Lincolns Träume
Mannes. Er war immer nur gut zu mir gewesen. Und eines verschneiten Abends verkaufte er mich an Annie, die die Träume eines anderen träumte.
»Jeff wird sich gut um sie kümmern«, hatte Broun gesagt, wie ein Mann, der ein Geschäft abschloß, »nicht wahr, Jeff?«
Und ich hatte gesagt: »Ich kümmere mich um sie. Ich verspreche es.«
Ich glaube, unbewußt habe ich ihm das die ganze Zeit über vorgeworfen, der Tatsache zum Trotz, daß er nur nett zu sein versucht hat und mich ebenso liebt, glaube ich, wie Lincoln Willie geliebt hat, und er hier unten nicht deshalb ist, weil die Veilchen gegossen werden müssen, sondern weil er sich gefragt hat, wo ich war, weil er nicht wußte, was mit mir los war.
Ich habe ihm etwas vorgeworfen, wofür er gar nicht verantwortlich war. Es war bei beiden Liebe auf den ersten Blick, nicht wahr? Hatte Lee ihn nicht ›mein Fohlen‹ genannt, noch ehe er ihn gekauft hatte?
Ich war ihr von der ersten Minute an verfallen, als ich sie dort in ihrem grauen Mantel stehen sah, und sie nahm mich, ihren treuen, folgsamen Begleiter, nach Fredericksburg mit, und von dort nach Chancellorsville und nach Gettysburg und schließlich nach Appomattox, und dann verließ sie mich.
»Ich hätte dich nicht dorthin schicken sollen«, sagte Broun.
Ich kann nicht antworten. Ich stehe dort neben der Tür, atemlos, erschöpft. Armer Traveller. Wußte er, daß Lee tot war, oder hatte er, das arme, dumme Tier, zwei Jahre lang täglich auf seine Rückkehr gewartet?
»Was ist passiert?« fragt Broun besorgt. »Stimmt etwas nicht?«
»Ich bin in einen Nagel getreten.«
[i]
Kurzform von Rebellen, steht hier für Südstaatler. – Anm. d. Übers.
[ii]
Die ›tiefer gelegene Straße‹ (›Sunken Road‹) wird heute als Eigenname verwendet.
[iii]
I steht für Interstate, die Bundesstaaten verbindende Autobahn. – Anm. d. Übers.
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