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Lincolns Träume

Lincolns Träume

Titel: Lincolns Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Willis
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welche Nachricht es sich handelt. Es ist der Brief, in dem ihm Annies Tod mitgeteilt wird. Es gibt überhaupt keinen Grund, wieder zurück nach Arlington zu fahren.«
    »Ich muß…« Sie beendete den Satz nicht. »Die Träume bewegen sich im Kreis. Es ist wie damals, als ich andauernd von der Katze träumte, und dann sind wir nach Arlington rausgefahren, und es hat geholfen.«
    Wem geholfen? fragte ich mich. Dir oder Lee? Sie half ihm beim Träumen, half ihm, in seinem Marmorgrab in Lexington zu schlafen, und was hatte sie davon?
    »Ich glaube, er versucht zu sühnen«, hatte Annie gesagt. Lee hatte seine Tochter geliebt. Mit Sicherheit würde er nichts tun, das Annie verletzen würde. Ich wünschte, ich könnte das glauben. Ich wünschte, ich könnte glauben, daß seine Sühne nicht bedeutete, Annie durch den Bürgerkrieg hindurchzuschleppen, bis ihre beiden Herzen gebrochen waren.
    »Sieh mal«, sagte ich, »du hast gehört, was die Serviererin gesagt hat. Es soll schlechtes Wetter geben, und außerdem ist der Tierarzt noch nicht von seinem Kongreß zurück. Ich glaube, wir sollten so lange warten, bis wir von ihm hören. In der Zeit können wir auch die Fahnen fertig machen. Wir können sie nach New York bringen und auf dem Weg in Arlington halten.«
    Die Serviererin brachte unsere Eier. »In Charleston schneit es schon«, sagte sie. »Ich habe es gerade im Radio gehört.«
    »Siehst du?« sagte ich, als wäre die Sache damit erledigt.
    Annie schnitt den Schinken in Stücke, aß aber nicht davon. Sie fuhr einfach fort, ihn in immer kleinere Stücke zu schneiden. »Es soll nicht vor heute abend schneien«, sagte sie. »Du könntest den Veterinär von Brouns Haus aus anrufen, Jeff. Wir könnten die Fahnen mitnehmen und sie in D.C. fertigmachen.« Sie legte das Messer hin und rieb sich das Handgelenk.
    »Annie, du bist überhaupt nicht in der Verfassung, nach Arlington oder sonstwohin zu fahren. Du hast seit zwei Tagen nicht geschlafen, und offenbar tut dir das Handgelenk weh.«
    Sie hörte auf, es zu reiben. »Es wird schon gehen.«
    »Du könntest dir eine Verstauchung zugezogen haben, als du gegen das Armaturenbrett gefallen bist. Vielleicht sollten wir einen Arzt danach schauen lassen.«
    »Nein«, sagte sie und legte die Hand in ihren Schoß, als wollte sie sie vor mir verstecken. »Es ist nicht verstaucht.«
    »Aber es tut weh. Und du bist erschöpft. Wir sind beide zu müde, um klar zu denken. Ich glaube, am besten nehmen wir ein Aspirin und versuchen, ein bißchen zu schlafen, und dann reden wir über Arlington.«
    »In Ordnung«, sagte sie und sah, wie ich glaubte, erleichtert aus.
    Wir gingen zum Gasthof zurück, und Annie tat, was ich ihr gesagt hatte, auch wenn sie behauptete, daß ihr Handgelenk wirklich nicht schmerzte, nahm etwas Aspirin und legte sich sofort ins Bett. Ich rief Brouns für die Westküste zuständigen Agenten an. Wenn überhaupt jemand, dann wüßte er, wo sich Broun aufhielt, und ich hatte es ernst gemeint, als ich gesagt hatte, wir wären zu müde, um klar zu denken. Broun würde nicht zum Umfallen müde sein. Er würde wissen, was zu tun war, wie Annie geholfen werden konnte.
    Der Auftragsdienst seines Agenten teilte mir mit, er sei in New York. Als ich sagte, daß ich mich mit Broun in Verbindung setzen müßte, bekam ich eine Nummer, die ich anrufen sollte. Es war die Nummer von Brouns Anrufbeantworter.
    Broun hatte keine Nachrichten hinterlassen. Dafür aber Richard. Ich spulte das Band vor, um zu sehen, ob Broun einen Hotelnamen oder eine Nummer hinterlassen hatte, und entdeckte einen Anruf seiner Agentin. »Sie müssen jetzt die Druckfahnen einreichen«, sagte sie. »McLaws und Herndon schreien schon Zeter und Mordio. Sie sind nicht die einzigen, die angerufen haben. Alle Welt sucht nach Ihnen. Ich habe einen Anruf von einem Dr. Stone, Direktor der…«, da war eine Pause und ein Rascheln, während sie nach dem Zettel suchte, »Direktor des Schlafinstituts. Er rief an, um mir zu sagen, daß er etwas in dieser Gordon-Angelegenheit für sie herausgefunden hat, und…«
    »Die Gordon-Angelegenheit?« sagte ich. Gordon? Ich kannte keinen Gordon.
    »… daß es keine klinische Bestätigung für Dr. Gordons Theorie gäbe, daß Träume Krankheiten vorhersagen könnten. Sie sollen ihn wegen der Ergebnisse anrufen.«
    Ich rief Brouns Agentin an und sagte ihr, daß die Druckfahnen beinahe fertig waren. »Sie wissen wohl nicht, wie ich Broun erreichen kann, oder?« sagte ich. »Es gibt da

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