter zu tun, als sich nach Kräften zu amüsieren und folgsam das Werbefilmchen abzudrehen, das er Julian versprochen hatte: Perry Rhodan auf dem echten Mond, den Vorzug der echten Erfahrung besingend. Schon gar nichts hatte das Investorengeschwafel, wie er fand, in »EVAs Garderobe« zu suchen, im Ankleidebereich für die Extravehicular activities.
    »Und Sie?« Locatelli starrte ihn an. »Wie sieht Hollywood die Sache?«
    O'Keefe zuckte die Achseln. »Gelassen.«
    »Ihr Geld will er auch.«
    »Nein, er will meine Visage, damit ich reichen Säcken wie uns weismache, sie müssten unbedingt auf den Mond. Insofern haben Sie recht.« O'Keefe rieb Zeigefinger und Daumen gegeneinander. »Ich verschaffe ihm Geld. Aber nicht meines.«
    »Schlauer Hund«, bemerkte Locatelli zu Rogaschow. »Wahrscheinlich kriegt er sogar noch welches dafür.«
    »Kriege ich nicht.«
    »Und was halten Sie wirklich von der Sache? Weltraumtourismus, private Mondflüge?«
    O'Keefe schaute sich um. Er hatte erwartet, komplette Raumanzüge hier hängen zu sehen, zur Bewegungslosigkeit erschlaffte Astronauten, doch die steril ausgeleuchtete Sektion atmete eher die Atmosphäre einer Boutique. Zusammengelegte Overalls aller Größen, nebeneinander aufgereihte Helme, Handschuhe und Stiefel im Spalier, Segmente zur Panzerung.
    »Keine Ahnung«, sagte er. »Fragen Sie mich in zwei Wochen noch mal.«
    Ihre kleine Gruppe – Rogaschow, Locatelli, Edwards, Parker, Heidrun Ögi und er selbst – hatte sich um Nina Hedegaard geschart, bemüht, nicht als Folge ungeschickter Bewegungen durcheinanderzutrudeln. Stündlich beherrschte O'Keefe das Weltraumballett besser, ebenso wie Rogaschow, der sich im Wildwasser abendlicher Konversation zur Aufzählung persönlicher Interessen hatte hinreißen lassen, sodass außer Fußball nun auch seine Vorliebe für Kampfsportarten zutage lag. Überhaupt schien der Russe seinen Körper nur zu besitzen, um ihn reptilienhafter Kontrolle zu unterwerfen. Seine Empfindungen, sofern er welche hatte, lagen unter dem Eis seiner hellblauen Augen verborgen. Marc Edwards und Mimi Parker, beides passionierte Taucher, hielten sich leidlich, Heidrun mühte sich nach Kräften, während Locatellis Ungestüm Potenzial für Blessuren barg.
    »Darf ich Sie bitten, näher heranzukommen?«, rief Hedegaard.
    »Also, unter uns –« Mimi Parker senkte die Stimme. »Es kursieren da so Gerüchte. Keine Ahnung, ob was dran ist, aber einige orakeln, Julian ginge die Luft aus.«
    »Soll heißen?«
    »Er sei so gut wie pleite.«
    »Das ist noch gar nichts«, flüsterte Heidrun. »Wollt ihr wissen, wem wirklich die Luft ausgeht?«
    »Klar.« Parker beugte sich vor. »Raus damit.«
    »Euch, ihr Labertaschen. Und zwar da draußen, wenn ihr nicht endlich aufhört, dummes Zeug zu verzapfen.«
    Rogaschow betrachtete sie mit der Amüsiertheit eines Katers, der von Mäusen angeknurrt wird.
    »Sie haben etwas Erfrischendes, Frau Ögi.«
    Sie strahlte ihn an, als habe er sie zur Miss Moskau gekürt. Der Russe zuckte belustigt die Brauen und schwebte näher an Hedegaard heran. Heidrun folgte ihm ungelenk. Ihre Gliedmaßen schienen in der Schwerelosigkeit noch länger und sperriger geworden zu sein. Die Dänin wartete, bis alle einen Halbkreis um sie gebildet hatten, klatschte in die Hände und schickte eine Referenz ihres Zahnarztes in die Runde.
    »So!« Skandinavisch scharfes S. »Ihr erster Weltraumspaziergang steht bevor. Alle aufgeregt?«
    »Klar!«, riefen Edwards und Parker wie aus einem Munde.
    »Bedingt«, lächelte Rogaschow. »Da wir ja jetzt Ihrer charmanten Obhut anvertraut

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