Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denn dein Herz kennt den Weg
Vom Netzwerk:
diesen fernen Ort gekommen zu sein
und Will Tate nie kennengelernt zu haben. Denn so anstrengend dieser Mann auch
war, es würde nicht leicht sein, ihn zu verlassen, und selbst wenn es ihr
gelang, würde sie ihn bestimmt ihr ganzes Leben lang vermissen. Um nicht länger
darüber nachdenken zu müssen, fragte sie: »Halten Sie es für möglich, daß
dieser Indianer wiederkommt?«
    Sie
wird fortgehen , dachte Will
grimmig, als er an diesem Morgen hinter dem Pflug herstolperte, ohne den würzigen
Duft der frischaufgeworfenen Erde oder die hellen, warmen Sonnenstrahlen
wahrzunehmen. Verdammt – sie wird fortgehen, obwohl sie nicht einmal weiß,
wohin sie gehen soll!
    Er warf
einen Blick zurück zur Hütte und war verblüfft, als er Bess in seine Richtung
kommen sah. Vorsichtig schritt sie zwischen den Erdfurchen entlang, in einer
Hand einen Wasserkrug und mit der anderen ihre weiten, viel zu eleganten Röcke
raffend.
    Wills Herz
zog sich zusammen, und im ersten Moment wollte er sie schon ignorieren, doch
dann brüllte er »Hoh!« , um das Pferd anzuhalten, hielt die Handgriffe des
Pfluges fest umklammert und beobachtete Bess, wie sie sich ihm näherte. Es war
das, was er sich erträumt hatte – eine schöne Frau, die ihm Wasser brachte,
wenn er auf den Feldern schuftete – aber wenn sie ging, würde die Erinnerung
daran während der langen, einsamen Jahre, die auf ihn zukamen, immer wieder von
neuem schmerzen.
    Sie
lächelte. »Ich dachte, Sie hätten vielleicht Durst«, sagte sie und reichte ihm
den Krug.
    Will nahm
ihn, sah, daß Bess die Hälfte des Wassers auf dem Weg verschüttet hatte, und
trank dankbar, was noch davon übrig war. »Danke«, erwiderte er und fragte sich,
wann er eigentlich angefangen hatte, Bess zu lieben ... und wünschte, daß es
nie geschehen wäre.
    »Sie
brauchen von heute an nicht mehr auf frisches Brot von Mr. Kipps zu warten«,
fuhr sie fort. »Ich habe Hefe in Ihrem Vorratsschrank gefunden und schon einen
Brotteig angesetzt.«
    Will hätte
sie gern berührt und wenn auch nur ihre Wange oder ihr seidig glänzendes Haar,
aber er wagte es einfach nicht. Es wäre nur eine weitere dieser Erinnerungen
gewesen, die ihn quälen würden, wenn sie nicht mehr da war. »Großartig«, meinte
er und gab ihr den Krug zurück.
    Das
glückliche Lächeln um ihren Mund verblaßte.
    Das war
noch etwas, worüber Will nicht nachdenken wollte: ihr Mund. Er konnte sich nur
zu lebhaft vorstellen, wie es sein würde, sie zu küssen, ihre Lippen sanft zu
öffnen und mit der Zunge die warme Höhlung ihres Mundes zu erforschen ...
    »Stimmt
irgend etwas nicht?« fragte Bess.
    Will legte
die Hände wieder auf den Pflug und wollte gerade dem Pferd pfeifen, damit es
seine Arbeit fortsetzte, als Bess ihre Hand ganz sachte auf seinen Arm legte.
Er konnte sich jedoch zu keinem Lächeln durchringen, und so zog er nur
schweigend eine Braue hoch, als wollte er damit sagen: Was gibt's?
    »Ich
dachte, Sie hätten gesagt, wir wollten unsere Gefühle voreinander nicht
verbergen«, sagte sie leise und sanft.
    »Das war,
als ich noch dachte, daß Sie bleiben würden,« antwortete er kühl.
    Sie
blinzelte, und Will dachte bestürzt, daß er es nie für möglich gehalten hätte,
daß die Augen einer Frau so blau sein konnten, daß es weh tat, sie anzusehen.
    »Ich habe
mich noch nicht entschieden, fortzugehen«, meinte Bess nach einem langen,
spannungsgeladenen Schweigen. »Ich habe nur laut gedacht.«
    »Sie werden gehen«, sagte Will, und diesmal stieß er wirklich einen schrillen Pfiff
aus, und das Pferd machte einen Satz nach vorn. Der Pflug schwankte und zog
eine schiefe Furche, bevor Will ihn wieder fest im Griff hatte.
    Bess
stolperte neben ihm her, ohne die geringste Notiz zu nehmen von der Erde, die
den Saum ihres hübschen Sommerkleids beschmutzte. »Wie können Sie es wagen, so
etwas vorauszusetzen, wenn ich selbst noch gar nicht weiß, ob ich fortgehe oder
bleibe?« fragte sie keuchend.
    Will tat,
als sähe er sie nicht, obwohl er sie aus den Augenwinkeln beobachtete. »Dies
ist ein hartes, einsames Land, und Sie sind ein Stadtmensch«, erwiderte er
schroff. »Sie würden wahrscheinlich nicht einmal den ersten Winter
überstehen.«
    Eine dunkle
Röte stieg in ihren Wangen auf. »Daß ich ein > Stadtmensch < bin, wie Sie
es nennen, heißt noch lange nicht, daß ich auch ein Schwächling bin«, sagte sie
und machte immer größere Schritte, um auf gleicher Höhe mit ihm zu bleiben.
»Verdammt, Will, würden Sie jetzt

Weitere Kostenlose Bücher