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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denn dein Herz kennt den Weg
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stimmte,
aber er hatte ihre Annäherungsversuche abgewiesen und nichts davon erzählt, um
Melissande, die er damals angebetet hatte, nicht zu kränken.
    »Dann
befand er sich im Irrtum«, erwiderte er schließlich kalt.
    »Ihr liebt
John Bradgates Tochter nicht, Sir«, zischte Renford böse, »und ich werde es ihr
sagen, wenn Ihr mich dazu zwingt. Ihr wollt nur ihr Gold, wie Euer Bruder, und
nichts anderes.«
    »Ich will
noch sehr viel mehr«, erklärte Christian flach. »Es ist Euch doch hoffentlich
bewußt, daß sie möglicherweise einer Eurer Verräter war?«
    Im ersten
Moment war Christian nicht imstande, etwas zu erwidern. Als er wieder sprechen
konnte, klang seine Stimme tödlich ruhig. »Wollt Ihr mir jetzt etwas von Liebe
vorschwafeln, Renford? Seit wann werden noble Ehen auf einem solch unsicheren
Fundament wie Liebe eingegangen? Die Verbindung wird uns beiden nützen.«
    »Euch ganz sicher, das bezweifle ich nicht.
Aber bei der Dame Melissande bin ich mir da nicht so sicher.«
    »Als ob
Euch das kümmerte. Ihr versucht doch nur, Eure Haut zu retten«, versetzte
Christian und holte tief Atem, den
er dann in einem langen, müden Seufzer wieder ausließ.
    »Während
Eure Motive natürlich vollkommen uneigennütziger Natur sind.«
    Christian
lächelte. »Selbstverständlich«, sagte er, und dann packte er Renfords Arm, zog
ihn zur Eingangstür, öffnete sie und stieß ihn über die Schwelle auf die Marmorstufen.
»Einen geruhsamen Abend, Sir.«
    Melissande hielt auf der Treppe inne, weil das
Herz ihr plötzlich in der Kehle saß und so heftig pochte, daß es zu zerspringen
drohte. Sie ermahnte sich, vernünftig zu sein, denn schließlich hatte sie gewußt, daß Christian sie nicht heiratete, weil er sie liebte. Und dennoch, trotz
allem, hatte sie die Phantasie genährt, doch jetzt, wo sie das Gespräch
zwischen Renford und dem Mann, der ihr Gebieter und Gemahl geworden wäre,
belauscht hatte, konnte sie sich nicht länger etwas vormachen.
    Langsam
schritt sie in die Eingangshalle hinunter und bemühte sich, ein entspanntes
Lächeln aufzusetzen. »Sobald ich genügend Dienerschaft gefunden habe«, sagte
sie zu Christian, der sie stirnrunzelnd musterte, »müßte ich eigentlich sicher
und bequem in diesem Hause leben können.«
    »Was hast
du, Melissande?« fragte Christian. Er mußte erraten haben, daß sie sein
Gespräch mit Mr. Renford gehört hatte, und das schmerzte nur noch mehr, das Wissen,
daß er sie für dumm und schwach genug hielt, ihn trotzdem heiraten zu wollen,
obwohl er im Grunde nichts anderes getan hatte, als ihr die Wahrheit brutal ins
Gesicht zu sagen.
    »Ich
glaube, ich möchte morgen lieber doch nicht heiraten«, platzte sie heraus.
»Oder vielleicht am besten überhaupt nicht.«
    Christian
trat einen Schritt in ihre Richtung. »Melissande, hör mir zu ...
    Demütigende
Tränen waren in ihre Augen gestiegen; mit einer ärgerlichen Handbewegung
wischte sie sie ab. »Geh zur Hölle, Christian«, wisperte sie. »Du wolltest mich
verletzen – du hast Rache gesucht und das ist dir gelungen. Bist du jetzt
zufrieden?«
    Er ergriff
ihren Ellbogen und hielt sie zurück, als sie sich abwenden und die Treppe
hinauffliehen wollte. »Wenn du mich nicht heiratest«, sagte er leise, ruhig,
»wirst du nie die Herrschaft über deine Galeeren erlangen. Sie werden auch in
Zukunft von Sklaven gerudert werden, die mit ihrem Blut und ihrer Lebenskraft
deine Schatztruhen mit Gold füllen!«
    Seine Worte
waren wie ein Schlag ins Gesicht für Melissande. Bis zu diesem Augenblick noch
hatte sie Trost erwartet, ermutigende Worte und eindringliche Beteuerungen,
daß sie das Gespräch zwischen ihm und Renford mißverstanden habe. Empört entzog
sie Christian ihren Arm. »Ich werde diese Männer befreien, und wenn ich die
Schiffe eigenhändig in Brand stecke«, schwor sie, in einem Ton, der ihr eigenes
Blut gefrieren ließ und, seiner Miene nach, auch Christians. »Und ich werde sie
in Brand stecken, bevor ich Bett und Namen mit jemandem wie dir teile,
Christian Lithwell, achter Earl von Wellingsley!« Damit spuckte sie ihm mitten
ins Gesicht, wandte sich auf dem Absatz um und stürmte aus dem Haus.
    Christian
war klug genug, ihr nicht zu folgen.
    Wellingsley Castle, Christians nächstgelegener
Besitz, war einen langen Ritt entfernt von Taftshead, und er besaß weder ein
Pferd noch Gold, um eins zu kaufen. Und deshalb suchte er Zuflucht in der
Dorfschenke – ein Mann konnte immer ein Bier an einem solchen Ort bekommen,

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