Linda, H: Winterherzen: Für morgen, für immer
auszugehen. Sie hatte sich vorgenommen, sich ganz auf ihre Arbeit zu konzentrieren und ihn zu ignorieren. Doch zusammen mit ihrem Zorn waren all ihre guten Vorsätze verschwunden. Sie fühlte sich ihm hilflos ausgeliefert. Sie konnte keine Pläne, keine Vorsätze mehr fassen. Sie konnte sich nur noch eingestehen, dass sie ihn liebte, und jeden Tag so nehmen, wie er kam.
Claire war so nervös, dass es ihr kaum gelang, ihre Haare zu einem ordentlichen Knoten hochzustecken. Es war der Morgen ihres ersten Arbeitstages bei „Spencer-Nyle“, und sie musste sich darauf konzentrieren, doch ihre Gedanken weilten stattdessen bei Max und seiner Einladung zum Dinner.
Erneut fiel ihr eine Haarnadel aus den zitternden Fingern. „Verdammt!“,murrte sie ungehalten und hob sie auf. Sie musste sich beruhigen, wenn der Tag nicht zu einem Fiasko ausarten sollte.
Endlich hatte sie ihr Haar hochgesteckt. Mit einem hektischen Blick zur Uhr schlüpfte sie in die Jacke, die zu dem grauen Rock passte, schnappte sich ihre Handtasche und eilte aus dem Haus. Sie wusste nicht genau, wie lange sie im morgendlichen Berufsverkehr bis zum Büro von „Spencer-Nyle“ brauchte, und sie hatte kostbare Zeit mit dem Haar vertrödelt.
Welchen Eindruck würde sie erwecken, wenn sie an ihrem ersten Arbeitstag zu spät kam!
Doch zum Glück traf sie fünf Minuten zu früh ein. Eine freundliche Empfangsdame beschrieb ihr den Weg zu Theo Caulfields Büro im fünften Stock.
Ein großer dunkelhaariger Mann blieb im Vorübergehen stehen und schaute Claire an. Sie spürte seinen musternden Blick und sah ihn an. Er kam ihr irgendwie bekannt vor, auch wenn sie wusste, dass sie ihm nie begegnet war. Sein Gesicht wirkte hart wie Granit, und er strahlte eine beinahe greifbare Macht aus, sodass sie hastig den Blick abwandte. Auch die Empfangsdame schien nervös zu werden, als sie seine Aufmerksamkeit spürte.
„Sind Sie Claire Westbrook?“, fragte er unvermittelt und trat neben sie.
Woher weiß er das, wenn er nicht Theo Caulfield ist?, fragte Claire sich. Sie blickte zu ihm auf, fühlte sich angesichts seiner kräftigen Statur trotz ihrer hohen Absätze zwergenhaft und hoffte, dass er nicht ihr neuer Vorgesetzter war. Und weil er sie nervös machte, setzte sie ihre übliche beherrschte Miene auf.
„Ja, das bin ich.“
„Ich bin Rome Matthews. Ich werde Sie in Ihr Büro bringen und Theo Caulfield vorstellen.“ Während er Claire davonführte, sagte er: „Guten Morgen, Angie.“
„Guten Morgen, Mr. Matthews“, erwiderte die Empfangsdame beinahe schüchtern.
Auch sein Name schien Claire bekannt. Sie wagte einen weiteren Blick in sein hartes, beinahe brutales Gesicht, und plötzlich erinnertesie sich. Sie hatte sein Foto neben dem von Max in dem Artikel über „Spencer-Nyle“ gesehen. Er war Anson Edwards rechte Hand und sein auserwählter Nachfolger. Woher kannte er ihren Namen, und warum führte er sie persönlich in ihr Büro?
Was immer der Grund sein mochte, er schien nicht geneigt, Erläuterungen abzugeben. Er erkundigte sich höflich, wie ihr Dallas gefalle und ob sie sich schon eingerichtet habe, und Claire spürte, dass er sie aufmerksam beobachtete. Seine Hand ruhte an ihrem Ellbogen, und sein Griff war erstaunlich sanft.
„Da sind wir“, verkündete er, blieb stehen und öffnete eine Tür. „Sie werden alle Hände voll zu tun haben. Ihre Vorgängerin musste heute die neue Stelle antreten, sodass Sie sich allein einarbeiten müssen.“
Claire spielte mit dem Gedanken davonzulaufen, solange sie noch konnte. Doch in diesem Augenblick trat ein Mann aus dem inneren Büro. Zu ihrer Erleichterung wirkte Theo Caulfield wie ein normaler Mensch. Er war mittleren Alters und dünn, und ihm fehlte die einschüchternde Macht, die Rome Matthews ausstrahlte. Auch er wirkte nervös und entspannte sich erst, als der Vizepräsident sich verabschiedete und sein eigenes Büro aufsuchte.
Erleichtert stellte Claire fest, dass ihre Aufgaben nicht besonders ungewöhnlich waren, und sie arbeitete sich recht schnell ein. Theo Caulfield erwies sich als ruhig und gewissenhaft, aber nicht pedantisch. Sie vermisste Sam, doch sie wusste, dass er in seinem Labor wesentlich glücklicher war als je zuvor im Büro. Vielleicht war die Übernahme das Beste für ihn und die gesamte Firma.
Am Abend eilte Claire nervös nach Hause und zog sich hastig um, damit sie bereit war, bevor Max erschien.
Noch bevor er klopfen konnte, öffnete sie die Tür. „Wohin gehen
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