Linda, H: Winterherzen: Für morgen, für immer
Schlafzimmer gebracht, nicht einmal ihre Kleider ausgezogen hatte. Eine glühende Röte überzog ihre Wangen, als sie sich daran erinnerte. Ausgerechnet im Flur, wie Wilde in Abendkleidung. Ihre Zurückhaltung war verschwunden, seine Beherrschung ebenso, und sie hatten sich mit primitiver Kraft vereinigt. Es musste Max etwas bedeuten.
Doch er war in vielerlei Hinsicht so viel erfahrener als sie. War diese Nacht gewöhnlich für ihn? Bedeutete es für ihn nichts Neues? Sie starrte in den Spiegel, doch sie fand keine Antworten.
7. KAPITEL
D er Anruf kam am späten Nachmittag. Sam verbrachte lange Zeit in seinem Büro. Als er herauskam, war er blass. „Ich bin gerade über einen Übernahmeversuch informiert worden“, sagte er ruhig.
Claire blickte zu ihm auf, wartete geduldig.
„Er kommt von ‚Spencer-Nyle‘ in Dallas.“
Claire und Sam blickten sich an, wussten beide, dass es sich nur noch um eine Frage der Zeit handelte. „Spencer-Nyle“ war eine riesengroße Firma, auf verschiedenen Gebieten tätig, und der Vorstandsvorsitzende war berühmt wegen seiner gerissenen Schachzüge. Wäre die Übernahme von einer kleineren Firma, im selben Größenverhältnis wie „Bronson Alloys“, versucht worden, hätte eine Chance bestanden, sich zur Wehr zu setzen. Aber „Spencer-Nyle“ konnte sie ohne Anstrengung verschlingen. Sam konnte vielleicht die erste Runde gewinnen, wegen des Grundstückswertes, aber der Sieg würde an „Spencer-Nyle“ gehen.
„Es kann keine ausländische Firma dahinterstecken“, bemerkte Claire schockiert und verwirrt.
„Nein. Es scheint, dass wir von zwei Seiten bedroht werden. Ich habe es nicht bemerkt. Ich war zu sehr damit beschäftigt, meine Forschungen in Sicherheit zu behalten.“
„Wann werden sie ihr Angebot unterbreiten?“
„Das liegt bei ihnen. Aber ich sollte die verbleibende Zeit nutzen, um unsere Position zu stärken.“
„Haben wir eine Chance zu gewinnen?“
„Möglich ist alles.“ Sam lächelte plötzlich. „Wenn wir uns so sehr wehren, dass die Übernahme mehr Mühe kostet, als wir wert sind, dann ziehen sie sich vielleicht zurück. Ich könnte ja einfach gnädig nachgeben, aber Teufel, ich habe schon immer gern gekämpft. Sollen Anson Edwards und seine Männer sich ruhig anstrengen, um uns zu kriegen.“
Nun, da der entscheidende Augenblick gekommen war, schien Sam sich geradezu daran zu weiden. Claire wunderte sich überseine Mentalität. Doch sie kannte noch andere Menschen, die Konflikte und Herausforderungen genossen. Auch Martine gehörte zu ihnen. Stellte man einen Berg vor sie, dann erklomm sie ihn einfach. Claire hingegen zog es vor, ihn zu umgehen. Sie nahm eine Hürde nur dann direkt, wenn alle anderen Wege versperrt waren.
Als Besitzer der Aktienmehrheit und Vorsitzender des Vorstandes trug Sams Stimme viel Gewicht, aber er war den übrigen Mitgliedern dennoch verantwortlich. Eine Vorstandssitzung musste einberufen werden, um geeignete Maßnahmen zu diskutieren.
Claire hatte alle Hände voll zu tun. Das Telefon klingelte beständig, und sie musste Überstunden einlegen. Doch sie war sogar froh darüber, denn der Arbeitsdruck lenkte sie ein wenig von Max ab. Sie hatte beinahe Angst, nach Hause zu gehen, fürchtete sich vor einem weiteren Abend mit dem stummen Telefon.
Doch schließlich blieb ihr nichts anderes übrig, als nach Hause zu gehen. Sobald sie eintraf, legte sie einen Stapel Schallplatten auf, um die Wohnung mit Geräuschen zu füllen. Seltsam, früher hatte sie die Stille nie gestört. Sie hatte sie sogar begrüßt, hatte den Frieden und die Abgeschiedenheit nach einem hektischen Tag im Büro genossen. Max hatte das geändert, hatte ihre Interessen nach außen gekehrt, und nun ging ihr die Stille auf die Nerven. Doch die Musik vertrieb nur die äußere Stille, nicht die Leere in ihrem Innern. Er rief nicht an. Sie wusste es, spürte es deutlich.
Hatte sie für ihn nur einen warmen Körper von vielen in seinem Bett bedeutet? Nur eine Herausforderung, deren Reiz verschwunden war, sobald sie kapituliert hatte? Sie wollte es nicht glauben, wollte ihm vertrauen, aber mehr und mehr erinnerte sie sich an diese aufrüttelnden Momente, in denen sie die Härte hinter seinen perfekten Manieren gespürt hatte – so als wäre der kultivierte Gentleman nur eine Tarnung. Mehrere Male war ihr der Gedanke – wenn auch flüchtig – gekommen, dass sie ihn gar nicht kannte. Nun fürchtete sie, dass es der Wahrheit entsprechen könnte.
Max saß
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